Nitrat im Trinkwasser: Schambach zapft nun Fernleitung an
28.4.2020, 05:56 UhrSeit einer Woche fließt Lechwasser durch die Trinkwasserleitungen in Schambach. Als nahezu letzte Amtshandlung präsentierte Treuchtlingens Bürgermeister Werner Baum zusammen mit Stadtwerke-Chef Max Filser, dem technischen Leiter Mathias Ersfeld, Ortssprecher Josef Ferschl und dem früheren Bauamtsleiter Hermann Triebel den sanierten Hochbehälter am Knipfer, wo die neue Anschlussleitung vom Nagelberg ankommt.
Die alte Schambacher Trinkwasserversorgung hatte schon länger ein Nitrat-Problem. Zwar wurde der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter nie überschritten, mit zuletzt 26 Milligramm war die Belastung mit dem größtenteils aus Düngemitteln stammenden und potenziell krebserregenden Stoff aber schon recht hoch. Zudem hätte der in den 1960er Jahren gebohrte Brunnen im Tal demnächst über mehrere Wochen regeneriert werden müssen, wozu die Stadtwerke ohnehin eine Notversorgungsleitung hätten legen müssen.
Stattdessen erhalten die Dorfbewohner ihr Wasser nun – ebenso wie die Treuchtlinger Kernstadt – aus der Fernleitung des Zweckverbands Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum (WFW). Diese endet an der 2017 gebauten Übergabestation zwischen Lehnleinsmühle und Kohlmühle, von dort zweigt eine Leitung zum Hochbehälter am Nagelberg und nun eine zweite zum Behälter am Knipfer ab. Rund 2,2 Kilometer lang ist letztere, etwa eine halbe Million Euro hat sie gekostet.
Dazu kommen weitere 50.000 Euro für die Erneuerung der Elektrik und der Steuerungstechnik im laufenden Betrieb. So können die Mitarbeiter der Stadtwerke den Füllstand des Schambacher Behälters künftig ganz bequem am Monitor von ihren Treuchtlinger Büros aus überwachen. Die Kosten für das Gesamtprojekt liegen laut Abteilungsleiter Ersfeld „überall im Plan“.
„Die dezentrale Versorgung haben wir aber trotzdem nicht für immer aufgegeben“, betont Rathauschef Baum. Denn der Schambacher Brunnen bleibt für die Notversorgung erhalten. In den kommenden Wochen bauen die Stadtwerke in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt die Pumpe ab und unternehmen eine Kamerabefahrung samt Pumpversuch. Das Ziel: „Wir wollen die Leistungsfähigkeit bewerten, um dann auch Treuchtlingen notfalls mitversorgen zu können“, so Stadtwerke-Chef Filser.
Brunnen bleibt als Notreserve
Den Dorfbrunnen als „strategische Reserve“ zu nutzen, hat sich laut Filser angeboten, da dessen Überschuss schon bisher in den Hochbehälter am Knipfer gepumpt wurde. Da dieser höher liegt als der Behälter am Nagelberg, könnte das Schambacher Wasser auf diesem Weg im „freien Gefälle“ auch nach Treuchtlingen fließen, falls es technische Probleme oder einen Lieferengpass bei der WFW geben sollte. Auf diese Weise kompensiere die neue Leitung nicht zuletzt ein Stück weit die im Zuge des „Wasserstreits“ um die Förderrechte der Firma Altmühltaler gescheiterte Aktivierung des bislang ungenutzten Nagelbergbrunnens als Notreserve für die Altmühlstadt.
Und wie schmeckt den Schambachern ihr neues Wasser? „Wir trinken es und merken keinen Unterschied“, sind sich Josef Ferschl und Hermann Triebel einig, die beide im Dorf wohnen. Zwar seien sie „mit unserem eigenen Wasser zufrieden gewesen, auch wenn es etwas härter als das neue war“. Der WFW-Anschluss samt „Bypass“ für die Kernstadt sei aber „die intelligentere Lösung“. Wichtig sei es den meisten Schambachern vor allem gewesen, den eigenen Brunnen zu erhalten.
Auf den Wasserpreis hat der neue Fernwasseranschluss übrigens keine Auswirkungen. Dieser ist im gesamten Versorgungsbereich der Treuchtlinger Stadtwerke einheitlich, und die Kosten für den Leitungsbau nach Schambach wurden laut Mathias Ersfeld bei der Neuberechnung vor drei Jahren bereits einkalkuliert.