Treuchtlinger Feuerwehrhaus sorgt für Ärger

28.4.2018, 06:04 Uhr
Treuchtlinger Feuerwehrhaus sorgt für Ärger

© Benjamin Huck

So voll ist der Sitzungssaal des Rathauses selten. Geschätzte 20 Feuerwehrleute der Treuchtlinger Stützpunktwehr mit Kommandant Andreas Berger sitzen auf den Zuschauerplätzen, dazu einige Feuerwehrmänner aus den Dörfern. Mehrere Jahre zieht sich das Thema eines neuen Feuerwehrhauses für die Treuchtlinger Wehr bereits hin, das alte Gebäude in der Jahnstraße ist mit 713 Quadratmeter Nutzfläche viel zu klein. Nachdem ein Standort gefunden wurde – das Gelände der ehemaligen Firma KB Kunststoffbeschichtung in der Elkan-Naumburg-Straße – steht nun noch die Art und Weise des Neubaus im Gespräch.

Bürgermeister Werner Baum berichtet von acht Besprechungen mit der Feuerwehr, zwei Infoabenden von Feuerwehr und Stadtrat, drei Sitzungen der fraktionsübergreifenden Lenkungsgruppe, zwei Sitzungen der Fraktionsvorsitzenden und schließlich fünf öffentlichen Sitzungen seit September 2016. Im vergangenen November wurde im Stadtrat schließlich die Variante „9+1“ vorgestellt. Neben neun festen Stellplätzen soll die Wasch- und Rüsthalle als temporärer Stellplatz genutzt werden können.

Dem Stadtrat war das zu groß und wohl auch zu teuer, weshalb die Verwaltung nacharbeiten sollte. Das Ergebnis war im März die Lösung „8+1“ mit nur acht Stellplätzen. Zudem verringerte sich die Nutzfläche von 1910 auf 1685 Quadratmeter. Statt 60 Herren- und 20 Damenumkleiden sieht diese Variante nur 40 Herren- und zwölf Damenumkleiden vor. Im Obergeschoss soll es weiterhin Kursräume geben, allerdings kleiner als bisher geplant.

Mit dieser Lösung war die Feuerwehr nicht zufrieden, weshalb die Stadt im April noch einmal nachgebessert hat. Das Ergebnis: die Variante „8+1 groß“. Zwar soll es bei den acht Stellplätzen bleiben, dafür soll es im Erdgeschoss 35 Quadratmeter mehr Nutzfläche geben – für die Spinde, das Lager und die Atemschutzausrüstung.

Diese Variante schlägt Bürgermeis­ter Baum nun dem Stadtrat zur Abstimmung vor. Die Stadt müsste dafür nach Abzug der Förderung einen Eigenanteil von 5,0 Millionen Euro bezahlen. Die Variante „8+1“ käme auf 4,9 Millionen Euro, die Variante mit den neun Stellplätzen auf 5,2 Millionen Euro. Auch über die mittlere Variante sei stark diskutiert worden, so Baum, letztlich haben sich die beteiligten Stadtratsmitglieder in Gesprächen auch darauf geeinigt.

Treuchtlinger Feuerwehrhaus sorgt für Ärger

© Grafik: Stadt Treuchtlingen

„9+1“ zukunftsfähiger?

CSU-Ratsmitglied Matthias Strauß war in diesen Gremien nicht beteiligt, wie er berichtet. Nach Vorlage der Kosten spricht er sich allerdings für die Variante „9+1“ aus, die ja letztlich nur 200.000 Euro mehr kostet als die vom Bürgermeister favorisierte Variante. Er gibt zu, dass viel Emotionen in der Sache sind und es stimmt ihn nachdenklich, dass kein gemeinsam tragbarer Kompromiss gefunden wurde. Schließlich sei die Variante „9+1“ ja auch nur ein Kompromiss gewesen, die Feuerwehr hatte sich mehr erhofft. „Ich denke jedoch, dass ‚9+1‘ vorausschauender ist, ein späterer Anbau ist wahrscheinlich teurer.“ Der Applaus der Zuschauer ist ihm damit sicher.

Wie brüchig der Kompromiss ist, wird laut SPD-Rat Josef Ferschl am Beispiel eines Schreibens der Wehr an die Räte deutlich, das sinngemäß mit den Worten „Die Mitglieder der Feuerwehr behalten sich Schritte vor“, unterschrieben war. Das sei reichlich schwammig und habe in solch einem Schreiben nichts verloren. Außerdem kritisiert er die fehlende oder zumindest nicht geäußerte Bereitschaft der Wehr, beim Bau mitzuhelfen – so wie es etwa die Gundelsheimer beim Neubau ihres Hauses angekündigt haben.

SPD-Fraktionsvorsitzende Susanna Hartl meint, dass es schwierig sei, Abstriche vorzunehmen. Doch ein Gutachten, wie sich die Feuerwehren künftig entwickeln, hätten diese schließlich abgelehnt. Die Lösung „8+1 groß“ sei wünschenswert und machbar, „da hat sehr viel Leben Platz“. Sollten doch mehr Stellplätze benötigt werden, könnten diese am neuen Standort leicht erweitert werden.

Bürgermeister Baum erinnert erneut an die vielen Sitzungen, die es gegeben hat. Klar habe sich die Feuerwehr intern mehr gewünscht, allerdings entstehe nun ein in die Zukunft gerichtetes Haus. Die große Mehrheit des Rates stimmt schließlich für die Variante „8+1 groß“, nur die CSU-Räte Matthias Strauß, Marco Satzinger und der Gundelsheimer Karl Heckl sind dagegen.

Unmittelbar nach der Abstimmung verlassen die Treuchtlinger Feuerwehrleute wortlos und geschlossen den Saal. „So etwas habe ich in 34 Jahren Kommunalpolitik auch noch nicht erlebt“, kommentiert dies Bürgermeis­ter Baum. Susanna Hartl vermisst ein Wort des Dankes. Am Tag nach der Abstimmung sagt Feuerwehrkommandant Andreas Berger auf Nachfrage, dass er definitiv nicht zufrieden mit der Entscheidung sei. Nach einem Treffen im März habe er gehofft, dass sich der Stadtrat von der Lösung „9+1“ überzeugen lässt. Dass der Feuerwehr nun ohne Absprache die Lösung „8+1 groß“ vorgesetzt werde, könne er nicht verstehen.

Dienstversammlung anberaumt

Noch am Donnerstagabend setzten sich die Feuerwehrleute zu einer Versammlung zusammen. Die Truppe sei im Moment aufgrund des Beschlusses unmotiviert, deshalb werde es nach dem Maibaumaufstellen am Montag auch nicht das angekündigte Grillen geben. Als Trotzreaktion möchte Berger dies nicht verstanden wissen. „Aber so wie mit der Feuerwehr umgegangen wird, habe ich ein Problem, Leute zu finden, die sich neben den Einsätzen noch engagieren.“

Nach dem Beschluss des Stadtrats können nun die Architekten weiter planen. Im März 2019 soll die Freimachung des Grundstücks beginnen, die alten Gebäude werden dem Erdboden gleich gemacht. Der Bau des Hauses soll dann im März 2020 starten. Feuerwehrkommandant Berger hat indes für den 4. Mai eine außerordentliche Dienstbesprechung der Aktiven einberufen. Das letzte Wort zu diesem Thema ist wohl noch nicht gesprochen.

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