Vom Autoparkplatz zur Flaniermeile: So entstanden die Fußgängerzonen in der Region

12.6.2019, 05:57 Uhr
1910 war die Schwabacher Straße in Fürth noch fast eine Fußgängerzone. Nicht offiziell, aber es gab eben noch kaum Autos...
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1910 war die Schwabacher Straße in Fürth noch fast eine Fußgängerzone. Nicht offiziell, aber es gab eben noch kaum Autos... © Postkarte

Deutlich mehr los ist schon auf diesem Foto aus dem Jahr 1950, auf dem die Straßenbahn durch die Schwabacher Straße rattert. Sie fuhrt dort noch bis zum Jahr 1981. Erst dann wurde sie von der U-Bahn abgelöst.
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Deutlich mehr los ist schon auf diesem Foto aus dem Jahr 1950, auf dem die Straßenbahn durch die Schwabacher Straße rattert. Sie fuhrt dort noch bis zum Jahr 1981. Erst dann wurde sie von der U-Bahn abgelöst. © Vizethum Archiv Städtebilder-Verlag

Von Aufenthaltsqualität konnte in der Schwabacher Straße lange nicht die Rede sein. Für Fußgänger blieb nur wenig Platz.
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Von Aufenthaltsqualität konnte in der Schwabacher Straße lange nicht die Rede sein. Für Fußgänger blieb nur wenig Platz. © Günter B. Kögler

Erst als die Straßenbahn 1981 eingestellt wurde und 1985 die Schienen entfernt wurden, änderte sich das. 1985 wurde auch das innerstädtische Einkaufszentrum "City-Center" eröffnet, das in den ersten Jahren tausende Besucher in die Stadt zog. Fürths Zentrum boomte.
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Erst als die Straßenbahn 1981 eingestellt wurde und 1985 die Schienen entfernt wurden, änderte sich das. 1985 wurde auch das innerstädtische Einkaufszentrum "City-Center" eröffnet, das in den ersten Jahren tausende Besucher in die Stadt zog. Fürths Zentrum boomte. © Günter B. Kögler

Auch den Fürthern selbst schien es nicht schlecht zu gehen. Zumindest wurde fleißig Pelz getragen, wie dieses Bild aus dem Jahr 1988 zeigt. Doch in den folgenden Jahren verkam die Innenstadt mehr und mehr. Ein-Euro-Läden machten sich breit, Geschäfte standen leer. Das City-Center litt nicht nur unter seinen vielen unscheinbaren Eingängen, sondern auch am Investitionsstau. Weil sich die Eigentümergemeinschaft selbst blockierte, wurde das Einkaufszentrum immer unattraktiver, Kundenmagneten zogen aus, Geschäfte standen leer.
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Auch den Fürthern selbst schien es nicht schlecht zu gehen. Zumindest wurde fleißig Pelz getragen, wie dieses Bild aus dem Jahr 1988 zeigt. Doch in den folgenden Jahren verkam die Innenstadt mehr und mehr. Ein-Euro-Läden machten sich breit, Geschäfte standen leer. Das City-Center litt nicht nur unter seinen vielen unscheinbaren Eingängen, sondern auch am Investitionsstau. Weil sich die Eigentümergemeinschaft selbst blockierte, wurde das Einkaufszentrum immer unattraktiver, Kundenmagneten zogen aus, Geschäfte standen leer. © VNP

Doch nach dem Niedergang ist Fürth die Wiederauferstehung gelungen. Zunächst wurde ab dem Jahr 2006 die Fußgängerzone neu gepflastert, neue Bänke wurden aufgestellt, neue Leuchten montiert.
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Doch nach dem Niedergang ist Fürth die Wiederauferstehung gelungen. Zunächst wurde ab dem Jahr 2006 die Fußgängerzone neu gepflastert, neue Bänke wurden aufgestellt, neue Leuchten montiert. © Hans-Joachim Winckler

Dann entstand im Jahr 2015 aus einer von Leerständen umgebenen Straße mit der Neuen Mitte eine attraktive neue Einkaufsmeile. Seit der Eröffnung ist wieder deutlich mehr los in der Fürther Innenstadt.
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Dann entstand im Jahr 2015 aus einer von Leerständen umgebenen Straße mit der Neuen Mitte eine attraktive neue Einkaufsmeile. Seit der Eröffnung ist wieder deutlich mehr los in der Fürther Innenstadt.

Vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung ist die Eröffnung des neuen Fürther Wochenmarktes, auf dem es ein großes Feinkost- und Imbissangebot gibt. Doch es geht noch weiter: Anfang 2021 soll an Stelle des City-Centers das neue Einkaufszentrum "Flair" eröffnen.
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Vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung ist die Eröffnung des neuen Fürther Wochenmarktes, auf dem es ein großes Feinkost- und Imbissangebot gibt. Doch es geht noch weiter: Anfang 2021 soll an Stelle des City-Centers das neue Einkaufszentrum "Flair" eröffnen. © Hans-Joachim Winckler

So sah sie aus, die gute alte Zeit in Schwabach. Doch auf dem Königsplatz vor dem Rathaus ging es nicht immer so idyllisch zu wie an diesem Gemüsestand.
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So sah sie aus, die gute alte Zeit in Schwabach. Doch auf dem Königsplatz vor dem Rathaus ging es nicht immer so idyllisch zu wie an diesem Gemüsestand. © Gertrud Gerardi

Der Königsplatz war ein viel befahrener und zugeparkter Platz, auf dem die Besucher das Stadtbild kaum genießen konnten. Was auf diesem Bild noch halbwegs entspannt aussehen mag,...
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Der Königsplatz war ein viel befahrener und zugeparkter Platz, auf dem die Besucher das Stadtbild kaum genießen konnten. Was auf diesem Bild noch halbwegs entspannt aussehen mag,... © Hans Streibel

...verdeutlicht dieses Bild umso mehr: Das Zentrum war übersät mit Autos. Fußgänger hatten kaum eine Chance. Deshalb wurde gegen große Widerstände im Jahr 1975 vom Schwabacher Stadtrat beschlossen, eine Fußgängerzone einzurichten.
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...verdeutlicht dieses Bild umso mehr: Das Zentrum war übersät mit Autos. Fußgänger hatten kaum eine Chance. Deshalb wurde gegen große Widerstände im Jahr 1975 vom Schwabacher Stadtrat beschlossen, eine Fußgängerzone einzurichten. © Hans Streibel

Und nicht nur das: Unter dem Königsplatz entstand gleichzeitig eine große Tiefgarage. Heute wäre ein solches Projekt wohl nicht mehr so leicht umsetzbar. Der gesamte Schwabacher Königsplatz war Mitte der 1970er eine Baugrube. Über der Tiefgarage wurde der Königsplatz ab Ende 1977 zu einem Teil der neuen Fußgängerzone.
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Und nicht nur das: Unter dem Königsplatz entstand gleichzeitig eine große Tiefgarage. Heute wäre ein solches Projekt wohl nicht mehr so leicht umsetzbar. Der gesamte Schwabacher Königsplatz war Mitte der 1970er eine Baugrube. Über der Tiefgarage wurde der Königsplatz ab Ende 1977 zu einem Teil der neuen Fußgängerzone. © Stadtarchiv Schwabach

Heute ist am Königsplatz oberirdisch nichts mehr von der Tiefgarage zu sehen. Die Maßnahme hat sich für die Stadt ausgezahlt. Zu kämpfen hat sie trotzdem gegen die Konkurrenz des Online-Handels. In der westlichen Altstadt soll nun mit einem neuen Lebensmittelvollversorger ein neuer Pol geschaffen werden, auch der Martin-Luther-Platz an der Stadtkirche soll attraktiver gestaltet werden.
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Heute ist am Königsplatz oberirdisch nichts mehr von der Tiefgarage zu sehen. Die Maßnahme hat sich für die Stadt ausgezahlt. Zu kämpfen hat sie trotzdem gegen die Konkurrenz des Online-Handels. In der westlichen Altstadt soll nun mit einem neuen Lebensmittelvollversorger ein neuer Pol geschaffen werden, auch der Martin-Luther-Platz an der Stadtkirche soll attraktiver gestaltet werden. © Michael Linschmann

Auf diesem Bild aus dem Jahr 1951 hat die Neumarkter Marktstraße ganz offensichtlich ihren Namen noch verdient.
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Auf diesem Bild aus dem Jahr 1951 hat die Neumarkter Marktstraße ganz offensichtlich ihren Namen noch verdient. © Gertrud Gerardi

Doch schon 1960 sieht man, dass der Verkehr zunimmt und zunehmend zum Problem wird.
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Doch schon 1960 sieht man, dass der Verkehr zunimmt und zunehmend zum Problem wird. © Eva Hengmith

Mit der B8 und der B299 rollte der Verkehr von gleich zwei Bundesstraßen durch die Stadt, dazwischen suchten Einkaufswillige Parkplätze und sorgten für Chaos in der Blechlawine. Im Stadtrat wurde deshalb hart um ein Zukunftskonzept gerungen: Raus kam schließlich ein Kompromiss.
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Mit der B8 und der B299 rollte der Verkehr von gleich zwei Bundesstraßen durch die Stadt, dazwischen suchten Einkaufswillige Parkplätze und sorgten für Chaos in der Blechlawine. Im Stadtrat wurde deshalb hart um ein Zukunftskonzept gerungen: Raus kam schließlich ein Kompromiss. © Friedl Ulrich

Der Verkehr der Bundesstraßen floss nicht mehr durch die Marktstraße, diese wurde zusätzlich verkehrsberuhigt. Die meisten Parkplätze blieben aber erhalten. Die Marktstraße wurde nicht zur reinen Fußgängerzone. Um den Verkehr zu begrenzen, müssen Autofahrer jeweils bei der Hälfte der Marktstraße umdrehen, nur Busse dürfen durchfahren.
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Der Verkehr der Bundesstraßen floss nicht mehr durch die Marktstraße, diese wurde zusätzlich verkehrsberuhigt. Die meisten Parkplätze blieben aber erhalten. Die Marktstraße wurde nicht zur reinen Fußgängerzone. Um den Verkehr zu begrenzen, müssen Autofahrer jeweils bei der Hälfte der Marktstraße umdrehen, nur Busse dürfen durchfahren. © Edgar Pfrogner

Dadurch wurde die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt deutlich gesteigert. Durch das 2015 eröffnete Einkaufszentrum "NeuerMarkt" wurde ein neuer Fixpunkt vor den Toren der Altstadt geschaffen, der zusätzlich Kunden anzieht. Die Klostergasse dagegen, die einzige kleine wirkliche Fußgängerzone in Neumarkt, hat einen ziemlichen Niedergang erfahren.
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Dadurch wurde die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt deutlich gesteigert. Durch das 2015 eröffnete Einkaufszentrum "NeuerMarkt" wurde ein neuer Fixpunkt vor den Toren der Altstadt geschaffen, der zusätzlich Kunden anzieht. Die Klostergasse dagegen, die einzige kleine wirkliche Fußgängerzone in Neumarkt, hat einen ziemlichen Niedergang erfahren. © Edgar Pfrogner

1957 sah der Hugenottenplatz in Erlangen noch völlig anders aus als heute. Damals gab es auch noch keine Fußgängerzone in der Stadt. Diese wurde erst im Dezember 1973 eingeführt, als zunächst an Samstagen die Hauptstraße für Fahrzeuge gesperrt wurde. Am 22. Mai 1976 wurden der Ostteil des Hugenottenplatzes und die Untere Karlstraße zur Fußgängerzone erklärt.
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1957 sah der Hugenottenplatz in Erlangen noch völlig anders aus als heute. Damals gab es auch noch keine Fußgängerzone in der Stadt. Diese wurde erst im Dezember 1973 eingeführt, als zunächst an Samstagen die Hauptstraße für Fahrzeuge gesperrt wurde. Am 22. Mai 1976 wurden der Ostteil des Hugenottenplatzes und die Untere Karlstraße zur Fußgängerzone erklärt. © Hildegard Stümpel-Klein

Wie sich zum Beispiel der Hugenottenplatz verändert hat, sieht man an diesen beiden Fotos. Das erste wurde im Jahr 1972 aufgenommen,...
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Wie sich zum Beispiel der Hugenottenplatz verändert hat, sieht man an diesen beiden Fotos. Das erste wurde im Jahr 1972 aufgenommen,... © Hildegard Stümpel-Klein

...dieses hier im Jahr 2017. Die Parkplätze sind verschwunden, dafür prägen Bäume den Platz.
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...dieses hier im Jahr 2017. Die Parkplätze sind verschwunden, dafür prägen Bäume den Platz. © Harald Sippel

Anders als in vielen anderen Städten der Region war Forchheims Innenstadt noch lange von Autos geprägt, wie dieses Bild aus den 1980ern bezeugt.
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Anders als in vielen anderen Städten der Region war Forchheims Innenstadt noch lange von Autos geprägt, wie dieses Bild aus den 1980ern bezeugt. © VNP

Auch vor dem historischen Rathaus wurde in den 1980ern noch fleißig geparkt.
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Auch vor dem historischen Rathaus wurde in den 1980ern noch fleißig geparkt. © Horst Linke

1990 bekam Forchheim dann ähnlich seine Fußgängerzone - mitsamt des "Bächla", in das, so hört man, auch heute noch immer wieder unbedarfte Zeitgenossen hineinfallen.
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1990 bekam Forchheim dann ähnlich seine Fußgängerzone - mitsamt des "Bächla", in das, so hört man, auch heute noch immer wieder unbedarfte Zeitgenossen hineinfallen. © Paulus

Heute mag sich in Forchheim keiner mehr die Fußgängerzone wegdenken. Durch Events wird immer wieder versucht, das Zentrum der Stadt zu beleben.
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Heute mag sich in Forchheim keiner mehr die Fußgängerzone wegdenken. Durch Events wird immer wieder versucht, das Zentrum der Stadt zu beleben. © Erich Malter

Auch Ansbach hat sich gewandelt. Auf diesem Bild vom Anfang des 20. Jahrhunderts dominierten noch Fußgänger und Pferdefuhrwerke.
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Auch Ansbach hat sich gewandelt. Auf diesem Bild vom Anfang des 20. Jahrhunderts dominierten noch Fußgänger und Pferdefuhrwerke. © NN

In den 1960ern kamen dann zusehends mehr Autos auf.
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In den 1960ern kamen dann zusehends mehr Autos auf. © NN

Wie sich die Ansbacher Innenstadt durch die Fußgängerzone, die ab 1978 nach und nach entstand, wandelte, sieht man an diesen beiden Bildern des Martin-Luther-Platzes. Auf dem ersten ist er ein unansehnlicher Marktplatz,...
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Wie sich die Ansbacher Innenstadt durch die Fußgängerzone, die ab 1978 nach und nach entstand, wandelte, sieht man an diesen beiden Bildern des Martin-Luther-Platzes. Auf dem ersten ist er ein unansehnlicher Marktplatz,... © Ulrich Rach

Auf dem zweiten hingegen ein schöner Marktplatz. Die Buden stehen dort natürlich nicht immer - die Autos allerdings auch nicht mehr.
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Auf dem zweiten hingegen ein schöner Marktplatz. Die Buden stehen dort natürlich nicht immer - die Autos allerdings auch nicht mehr. © Karin Hölzle-Eckhardt

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