Altmühlbrücke: 100.000 Euro teurer als geplant
8.3.2020, 06:00 UhrWohl mit keinem anderen Bauwerk als der Altmühlbrücke in der Bürgermeister-Döbler-Allee hat sich der Treuchtlinger Stadtrat in letzter Zeit mehr beschäftigt. Der Bau aus dem Jahr 1966 ist marode, es bestand Handlungsbedarf, wie in zahlreichen Sitzungen seit 2017 klar wurde. Nur über den Umfang der Arbeiten bestand Uneinigkeit – und sie besteht weiterhin.
Vor allem CSU-Stadtrat Marco Satzinger, als Bauingenieur gehören Brückensanierungen nach eigenen Angaben zu seiner alltäglichen Arbeit, hat sich stets für eine Alternative ausgesprochen. So hätte man seiner Meinung nach die Brücke für ihre Restlebensdauer, die auf etwa 20 bis 25 Jahre geschätzt wird, mit einer vergleichsweise günstigen Thorma-Joint-Dehnfuge für etwa 165.000 Euro ausstatten können.
Diese Lösung hat auch die Stadtverwaltung zunächst bevorzugt, bis ein Ingenieurbüro das Bauwerk geprüft und von der Lösung abgeraten hatte. Zusammen mit einem Statiker kam die Stadt zu einer anderen Variante, die dann schließlich umgesetzt wurde: Die Asphaltdecke wurde auf der gesamten Fahrbahn- und Gehwegbreite auf beidseitig zwei Meter Länge ausgebaut und die defekte Übergangskonstruktion abgebrochen.
Dabei wurde gleich noch zusätzlicher Beton entfernt, um die Schäden an der Brückentafel und dem Auflagersockel zu beseitigen. Der Abbruch der Kammerwand sei nicht nur wegen der nicht vorhandenen Lagerbankentwässerung notwendig gewesen, sondern auch, weil die Dehnfuge zu gering war. Statt der notwendigen sechs Zentimeter waren nur etwa zwei Zentimeter vorhanden. So sollten für die Zukunft Spannungsschäden verhindert werden.
Die aufwändigen Arbeiten hatten ihren Preis, die Stadt ging erst von etwa 273.000 Euro Gesamtkosten aus. Das Ingenieurbüro überarbeitete die Berechnung und kam auf eine Summe von 306.000 Euro. Dazu kamen etwa Kosten für die Ampel, die den Verkehr geregelt hat, sowie Mehrkosten für das Abbruchmaterial.
Fast 400.000 Euro
Wegen der guten Lage in der Baubranche war jedoch niemand bereit, für diesen Preis zu arbeiten, weshalb das Gewerk für 354.000 Euro vergeben wurde. Seit September vergangenen Jahres ist die Brücke fertig, die Endabrechnung lässt noch auf sich warten, wird aber wohl um die 395.000 Euro betragen. "Wir hoffen, die vier vornedran vermeiden zu können", so Dieter Jänsch vom Bauamt.
Marco Satzinger lässt die Sache keine Ruhe. Der CSU-Stadtrat tritt bei der Kommunalwahl zwar nicht mehr an, gab aber den Ratsmitgliedern auf den Weg, wirtschaftlicher zu arbeiten. "Wir können nicht immer die 1000-Prozent-Lösung nehmen, sonst vernachlässigen wir woanders Aufgaben", sagte der Falbenthaler mit Blick auf das große Gemeindegebiet. "Das war eine sehr umfängliche Sanierung, wenn man die Restlebensdauer der Brücke bedenkt."
Dem widersprach Bauamtsleiter Jürgen Herbst. Die günstigere Lösung sei technisch nicht möglich gewesen, es hätten dann sogar sein können, dass nach zehn Jahren erneut saniert werden muss. Die Mehrkosten basieren auf der mehrheitlichen Entscheidung des Stadtrats der Durchführung der Maßnahme, und waren verursacht durch unsachgemäße Maßnahmen von früher, die so nicht hätten gebaut werden dürfen.
Das bestreitet auch Satzinger nicht, er stört sich nur am Umfang der Maßnahmen. "Man hätte hier eine große Summe an Geld einsparen können. Ich bringe auch an meinem Auto keinen neuen Lack an, während darunter alles rostet", versuchte er es für Laien verständlich zu machen.
Das bat Bürgermeister Werner Baum (SPD) auch zu berücksichtigen. Die meisten Stadtratsmitglieder seien eben keine Fachleute und müssten sich auf die Erläuterungen der Fachleute aus Bauverwaltung und Ingenieurbüro verlassen können. Wenn die Stadträte Glück haben, müssen sie oder ihre Nachfolger sich erst in gut zwei Jahrzehnten wieder mit der Brücke befassen.