Trotz Corona: In diesen vier Gemeinden kommt es am Sonntag zur Stichwahl

26.3.2020, 12:46 Uhr
Ausschließlich per Briefwahl: Am Sonntag findet  im PZ-Gebiet, in Lauf, Schwaig, Neunkirchen und Leinburg die Stichwahl in der Bürgermeisterwahl statt.

© Anestis Aslanidis, NN Ausschließlich per Briefwahl: Am Sonntag findet im PZ-Gebiet, in Lauf, Schwaig, Neunkirchen und Leinburg die Stichwahl in der Bürgermeisterwahl statt.

Aber funktioniert und interessiert Wahlkampf im Katastrophenfall überhaupt? Wir haben mit den Kandidaten gesprochen.

Lauf

46,2 Prozent der Stimmen holte Laufs Bürgermeister Benedikt Bisping vor eineinhalb Wochen im ersten Wahlgang in der Kreisstadt Lauf. Seitdem hat sich die Welt verändert, Bisping ist derzeit im Krisenmodus. Im Homeoffice koordiniert er diese Woche die Rathausgeschäfte, bespricht sich zum ersten Mal in seiner Amtszeit per Videokonferenz mit Rettungskräften, Kita-Leitungen oder Firmenchefs. „Es gilt im Moment ausschließlich, die Ausbreitung des Corona-Virus´ einzudämmen“, sagt er. Wahlkampf? „Das läuft eher periphär.“

Was nicht heißt, dass nichts getan wird. Ein breites Team im Hintergrund hält Bisping diesbezüglich den Rücken frei. Es wurden noch rechtzeitig vor den Ausgangsbeschränkungen neue Plakate aufgestellt, Briefe an Senioren und Erstwähler wurden verschickt, begleitend läuft Wahlwerbung über Facebook. Der 52-Jährige, der schon Erfahrung aus zwei Stichwahlkämpfen hat, freut sich darüber, dass ihn auf der Internetseite der Grünen zahlreiche Bürger mit ihrem Namen unterstützen. „Das habe ich so noch nie erlebt.“


Kommunalwahl 2020: Stichwahl in Lauf


Und dann macht er doch noch ein bisschen Werbung in eigener Sache. Menschen aus Lauf hätten ihm gesagt, sie könnten sich nicht vorstellen, wie in der Krise ein politischer Neustart funktionieren solle. Viele Rädchen müssen ineinandergreifen, jetzt komme es auf gute Kontakte an, so Bisping.

Herausforderer Thomas Lang von den Freien Wählern, der vor eineinhalb Wochen in Lauf auf gut 29 Prozent kam, schmecken solche Aussagen nicht recht. Man dürfe Corona keinesfalls als Wahlkampfthema missbrauchen, betont der 46-Jährige. Mangels persönlicher Begegnungen habe sich sein Wahlkampf komplett aufs Internet verlagert, und … aufs gute alte Telefon. „Das steht zurzeit zwischen 7 und 22 Uhr kaum still", erzählt Lang. „Ich habe auf diese Art zuletzt mehr Gespräche geführt als in den letzten Jahren am Marktplatz.“

Er ist sich sicher, dass sich der nächste Bürgermeister definitiv mit ganz anderen Dingen auseinandersetzen muss, als noch vor ein paar Wochen gedacht. „Ich hoffe, dass uns Corona als Krankheit irgendwann nicht mehr so schlimm beschäftigt. Aber die wirtschaftlichen Folgen werden wir über Jahre spüren.“ Aufgrund wegbrechender Gewerbe- und Einkommenssteuer werde in Lauf sicher ein Nachtragshaushalt nötig, vermutet FW-Mann Thomas Lang.

Neunkirchen

Der Stuhl von Neunkirchens Bürgermeisterin Martina Baumann wackelt bedenklich, trotzdem hat sie in diesen Tagen einen ganz anderen Fokus. „Corona beschäftigt mich sehr, das verdrängt alles andere.“ Viele Infos müsse sie sich selbst besorgen, den Notbetrieb in Rathaus und Bauhof organisieren. Ein bisschen Wahlkampf ist trotzdem: Die SPD hat für Baumann, die im ersten Wahlgang für viele überraschend auf nur 39,5 Prozent der Stimmen kam, Zeitungsanzeigen geschaltet. Nürnbergs Noch-OB Uli Maly machte auf Facebook mit einem Video für sie Werbung. „Ich glaube schon, dass sich die Menschen trotz Corona für die Wahl interessieren“, glaubt die Bürgermeisterin. Das zeige der gute Rücklauf an Briefwahl-Unterlagen.


Kommunalwahl 2020: Stichwahl in Neunkirchen


Ihr Konkurrent Jens Fankhänel von der CSU, der mit gut 43 Prozent als Sieger aus dem ersten Wahlgang hervorging, setzt nur noch auf digitalen Wahlkampf. „Die älteren Bürger erreicht man damit natürlich nicht“, bedauert er. Freilich sei es schwierig, wenn man in einer so knappen Situation wie in Neunkirchen im Wahlkampf-Endspurt zur Untätigkeit verdammt sei. „Aber das gilt ja für beide gleichermaßen.“

Schwaig

Thomas Wittmann, der in Schwaig mit 47,5 Prozent in Schwaig nur knapp an der absoluten Mehrheit vorbei schrammte, sieht die Sache realistisch. „Man merkt, dass der Fokus der Menschen gerade nicht auf Wahlthemen liegt.“ Deshalb habe die Schwaiger FWG auf Flyer-Aktionen verzichtet, die Inhalte lediglich auf die Homepage gestellt „und bisschen was in den sozialen Medien gemacht“. Wichtig sei es, jetzt das Miteinander zu organisieren und die Daseinsvorsorge der Menschen zu sichern, sagt der 43-Jährige. Er hofft, dass aus seinem Etappensieg vor über einer Woche am Sonntag „ein Gesamtsieg“ wird.


Kommunalwahl 2020 in Schwaig: Die ersten Ergebnisse


„Das Thema Corona überwiegt zurzeit natürlich alles“, pflichtet ihm Petra Oberhäuser bei, die am Sonntag gegen Wittmann in die Stichwahl muss… mit nur knapp 27 Prozent aus Wahlgang eins im Rücken. Zwar habe die CSU über Social Media noch einmal darauf aufmerksam gemacht, was man in den letzten zwölf Jahren für Schwaig geleistet habe.

Ansonsten konzentriere man sich zurzeit darauf, über Corona aufzuklären, habe beispielsweise Links zu Hilfen auf der eigenen Homepage gebündelt. „Weil uns die Gemeinde in dieser Hinsicht zu wenig tut“, so Oberhäuser, die schätzt, dass man viele der Projekte, die im Wahlkampf Thema waren, angesichts von Corona „erst einmal vergessen“ könne.

Leinburg

Dem Leinburger CSU-Kandidaten Thomas Kraußer geht es nach eigenem Bekunden in erster Linie darum, „dass die Leute überhaupt wählen“. Dafür nutze man aktuell die Printmedien, aber auch Facebook und Instagram. „Auf Flyer haben wir bewusst verzichtet, weil wir Menschen in der momentanen Situation nicht damit belästigen wollen“, sagt der 50-Jährige, der mit 44,6 Prozent der Stimmen aus Wahlgang eins als Favorit in die Stichwahl geht. Ein kleiner Seitenhieb auf die SPD, die kurz vor den Beschränkungen noch Flyer verteilte. Auch die Verabschiedung des Haushalts, die eigentlich in Leinburg diese Woche angestanden hätte, müsse man laut Kraußer überdenken. „Es werden Steuerausfälle kommen.“


Kommunalwahl 2020 in Leinburg: Entscheidung vertagt


„Wir waren uns nach dem ersten Wahlgang einig, dass wir jetzt keine neuen Themen mehr ausgraben“, erklärt SPD-Kandidat Gerhard Pfeiffer. Dass seine Chancen in der Stichwahl nach nur gut 29 Prozent in Durchgang eins minimal sind, sieht er realistisch. „Meine Parteikollegen wollten aber trotzdem noch was machen“, meint der 54-Jährige, deshalb habe man noch ganz kurzfristig Flyer aus dem Boden gestampft.

Und auch für ihn gibt es ein Unterstützer-Video von Uli Maly. „Aber ich frage mich, wer sich das anschaut“. Das Internet und die sozialen Medien sind ohnehin nicht seins, das räumt er offen ein. „Wer mich direkt anspricht, mich anruft oder mir schreibt, der bekommt aber immer eine Reaktion.“

Eine Wahlempfehlung der unterlegenen FW gibt es in Leinburg übrigens – anders als in Lauf – nicht. Dafür sei man inhaltlich einfach zu nah beieinander gelegen, sagt Pfeiffer.

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