Neustart

Volle Schulen nach Pfingsten: Fast überall kompletter Präsenzbetrieb

2.6.2021, 17:53 Uhr
Nach den Pfingstferien ist fast überall in der Region wieder Präsenzunterricht ohne Mindestabstand möglich. Verpflichtend wird dann allerdings für alle ab der fünften Klasse das Tragen einer OP-Maske (freiwillig auch einer FFP2-Masken), Community-Masken sind dann nicht mehr erlaubt. 

© Oliver Dietze/dpa Nach den Pfingstferien ist fast überall in der Region wieder Präsenzunterricht ohne Mindestabstand möglich. Verpflichtend wird dann allerdings für alle ab der fünften Klasse das Tragen einer OP-Maske (freiwillig auch einer FFP2-Masken), Community-Masken sind dann nicht mehr erlaubt. 

"Das ist wirklich das Allerschönste, dass jetzt wieder Menschen ins Schulhaus kommen, dass hier wieder gelebt und gelacht wird. Dass sich alle Schüler nach so langer Zeit mal wieder in der Realität wiedersehen können", verdeutlicht Konstanze Seutter, Leiterin des Leibniz-Gymnasiums Altdorf. Nur knapp 90 Schüler verloren sich zuletzt in den Schulgebäuden. Kommende Woche werden es wieder 700 sein.

OP-Maske wird Pflicht, Community-Masken verboten

In allen Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns, in denen der Inzidenzwert stabil unter 50 liegt, findet ab 7. Juni wieder voller Präsenzunterricht statt, mit allen Schülern und ohne Mindestabstand. Für alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Jahrgangsstufe ist dann das Tragen einer OP-Maske Pflicht, Community-Masken genügen nicht mehr. Zudem sind pro Woche zwei Tests verpflichtend.


Da sich die Inzidenzwerte in der Region zuletzt sehr positiv entwickelt haben, geht es am Montag fast überall mit vollem Präsenzunterricht los. Nur in der Stadt Nürnberg und im Landkreis Neumarkt ist noch der bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 165 verpflichtende Wechselunterricht angesagt. Anders als zuvor diesmal aber für alle Jahrgangsstufen.


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"Wechselunterricht ist die anstrengendste Form des Unterrichts in diesen Zeiten. Die Lehrkräfte müssen im gleichen Maße digital wie präsent unterwegs sein. Das ist sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer sehr anstrengend", meint Bernhard Schiffer, Leiter des Willibald-Gluck-Gymnasiums in Neumarkt.

"Wir brauchen jetzt eine neue Leichtigkeit"

Voller Präsenzunterricht wäre ihm sehr viel lieber gewesen. Trotzdem ist Schiffer glücklich, dass endlich wieder mehr Schüler im Haus sind und zumindest ein kleiner Hauch von Normalität durch die Gänge weht. Nun müsse man sehen, wie es den Kindern geht. Der eventuell nicht hängengebliebene Unterrichtsstoff könne langfristig wohl ganz gut aufgeholt werden, mehr Sorgen bereiten Schiffer aber die emotionalen und psychologischen Folgen der langen Monate ohne Gemeinschaft, ohne Feiern, ohne gemeinsame Ausflüge und auch ohne Fußballtraining.

"Wir brauchen jetzt eine neue Leichtigkeit, eine heitere Schulkultur. Die Lehrkräfte sollten so gut es geht eine gewisse Unbeschwertheit vorleben. Wir Erwachsenen müssen jetzt starke Vorbilder sein – das waren wir in den vergangenen Monaten vielleicht nicht immer im ausreichenden Ausmaß", meint Schiffer selbstkritisch. Die Kinder müssten sich wieder gemeinsam freuen und lachen, Blödsinn machen und rumalbern.

Auch seine Altdorfer Kollegin Seutter sieht die psychischen Folgen der Pandemie mit Sorge. "Die Vereinsamung ist riesengroß, vielen Kinder leiden sehr. Und die Unbeschwertheit, das Gewusel, das Schule sonst auch ausmacht, fehlt völlig. Als die Schüler vor Ostern mal kurz hier sein durften, saßen viele sehr verhalten und abwartend auf ihrem Platz", erzählt Seutter. Im Juli möchte sie unbedingt einen Wandertag ansetzen, damit die Kinder endlich einmal wieder etwas zusammen machen können.

Nicht mehr ständig auf Mindestabstand hinweisen

Denn alle müssen erst wieder lernen, was "Gemeinschaft" bedeutet. "Das ist jetzt auch für die Lehrer sehr ungewohnt, nicht mehr ständig auf den Mindestabstand hinweisen zu müssen", meint Anita Blasig, Leiterin der Realschule Hensoltshöhe in Gunzenhausen. "Wir freuen uns jetzt wirklich sehr, dass alle wiederkommen, so soll Schule sein. Jetzt gilt es, so gut es geht die Gemeinschaft zu pflegen", sagt Blasig.

"Jetzt ist sehr viel Basisarbeit nötig, um das Schulleben wieder in Gang zu bringen. Vieles ist aber noch total offen, zum Beispiel was mit Big Band oder Chören wird", überlegt auch Herbert Argmann, Leiter der Realschule in Ansbach.

Immerhin sieht er wenig Grund zur Sorge, weil er in einem modernen Schulhaus mit Lüftungsanlagen unterrichtet, und, wie an den meisten Schulen, bereits alle Lehrkräfte, die dies wollten, zumindest eine erste Impfung hinter sich haben.


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"Es ist extrem wichtig, dass die Kinder wieder zusammenkommen. Das Vermitteln des Stoffes hat teilweise ja noch halbwegs funktioniert. Die Persönlichkeitsentwicklung ist aber viel zu kurz gekommen", betont Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV).

"Lehrerin nicht einfach wegklicken"

Sie weist darauf hin, dass viele Erstklässler das Schulhaus bisher kaum von innen gesehen haben. "Die müssen Schule erst noch lernen", erklärt sie. In der Schule bekämen die Kinder ein ganz anderes Feedback. "Und da kann man die Lehrerin nicht einfach wegklicken, die bleibt da stehen", verdeutlicht sie.

"Früh aufstehen, präsent sein, wach sein", das alles müsse sich jetzt erst wieder einspielen, meint auch Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes. Wichtig sei aber auch, dass man nun Vorsorge treffe und Maßnahmen etabliere, mit denen sich eine Situation wie ab dem Herbst 2020 nicht noch einmal wiederhole.

Im Fürther Heinrich-Schliemann-Gymnasium plant man nun zwar mit einer zweiwöchigen Phase des Ankommens ohne schriftliche Leistungsnachweise. "Gleichzeitig müssen wir die Schüler aber auch schnell wieder hineinführen in einen geregelten Schulalltag. Wir können jetzt nicht 14 Tage Stuhlkreis machen", meint Schulleiter Günter Neubauer.

Fürth zittert sich zum Präsenzunterricht

Die größte Herausforderung sieht er in der großen Schere, die sich nun gebildet hat, zwischen denen, die gut selbstständig lernen konnten und Unterstützung zuhause hatten, und denen, die sich schwerer getan haben. In Fürth war es eine besondere Zitterpartie, ob ab Montag voller Präsenzunterricht möglich ist. Erst am heutigen Mittwoch wurde zum fünften Mal in Folge der Inzidenzwert von 50 unterschritten.

"Vor den Ferien war ich mir noch relativ sicher, dass wir jetzt erst mal mit Wechselunterricht starten müssen. Wir freuen uns aber, dass es sich so schnell so positiv entwickelt hat", sagt Neubauer.

Anders als im Rest von Bayern liegt der Inzidenzwert in Nürnberg noch über 50. Das bedeutet für Pfarrer Mark Meinhard, Gesamtschulleiter der Wilhelm-Löhe-Schule, dass die Jahrgangsstufen aller fünf Schularten, die hier mit ihren insgesamt 2000 Schülern gebündelt sind, in den Wechselunterricht kommen. Selbsttests werden an der Wilhelm-Löhe-Schule unter Aufsicht im Klassenzimmer durchgeführt. Das klappe, so der Schulleiter, sehr gut.

Tägliche Tests bei Notgruppen

"Das hat sich schnell eingespielt. Wir akzeptieren aber natürlich auch die PCR-Tests von offiziellen Teststationen, wenn sie nicht älter als 24 Stunden sind." Pro Schulwoche wird im Schnitt zwei bis drei Mal getestet, das hänge von der Summe der anwesenden Tage pro Schüler ab. "Im Notgruppenbetrieb, den ein täglicher Wechsel bestimmt, wird täglich getestet."

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