Vermisste Tramperin Sophia L.: Ärger um Hetze im Netz

21.6.2018, 17:34 Uhr
Vermisste Tramperin Sophia L.: Ärger um Hetze im Netz

© Markus Roider/Reporter 24/dpa

Die Ermittler tappen auf der Stelle, und das kommunizieren sie auch so. Noch immer gebe es keine "wirklichen Fortschritte" im Fall der seit vergangenen Donnerstag vermissten Sophia L. aus Amberg, sagt etwa Jana Friedrich, Sprecherin der Leipziger Staatsanwaltschaft. Gesucht wurde auch am Donnerstag wieder nach der jungen Frau, unter anderem an der A9 südlich von Nürnberg. Polizeibusse steuerten den Rastplatz Greding an, auch ein Helikopter war wohl im Einsatz. 

Die Staatsanwaltschaft wägt jeden Schritt penibel ab, kommuniziert auch gut eine Woche nach dem Verschwinden von Sophia L. nur das Nötigste. "Wir haben dabei vor allem den Ermittlungserfolg im Blick", sagt Friedrich. Alles, was die Arbeiten behindern könnte, wird abgeblockt. Einen dringend Tatverdächtigen, der die 28-Jährige getötet haben soll, fasste die Polizei bereits am Dienstag. Vieles deutet darauf hin, dass es sich um den marokkanischen Fernfahrer handelt, der Sophia L. an einer Raststätte bei Leipzig aufgriff und in Richtung Nürnberg mitnahm. Sie wollte, davon gehen Verwandte nach wie vor aus, von Sachsen in ihre Heimatstadt Amberg trampen, dort ihre Eltern besuchen. Doch irgendwo auf der Autobahn verliert sich die Spur der Frau. 

Anhaltspunkte habe man, das bestätigt die Staatsanwaltschaft. "Die Ermittler nutzen alle technischen Möglichkeiten, um Erkenntnisse zu gewinnen", sagt Jana Friedrich. "Wir haben nicht irgendwo gesucht, sondern dort, wo wir glauben, dass es Sinn macht." In einem Waldstück bei Plech etwa, oder aber erst am Mittwoch an den Laufer Pegnitzwiesen. Dort rückten Kräfte mit Schlauchbooten und schwerem Gerät aus. Dass man dort nach Sophia L. gesucht habe, auch das bestätigt die Staatsanwaltschaft aber nicht - aus ermittlungstaktischen Gründen. 

Freunde geben die Hoffnung nicht auf 

Die Beamten halten sich bedeckt. Offensichtlich stützen sie sich dabei aber auf GPS-Daten aus dem Lastwagen. Lange Pausen etwa könnten ein Anhaltspunkt sein. Jana Friedrich sagt lediglich: "Für jede Maßnahme brauchen wir eine Grundlage." Warum die Ermittler den verhafteten Mann nach wie vor für den Täter halten? Nach der "Gesamtschau der gewonnen Erkenntnisse", sagt Friedrich, müsse man derzeit davon ausgehen. Berichte, etwa der Bild-Zeitung, nachdem der Fernfahrer in Spanien festgenommen wurde, dort ein Feuer in seinem Laster gelegt haben soll, will sie ausdrücklich nicht bestätigen. 

Freunde und Verwandte von Sophia L. haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Immer wieder starten sie neue Suchaufrufe, sind aktiv im Internet, legen aber auch Flugblätter aus. Eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "Find Sophie" hat bereits rund 7000 Mitglieder.

"Die Verantwortlichkeit liegt immer bei dem Täter"

Dort meldeten sich Freunde der jungen Frau jetzt zu Wort. Immer wieder werde die Tat von Rechten und Rassisten vereinnahmt. "(...) Leider kursieren nach wie vor reißerische Artikel im Netz und der Fall von Sophia wird genutzt, um Stimmung gegen die Einwanderungspolitik, gegen 'Fremde' und eine offene Gesellschaft zu machen, während uns vorgeworfen wird, Sophias Verschwinden für eigene politische Mobilisierung zu nutzen", heißt es in einem Statement. "Diese mediale Stimmungsmache und die vielen selbstgerechten Kommentare sind an Abscheulichkeit kaum zu überbieten." 

Besonders schmerzhaft seien Kommentare, die Sophia vorwerfen, die Tat provoziert zu haben. "Die Verantwortlichkeit liegt (...) immer bei dem Täter, unabhängig davon, wie das Opfer sich verhalten und welche Kleidung es getragen hat" - stemmen sich die Adminstratoren der Gruppe "Find Sophia" gegen derartige Kommentare. "Was auch immer mit Sophia geschehen ist, es war weder die ihr vorgeworfene Leichtsinnigkeit noch ihre Schuld getrampt zu sein."


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