Urban Bouldern: Diese Fränkin macht die Stadtmauer zum Kletterrevier

4.7.2019, 15:28 Uhr
Die Stadt als Kletterrevier: Sabine Seiler (23), hier an der Stadtmauer in Neustadt, geht beim Bouldern neue Wege.

© Mark Dilling/privat Die Stadt als Kletterrevier: Sabine Seiler (23), hier an der Stadtmauer in Neustadt, geht beim Bouldern neue Wege.

Alles begann mit einem Zufall. Sabine Seiler, 23, war mit einem Freund in Ansbach unterwegs, die beiden wollten zum Klettern. Dann stellten sie fest, dass sie ihr Auto auf der falschen Seite der Rezat abgestellt hatten - und beschlossen, über die nächstgelegene Brücke zu klettern, um ans Ziel zu gelangen.

Diese spontane Aktion brachte die Nürnbergerin auf die Idee, sich nach mehr Boulderspots im öffentlichen Raum umzuschauen. Inzwischen zieht Seiler regelmäßig mit einem Partner und ihrem Crashpad los, einer Matte, die sie bei eventuellen Stürzen vor einem allzu harten Aufprall bewahrt. Bei ihren Touren haben es ihr vor allem die Stadtmauern in Nürnberg und Neustadt angetan. "Der Sandstein ist schön griffig", erklärt sie.

Trotzdem lässt sie beim Urban Bouldern mehr Vorsicht walten als in der Halle. "Es gibt keine festgelegten Routen, jeder Griff, jede Spalte ist anders, man weiß nie, ob nicht plötzlich ein Tierchen aus einer Ritze krabbelt oder der Stein bröckelt." Deshalb klettere sie im Freien immer unter ihrem Niveau. "Man macht sich mehr Gedanken." Ernsthafte Verletzungen habe sie bisher aber nicht davongetragen.

Klettern auf eigene Gefahr

Beim Bouldern zählt nicht die Höhe, sondern die Technik.

Beim Bouldern zählt nicht die Höhe, sondern die Technik. © Mark Dilling/privat

Doch darf man das überhaupt, die Stadtmauer einfach zur Kletterwand umfunktionieren? "Wer ein öffentliches Gebäude zu Zwecken nutzt, für die es an sich nicht gedacht ist, ist für die Konsequenzen selbst verantwortlich", erklärt Fabian Hess vom Rechtsamt der Stadt Nürnberg. Heißt: Wer sich beim Bouldern an öffentlichen Gebäuden verletzt, kann den Eigentümer - im Fall der Stadtmauer die Stadt - nicht dafür haftbar machen. Umgekehrt kann man für eventuell verursachte Schäden zur Verantwortung gezogen werden, vor allem, wenn man das Gebäude ohne Erlaubnis zweckentfremdet hat. Gleiches gilt beim Skaten oder Parkour im öffentlichen Raum, wenn man nicht die eigens dafür gedachten Anlagen benutzt.


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Seiler ist sich der Problematik bewusst. "Es gibt immer wieder Zuschauer", sagt sie. Bei einem Bekannten habe auch mal die Polizei vorbeigeschaut. Die habe aber nur etwas verwundert gekuckt und dann applaudiert - weitere Konsequenzen gab es nicht.

Inzwischen hangelt sich die Fränkin seit etwa einem Jahr an den Stadtmauern der Region entlang. Das Bouldern hat sie vor fünf Jahren für sich entdeckt, während der Abivorbereitungen suchte sie nach einem Weg, Stress abzubauen. Wo sie ihr Crashpad ablegt, entscheidet sie inzwischen oft spontan, wenn sie zufällig eine interessante Route im Fels entdeckt.

Und warum lieber die Stadtmauer als die Fränkische Schweiz? "Da gehe ich eher zum Klettern hin, es gibt wenig ausgeschriebene Boulderspots." Dann doch lieber der Sandsteinwall vor der Haustür.

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