Präsentiert Treuchtlingen sein Museum unter Wert?
19.8.2020, 05:58 UhrDas Volkskundemuseum in der Heinrich-Aurnhammer-Straße ist Geschichte – es lebe das Museum Treuchtlingen. Seit dem Frühjahr firmiert das Haus unter dem neuen Namen und soll als "Sammlung für Altmühlfranken" dienen. Ein hehres Ziel, wird die Einrichtung doch wegen des fehlendes Geldes im städtischen Haushalt auf Sparflamme betrieben. Über die aktuelle Lage berichtete Museumsleiterin Marlit Bauch in der jüngsten Sitzung des Kur-, Kultur-, Tourismus- und Stadtmarketingausschusses.
Derzeit fallen drei Museen in die Zuständigkeit der Stadt Treuchtlingen. Neben dem bisherigen Volkskundemuseum sind das die Aurnhammer-Sammlung mit Posamenten – also Borten, Spitzen und Applikationen – sowie die Karlsgraben-Ausstellung in Graben.
Vor allem bei den letzten beiden Einrichtungen sind die Besucherzahlen eher gering. Die Ausstellung in Graben ist im Jahr 2014 mit 1247 Gästen recht gut gestartet, gleichzeitig war im Treuchtlinger Museum die Ausstellung "Großbaustelle 793" zu sehen, die über die Geschichte des Karlsgrabens informierte. Im vergangenen Jahr kamen nur noch 520 Besucher, trotz der Aktualisierung der Ausstellung in der Scheune eines typischen Jura-Anwesens.
Bodendenkmal Karlsgraben
Anfang dieses Jahres gaben die Städte Treuchtlingen und Weißenburg eine Machbarkeitsstudie zur "Inwertsetzung des Bodendenkmals Fossa carolina" in Auftrag. Der Karlsgraben wird von Archäologen und Historikern als das "bedeutendste und ambitionierteste Infrastrukturprojekt des frühen Mittelalters in Zentraleuropa" eingestuft. Zudem handelt es sich bei dem rund drei Kilometer langen Kanal um eines der längsten Bodendenkmäler Süddeutschlands.
Um dies nicht unter Wert zu verkaufen, soll bis Jahresende eine Studie fertig sein, deren Ergebnisse und Ideen dann im nächsten Frühjahr präsentiert werden. Bei der Unterzeichnung des Vertrags für die Machbarkeitsstudie war sogar von einem Neubau des Ausstellungsgebäudes die Rede. Es könnte die museale Präsentation mit dem direkten Erlebnis der Natur kombinieren. Die Studie wird zur Hälfte vom Landesdenkmalamt sowie zur anderen Hälfte von den beiden Städten finanziert.
Versteckte Posamenten
Ein Schattendasein fristet derzeit die Aurnhammer-Sammlung. Wobei es der Begriff "Sammlung" auch wirklich trifft, denn in den 1980er Jahren seien die Gegenstände dort ohne jegliches Konzept hineingestellt worden, so Museumsleiterin Bauch. Interessierte können sich in der Touristinformation melden und dann die Räume besuchen. Eigens erfasst werden die Zahlen nicht, es waren aber im vergangenen Jahr schätzungsweise etwa 400 Personen.
Über die Zukunft der Sammlung werde die Stadt in den nächsten Jahren nachdenken müssen, meint Bauch. Sie hofft, dass die Geschichte der Familie Aurnhammer besser in Szene gesetzt wird, da diese viel für Treuchtlingen geleistet habe. Die Fabrikantenfamilie Aurnhammer kaufte 1798 das Schloss und gründete hier die erste Posamenten-Manufaktur der Stadt. In der Hochzeit der Firma um das Jahr 1880 beschäftigte sie rund 700 Mitarbeiter, die teils auch in Heimarbeit tätig waren.
Das Museum Treuchtlingen soll als dritter Bestandteil der städtischen Museen nun zum Besuchermagnet werden. Im vergangenen Jahr erfolgte der große Umbau samt Jubiläumsausstellung zum Thema "150 Jahre Eisenbahn in Treuchtlingen". Mit 15 000 Euro Kosten war sie die bislang teuerste Ausstellung in der Geschichte des Museums. Teile davon befinden sich nun in der Dauerausstellung. Im vergangenen Jahr kamen von Juni bis Dezember – in den ersten fünf Monaten war das Haus wegen der Umbauarbeiten geschlossen – 1375 Besucher ins Museum.
Keine Sonderausstellung geplant
Auf eine Sonderausstellung wird heuer verzichtet. In dem dafür normalerweise genutzten Raum hat das neue Museumscafé seine Ausschankfläche erweitert, da zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Tische und Stühle weiter voneinander entfernt stehen müssen. Hier kommt die Stadt auch der Cafébetreiberin Anja Christoph entgegen, die im Frühjahr wegen der Schließung Umsatzeinbußen hinnehmen musste und für das Museum eine wichtige Rolle spielt – denn sie verkauft die Eintrittskarten im Auftrag der Stadt.
Ansonsten ist die Personaldecke für die Treuchtlinger Museen nämlich ziemlich dünn. Museumsleiterin Bauch muss sich in nur acht Stunden pro Woche um die drei Häuser kümmern, die restlichen Stunden ist sie für das Naturpark-Infozentrum im Schloss zuständig. Daneben gibt es nur noch eine Mitarbeiterin, die sich sechs Stunden pro Woche durch die über 25.000 Exponate des Hauses arbeitet.
Die Gegenstände lagern unter anderem im Dachboden des Museums, sie werden von mehreren Seiten fotografiert und zu einer digitalen Datenbank hinzugefügt, um einen Überblick zu erhalten und sich mit anderen Museen austauschen zu können. Zudem erhält die Einrichtung oft Unterstützung von ehrenamtlich engagierten Bürgern.
Trotzdem: "Es brennt hintenrum im Museum, wir benötigen dringend Hilfe", lautet das Fazit von Marlit Bauch an die Stadtratsmitglieder. Zwar sei sie immer auf der Suche nach Fördermitteln für die Einrichtung, doch ohne zusätzliche Hilfe seien ein Ausbau der Besucherzahlen und eine Steigerung der Attraktivität schwierig.
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