Treuchtlingen: Schüler informieren sich bei Berufsparcours
15.10.2019, 05:55 UhrEigentlich ist der Film "Werner Beinhart" ja durchaus lustig. Die deutsche Comicverfilmung verbindet man aber wohl immer noch mit einer Rohrbruch-Szene. Das Trio um Meister Röhrich, Geselle Eckat und eben Werner Beinhart hat im Film den Auftrag, eine Leckage an einer Verschraubung abzudichten. Doch die Situation gerät auf lustige Art und Weise außer Kontrolle, am Ende steht alles unter Wasser. Für Stefanie Felsner von "Felsner Haustechnik" aus Langenaltheim ist der Werner-Film deshalb nicht ganz so positiv besetzt. "Man hört manchmal, dass jemand Rohre mit dem Werner-Film verbindet", sagt Felsner. Die Schüler würden dann oftmals glauben, dass es ihnen hier "zu dreckig" zu gehe.
"Aber bei uns geht es ja nicht nur um dreckige Rohre. Wir machen viel mehr. Wir beschäftigen uns mit Solartechnik oder Heizung. Es ist viel abwechslungsreicher als die Schüler oftmals denken", sagt Felsner. Beim Berufsparcours in der Sporthalle der Treuchtlinger Senefelder-Schule hat das Unternehmen die Möglichkeit, Werbung in eigener Sache zu machen und vielleicht sogar den einen oder anderen Praktikanten zu gewinnen.
"Das ist eine super Möglichkeit, hier an Praktikanten zu kommen", sagt Britta Strunz, die Geschäftsführerin der Firma "Krause Präzisions-Kokillenguss" in Bieswang. Die Firma produziert einbaufähige Werkstücke für unterschiedlichste Branchen und Anwendungen aus Messingguss, Kupferguss, Bronzeguss und Aluminiumguss und bietet Ausbildungen zum Industriemechaniker, Werkzeugmechaniker, Zerspanungsmechaniker oder Gießereimechaniker an.
27 Unternehmen mit an Bord
Doch die Vielfalt an Ausbildungsberufen ist noch größer. Von Bäckern, Altenpflegern, Friseuren, Kfz-Mechatronikern, Schreinern oder Forstwirten waren und sind am gestrigen Montag und heute nahezu alle Berufsgruppen vertreten. Insgesamt 27 Unternehmen nehmen in diesem Jahr an der zweitägigen Veranstaltung in der Sporthalle der Schule teil. "So viele wie noch nie", sagt Karin Ressel, die das Format einst mitentwickelt hat. Sie steht am Montagmorgen etwas abseits und beobachtet das Geschehen. "Zu meiner Zeit haben die Eltern einem gesagt, dass sie mit der Firma Müller und der Firma Meier gesprochen haben. Und dann hat man sich eben zwischen Müller und Meier entschieden."
Die Möglichkeiten, das will Ressel mit diesem Vergleich veranschaulichen, sind größer geworden – und damit auch unübersichtlicher. Was will ich später eigentlich einmal werden? Mit dieser Frage muss sich früher oder später jeder Schüler befassen. Der Berufsparcours bietet den Heranwachsenden die Möglichkeit, Berufe kennen zu lernen, zu testen und auszuprobieren. Anhand von kleineren praktischen Übungen sollen die Schüler ein Gespür für den jeweiligen Beruf bekommen. Am Ende erhält jeder Schüler ein Teilnahme-Zertifikat.
Seit 2009 findet der Parcours nun schon statt und hat sich stetig weiter entwickelt. Durchgeführt wird er im Rahmen des regionalen Projekts "Mittelschulen – Arbeitswelt – Partnerschaft" (MAP) der Hermann-Gutmann-Stiftung. Gefördert wird die Veranstaltung von der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg und dem Staatlichen Schulamt Weißenburg-Gunzenhausen. Insgesamt neun Schulen aus dem gesamten Landkreis nehmen teil. "Das schönste ist immer, wenn ich an den Ständen ehemalige Schüler von mir sehe", sagt Susanna Rathsam, die Konrektorin der Senefelder-Schule.
Azubis helfen den Schülern
Viele Unternehmen setzen nämlich mittlerweile ihre eigenen Auszubildenden ein, um den Schülern das Berufsbild näher zu bringen. Julian Vogt ist einer von ihnen. Er macht zurzeit eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker bei der Firma "Plastic Omnium", die Werke in Pappenheim und Weißenburg hat. Mittlerweile ist er im zweiten Lehrjahr. "Ich durfte damals genau das gleiche zusammenbauen", sagt Vogt und ergänzt: "Für mich ist das zwar etwas ungewohnt, aber es macht Spaß", so der 18-jährige ehemalige Schüler der Mittelschule Weißenburg. "Ich denke schon, dass es besser ist, wenn jüngere Leute das erklären, als wenn es irgendein Erwachsener macht", so Vogt, der den Stand mit seinem Azubi-Kollegen Yannick Maderholz betreut.
Der Berufsparcours ist also eine Win-Win-Situation – für Schüler, die Betriebe und deren Azubis. "Wenn man sich das hier anschaut, dann sieht man, dass sich alle Anstrengungen gelohnt haben", sagt Klaus Fackler, der dritte Bürgermeister der Stadt Treuchtlingen, über die Veranstaltung, der unter anderem auch der Bundestagsabgeordnete Manuel Westphal einen Besuch abstattete.
Als sich zwischen Westphal und Hermann Grillenberger, Kreishandwerksmeister aus Gunzenhausen, eine Diskussion über den Wert der beruflichen Ausbildung und dem zunehmenden "Akademisierungswahn" entspann, grätschte Uwe Linss vom Bosch Service an der Heusteige dazwischen: "Jetzt fangen wir erst einmal klein an und versuchen, die jungen Leute hier für das Handwerk zu begeistern". Zumindest darüber waren sich am Ende auch alle wieder einig.
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