Rollstuhl-WC: Treuchtlinger VdK schießt gegen Landratsamt
12.2.2020, 05:56 UhrTreuchtlingens stellvertretender VdK-Chef Gerhard Neupert ist sauer. Seit fast einem Jahr ringen er und Argyris "Ruli" Spanoulis, Wirt der Gaststätte "Mocambo" am Treuchtlinger Brühl, mit dem Landratsamt um eine Behindertentoilette für das Stammlokal des Sozialverbands. Ohne erkennbaren Erfolg. Bei der Jahresversammlung der VdK machte Neupert seinem Unmut nun öffentlich Luft.
Der VdK hat in Treuchtlingen Gewicht, zählt er doch mehr als 700 Mitglieder. Viele davon sind ältere Mitbürger, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, Gehhilfe oder Rollstuhl benötigen – und ein entsprechend ausgestattetes WC. Dass es ein solches in der "Mocambo" immer noch nicht, ist bei jedem Treffen ein Ärgernis.
Dabei gibt es eine barrierefreie Toilette sogar schon, allerdings bisher lediglich als Rohbau. Das Problem: Das WC befindet sich auf der Terrasse des Lokals, die Spanoulis – nicht zuletzt wegen des letztjährigen Nachbarschaftsstreits über die Geräuschkulisse – überdacht hat und demnächst rundum verglasen will. Das hat ihm nach eigenen Worten ein langwieriges Genehmigungsverfahren beschert, zuerst wegen der Statik, dann wegen des Brandschutzes. Schließlich solle er nun ein Brandschutzkonzept für die gesamte Gaststätte erarbeiten.
Wer hat den Hut auf?
In all der Zeit ging es baulich nicht weiter. Beim Landratsamt werde die Verantwortung von einem Mitarbeiter zum nächsten weitergeschoben, vermutet Spanoulis. Neupert wird da noch deutlicher: Das Amt erweise sich als "Verhinderungsbehörde", die die Inklusion blockiere. "Eine Unverschämtheit, ich bin richtig enttäuscht!", so der VdK-Vize bei der Jahresversammlung. Als er das Gasthaus kürzlich mit einer Gruppe von Regens Wagner besucht habe, hätten viele der Menschen mit Behinderung Windeln tragen müssen, weil es für sie keine geeignete Toilette gebe. Es sei an der Zeit, "dass sich im Landratsamt einer den Hut aufsetzt und Entscheidungen trifft".
Jürgen Simon, Pressesprecher der gescholtenen Behörde, weist diese Vorwürfe zurück. "Der Antragsteller hat maßgebliche Unterlagen, auf die das Landratsamt nicht verzichten kann, bisher nicht vorgelegt", so Simon. Dies habe man dem Wirt auch so mitgeteilt. Die Behindertentoilette sei "nicht isoliert zu sehen, sondern untrennbar mit anderen Bauteilen verbunden", deren korrekte Genehmigung "auch im Interesse der Gäste ist und ohne die wir hier nicht weiterkommen". Woran es konkret hängt, könne er allerdings aus Gründen des Datenschutzes nicht sagen. Simon wundert es nach eigenen Worten, "dass der VdK dieses Thema wieder ausgräbt, obwohl das Landratsamt die Verantwortlichen erst im Dezember darüber informiert hat".
Mit dieser Erklärung konfrontiert, wird Gerhard Neupert erst so richtig ungehalten. "Wir waren letztes Jahr mit Gerhard Steingärtner, unserem Berater für Barrierefreiheit, beim Wirt und haben ihn überredet, dass er ein Behinderten-WC einrichtet", zeichnet er die Vorgeschichte aus seiner Sicht nach. Das habe Spanoulis auch getan – bis das Landratsamt davon Wind bekommen und moniert habe, dass er zu früh mit dem Umbau begonnen habe. "Daraufhin sollte er auch Behindertenparkplätze nachweisen, die jetzt aber ebenfalls da sind", so der VdK-Vize. Auch Bürgermeister und Landrat hätten sich zwischenzeitlich eingeschaltet.
Das habe dem Amt jedoch immer noch nicht gereicht, jetzt solle der Wirt auch noch ein Brandschutzkonzept für das komplette Gebäude erstellen, führt Neupert aus. Er empfinde dies als "Ausgrenzung und Schikane, statt zu helfen, wenn jemand nicht versteht, was von ihm erwartet wird". Der verantwortliche Mitarbeiter hätte dem Wirt "auch einfach bei der Antragstellung helfen können".
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