Urwildpferde halten die einzigartigen Sandflächen frei

23.10.2012, 18:54 Uhr
Urwildpferde halten die einzigartigen Sandflächen frei

© Andre De Geare

Schon während der letzten Eiszeit besiedelten die robusten Tiere die kalten Steppen von Westeuropa bis Ostasien. Nach und nach wurde das Wildpferd aus Europa verdrängt und lebte schließlich nur noch in Zentralasien. Aber auch dort nahm die Population stetig ab. Seit 1970 gelten die Przewalski-Pferde in freier Wildbahn als ausgestorben.

Weltweit hatten weniger als 40 Exemplare in menschlicher Obhut überlebt, etwa in Zoos oder Tierparks. Aus ihnen entwickelte sich bis heute eine auf wieder 2000 Tiere angewachsene Population. Inzwischen wird sogar versucht, Przewalski-Pferde wieder in freier Wildbahn zu etablieren, beispielsweise in der Mongolei.

Öko-System von hohem Wert

Ermöglicht haben den Zuchterfolg auch Außengehege wie das 90 Hektar große Gelände im Tennenloher Forst. Auf dem einstigen Militärgelände will der Landschaftspflegeverband Mittelfranken seit 2003 die Sandflächen mit einem für ganz Süddeutschland einzigartigen Ökosystem erhalten. Tatsächlich erwiesen sich die Urwildpferde als ideale Landschaftpfleger.

Im Tennenloher Forst tummeln sich derzeit 14 Junghengste, die in zwei Gruppen mit jeweils straffer Hierarchie unterwegs sind. Dimitri und Galsan sind die Leithengste. Die Rangordnung und die Gruppenzugehörigkeit machen die Pferde unter sich aus. Da geht es oft recht wild zu.

Den damit einhergehenden Stress für die Tiere untersucht Dr. Natalie Steidele von der Ludwig Maximilians Universität in München in einem Forschungsprojekt zu den Przewalskis. Dabei hat sie überraschend festgestellt, dass die rangniedrigen Tiere geringere Stresswerte haben als die ranghohen.

Eine weitere Studie konzentriert sich auf das sogenannte Schlichtungsverhalten der Tiere. „Wir können immer wieder beobachten, dass ein Pferd zwei streitende Pferde voneinander trennt,“ berichtet Prof. Konstanze Krüger von der Universität Nürtingen und Regensburg. „Wir vermuten, dass mit einem derartigen Verhalten Freunde rekrutiert werden und sich das Aggressionspotenzial der Gruppe insgesamt absenkt. Das schlichtende Pferd muss dabei nicht zwangsläufig der Ranghöchste sein. Es hat eher etwas mit der Persönlichkeit des Pferdes zu tun“, sagt Krüger.

Das Gehege im Tennenloher Forst ist ein beliebtes Ausflugsziel. Der LPV bietet zweistündige Führungen zu den Gehegen an und veranstaltet jetzt einen Fotowettbewerb: Für einen Kalender 2014 über das Naturschutzgebiet können Fotos eingereicht werden.

Weitere Infos beim Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Turmberg 3 in 91058 Erlangen, Tel. 09131/6146345. Internet: www.wildpferde-tennenlohe.de

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