Straftat nicht ausgeschlossen

E-Mail aufgetaucht: Vermisste Elfjährige könnte bei Sekte sein

18.10.2021, 15:04 Uhr
Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach dem elfjährigen Mädchen.

© IMAGO Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach dem elfjährigen Mädchen.

Nach dem Verschwinden eines elfjährigen Mädchens in Schwaben gibt es Hinweise, dass das Kind im Umfeld der umstrittenen Sekte "Zwölf Stämme" ist. Es sei bei dem Pflegevater eine E-Mail eines Absenders eingegangen, der mutmaßlich der Sekte zuzuordnen sei, bestätigte ein Polizeisprecher gegenüber unserer Redaktion.

Demnach gebe es "deutliche Hinweise", dass sich die Elfjährige nun wieder bei ihren leiblichen Eltern aufhalte. Noch sei man dabei, die Nachricht zu verifizieren. Bis man sich sicher sei, ermittle man weiterhin "in alle Richtungen". Wenn es sich bestätigen sollte, dass die leiblichen Eltern das Mädchen mitgenommen haben, dann handle es sich nach aktuellem Ermittlungsstand um eine Kindesentziehung, so der Sprecher.

Sekte schon früher in den Schlagzeilen

Bereits am Wochenende war darüber spekuliert worden, dass die den "Zwölf Stämmen" zugeordneten Eltern mit dem Verschwinden des Kindes etwas zu tun haben könnten. Das Kind war am Samstag beim Joggen in Holzheim (Landkreis Dillingen) verschwunden und nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Die Polizei hatte daraufhin mit rund 100 Einsatzkräften nach dem verschwundenen Mädchen in Schwaben gesucht.

Die "Zwölf Stämme" waren früher im nordschwäbischen Klosterzimmern bei Deiningen (Landkreis Donau-Ries) angesiedelt. Die Sekte kam immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie das Prügeln von Kindern als angemessene Erziehungsmethode betrachtet. Vor acht Jahren hatten die Behörden 40 Buben und Mädchen aus der Gemeinschaft geholt und bei Pflegefamilien untergebracht.
Die Aktion hatte zu jahrelangen Prozessen geführt. Einerseits gab es mehrere Strafverfahren, andererseits gingen leibliche Eltern gegen den Sorgerechtsentzug vor. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied allerdings 2018, dass die Entscheidungen der Familiengerichte zulässig gewesen seien. Wegen des Vorgehens der deutschen Behörden siedelte die Sekte schließlich nach Tschechien um.

Dort könnte sich das vermisste Mädchen nun auch aufhalten. Ob die tschechischen Beamten bereits involviert sind und nach dem Mädchen suchen, dazu wollten sich der Polizeisprecher zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht äußern. Der Sprecher teilte lediglich mit, man sei mit anderen Behörden, darunter dem Jugendamt, im Austausch.

Der Artikel wurde zuletzt am 18. Oktober 2021 um 15.00 Uhr aktualisiert.


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