Treuchtlinger Brühl: Neues Wohnheim, strittiger Kreisel

29.6.2018, 06:04 Uhr
Treuchtlinger Brühl: Neues Wohnheim, strittiger Kreisel

© Patrick Shaw

Das neue Wohnheim der Rummelsberger Diakonie soll laut Immobilien-Chefin Sabine Pfeiffer bis zu 24 Menschen mit Behinderung beherbergen, die im Zuge des Umbaus und der Generalsanierung des „Hauses Altmühltal“ von Pappenheim nach Treuchtlingen umziehen. Sie sollen auch später am Brühl wohnen bleiben, da das Haus Altmühltal nach dem Umbau wegen der höheren Standards deutlich weniger als die aktuell knapp 100 Plätze haben wird.

Schon jetzt leben in Treuchtlingen rund 15 Behinderte in Außenwohngruppen der Rummelsberger. Ein Vorteil des Neubaus am Brühl ist die Nähe zu den vor zwei Jahren fertiggestellten „Altmühltal-Werkstätten“ in der Gstadter Straße, in denen sich die Beschäftigten nach Worten von Einrichtungsleiter Friedrich Weickmann „sehr wohl fühlen“. Zusätzlich zu den Bewohnern sind in der Regel zwei Mitarbeiter anwesend, die die Behinderten rund um die Uhr begleiten.

Das L-förmige Gebäude entsteht ziemlich genau auf Höhe der Galgenbuckstraße und des neuen Kreisverkehrs und grenzt nördlich an die Tennisplätze des ESV. Die Baumreihe dazwischen bleibt Architektin Lucia Ermisch aus Roth zufolge als Sicht- und Lärmschutz erhalten.

Treuchtlinger Brühl: Neues Wohnheim, strittiger Kreisel

© Grafik: Ermisch & Partner

Das Areal liegt fast komplett im abschüssigen Überschwemmungsgebiet der Altmühl und soll nach Fertigstellung dennoch barrierefrei, also ebenerdig sein. Deshalb wird das gesamte Gelände um bis zu eineinhalb Meter aufgefüllt. Der dabei verlorengehende Rückhalteraum soll stattdessen in den Auen zwischen Wettelsheim und Graben ausgewiesen werden, wo die Stadt laut Bürgermeister Werner Baum „noch Luft im Retentionskonto hat“. Ein breiter Graben entlang der südlichen Grundstücksgrenze nimmt zudem das Dach- und Straßenwasser vom höherliegenden Wohngebiet entlang Brühl und Schwarzfeldstraße auf.

Auch den Blick der Anwohner auf den Altmühlgrund soll der Neubau nicht wesentlich versperren. Das Gebäude ist zweistö­ckig mit Flachdach oder flachem Satteldach geplant und soll eine Traufhöhe von maximal acht Metern haben. Schon die vorhandene Eingrünung ist höher. Um das Haus möglichst nah an der Straße und mit wenig Flächenverbrauch zu errichten, stimmte der Stadtrat neben dem Bebauungsplan einer Halbierung der Abstandsflächen zu. Parkplätze braucht die Einrichtung kaum, da keiner der Bewohner Auto fährt. Vier Stellplätze entstehen für die Mitarbeiter sowie eine großzügige Einfahrt, damit dort die Kleinbusse wenden können, die die Bewohner zur Arbeit bringen.

Lassen sich die Raser beeindrucken?

Gänzlich unabhängig und noch vor diesen Plänen ist der neue, direkt vor dem Wohnheim liegende Kreisverkehr entstanden. Ihn empfinden so manche Anlieger ebenso als herausgeworfenes Geld wie die geplante Fahrbahnverengung mit Längsparkplätzen und Pflas­terstreifen zwischen Galgenbuck- und Schwarzfeldstraße.

„Wie soll ein Kreisel, durch den man ungebremst gerade durchfahren kann, für Verkehrsberuhigung sorgen?“, fragt Reinhold Eckel, der in der Schwarzfeldstraße wohnt und schon die Bürgerinitiative gegen die Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) angeführt hat. Eine „optische Beruhigung“ durch Pflasterstreifen funktioniere zudem schon in der Bahnhofstraße nicht. Und wenn der Brühl durch die Verengungen schmaler werde, würden die Raser bestimmt nicht bremsen, sondern einfach auf den abgesenkten Bordstein gegenüber ausweichen – was Fußgänger gefährde. Überdies wachse die Gefahr von „Spiegel-Remplern“.

Dem widerspricht Dieter Jänsch vom Stadtbauamt. Die Grundidee der neuen Verkehrsführung sei wegen der Schulbusse entstanden, die bislang vor den Tennisplätzen gehalten und dann in der Schwarzfeldstraße rückwärts gewendet hatten – was sie mit Kindern an Bord gar nicht dürfen. Für sie wird die Haltestelle nun auf Höhe des Fußwegs Richtung Festplatz verlegt, sodass die Busse am neuen Kreisel wenden können. Über die frisch verlängerte Weißenburger Straße wäre das zwar ebenfalls möglich gewesen, wegen der dort bald lebenden Senioren aber nicht gewollt.

Die bestehende Tempo-30-Zone wird zudem laut Jänsch künftig schon rund 50 Meter vor dem Kreisel ausgeschildert. Direkt dahinter beginnt die Fahrbahnverengung auf 4,75 Meter samt Längsparkplätzen entlang der Ostseite der Straße. Dies werde sicher einige Autofahrer dazu bewegen, langsamer zu fahren. „Mehr können wir baulich nicht für diese Straße tun“, so Jänsch. Dass sich manche Verkehrsteilnehmer partout nicht an die Regeln halten, sei zwar richtig, dies zu verhindern aber Sache der Polizei.

Teurer ist der Umbau der Straße Am Brühl durch den Kreisverkehr übrigens nicht geworden, wie es Kritiker bemängelt hatten. „In der ersten Planung war vorgesehen, die Galgenbuckstraße rechtwinklig anzubinden und die Kreuzung zu pflastern“, erklärt Jänsch. Dies wäre teurer gewesen als der jetzige Asphaltbelag, was sich mit den Mehrkosten für den Kreisel die Waage halte. Knapp 66.000 Euro kostete die erste und kostet die jetzige Variante unter dem Strich. Ein größerer Kreisverkehr, der den Verkehr stärker abgebremst hätte, wäre wegen der dafür nötigen Verlegung des Gehwegs ebenfalls erheblich teurer gewesen.

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