Eröffnung am Mittwoch

"Typisch Franken?": Vorab-Rundgang durch Landesausstellung in Ansbach

Alexander Jungkunz

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19.5.2022, 16:54 Uhr
Die diesjährige bayerische Landesausstellung mit dem Thema ·Typisch Franken?· findet vom 25. Mai bis zum 6. November in der Orangerie in Ansbach statt.

© Nicolas Armer, dpa Die diesjährige bayerische Landesausstellung mit dem Thema ·Typisch Franken?· findet vom 25. Mai bis zum 6. November in der Orangerie in Ansbach statt.

Von Dürer zu Playmobil, von den Räubern im Spessart zu den Kurgästen in Bad Kissingen, von Luther auf der Veste Coburg bis zu Dirk Nowitzki in Lebensgröße: Es ist eine rasante Reise durch fränkische Epochen und Regionen, auf die das Team des "Hauses der Bayerischen Geschichte" die erhofften 100 000 Besucherinnen und Besucher der Landesausstellung da schickt.

Am Eingang der Schau steht die titelgebende Frage "Typisch Franken?" - und ein Spielzeug-Karussell voller Klischees zeigt all das, was gängige Vorstellungen über unseren Landstrich ausmacht: Bier, Wein, Bratwurst zum Beispiel. Dann geht es in neun Stationen durch die drei Regierungsbezirke und in neun ganz spezielle Regionen.

Romantisches Franken

Den Auftakt macht, auch als Gastgeber der Schau, das markgräfliche Ansbach - in passender Umgebung, eben der markgräflichen Orangerie. Eine der vielen Medien-Stationen, in denen es etwas zu klicken, hören oder wischen gibt, präsentiert daneben "Stimmen aus einer Beziehungskiste" unter dem Titel "Franken und Bayern: In jeder Ehe gibt's mal Krach." Erkenntnis: Auch 1806 wurde schon gegen den "lumpigen König von Bayern" gewettert.

Das katholische Franken mit dem Schwerpunkt Würzburg ist die nächste Station im ersten Stock der Orangerie, dann geht es zu den Reichsstädten "zwischen Weißenburg und Windsheim". Ein Exkurs zum romantischen Franken ist dabei - schließlich nutzte Walt Disney in seinem "Pinocchio"-Zeichentrickfilm Rothenburg ob der Tauber als Kulisse.

Das Fichtelgebirge mit Goldgräbern, Porzellan-Machern und auch dem sprachprägenden Dichter Jean Paul, dann der Spessart - die ländlichen Regionen sind gut vertreten in der Mitte der Ausstellung. Dass der 1956 entstandene Film über das "Wirtshaus im Spessart" nur zu einem Bruchteil in Franken, sonst aber in Bayern gedreht wurde - es könnte das fränkische Minderwertigkeitsgefühl stärken...

Mit Städten geht die Schau in ihre Schlussetappe: Coburg, Nürnberg und Fürth, Bad Kissingen samt der "Bismarck-Waagen". Die Schwerpunkte liegen bei der heutigen Metropolregion und ihrem Zentrum nahe: das Landjudentum und Fürth als jüdisches Zentrum; die Industrialisierung mit reizvollen Ausstellungsstücken wie dem "Heinzelmann"-Radiobaukasten von Grundig oder einer der ersten Waschmaschinen von AEG, damals für mehrere Monatsgehälter (!) zu kaufen - und auch eine Ecke über die NS-Zeit in Franken mit dem von den Nazis instrumentalisierten Hesselberg, dem Hetzblatt "Stürmer" und den Reichsparteitagen ist dabei.

Bier, Wein und die Bratwurst

Für Kenner der Region nicht viel Neues. Dennoch reizt ein Rundgang, weil er die Unterschiedlichkeit Frankens präsentiert, knapp, kundig und anregend für weitere echte oder virtuelle Reisen. Und weil es seltene, staunenswerte Ausstellungsstücke zu sehen gibt in einer gut konzipierten Schau.

Am Ende werden die Besucher gefragt, was denn der typischste Begriff ist, auf den sich Franken mit einem Wort bringen lässt. Da trifft man sie wieder, die Klischees vom Start - also Bier, Wein, die Bratwurst - am treffendsten für diese lohnende Landesausstellung ist der ebenfalls vertretene Begriff "Vielfalt".

Die Landesausstellung startet am 25. Mai und läuft bis 6. November, täglich von 9 bis 18 Uhr, in der Orangerie (Promenade 30, Ansbach). Eine zweite Station ist in der Gumbertuskirche zu sehen. Eintritt 12/ermäßigt 10 Euro. Der Katalog mit 256 Seiten kostet vor Ort 24 Euro.

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