Von der After-Kärwa zur Kärwa: Wanderreporterin Anne erzählt

19.8.2019, 05:28 Uhr
Von der After-Kärwa zur Kärwa: Wanderreporterin Anne erzählt

© privat

Jetzt weiß ich dafür umso mehr: Meine Etappe ging los in Rappenau, ein Ortsteil von Obernzenn, wo ich das Wanderreporterzepter von meinem Kollegen Hans-Peter Kastenhuber übernahm und mich dann bereits nach dem ersten Kilometer verlief. Ich hatte gehofft, es auch ohne digitale Hilfestellung zu schaffen, musste mich dann aber geschlagen geben.

Über Unterzenn, wo ich den Bariton-Sänger Christoph von Weitzel besuchte, ging es für mich über mehrere Ortschaften nach Trautskirchen. Dort hatte sich herumgesprochen, dass ich komme und so ließ es sich der örtliche Bürgermeister nicht nehmen, mir eine Exklusivführung zu geben, bevor ich anschließend zum internen "After-Kärwa-Betriebsfest" eingeladen wurde. Da ich das Fest schon verpasst hatte, war das für mich eine mehr als tröstende Alternative und die Möglichkeit, mehr über Trautskirchen und seine Bewohner zu zu erfahren.

Am Tag darauf – meine Beine waren schon nach dem ersten Tag schwerer als sonst – ging es weiter nach Neuhof an der Zenn. Eigentlich liegen die beiden Orte nur rund fünf Kilometer voneinander entfernt, aber da wir als Wanderreporter ja möglichst viele Menschen treffen wollen, entschied ich mich für den Weg über Merzbach und Neuselingsbach. Zwischendurch machte ich mit Förster Sven Finnberg noch einen kurzen Abstecher in den Wald, um mir die Trockenschäden an den Bäumen durch die zunehmenden Temperaturen anzuschauen. Zu unserem Treffen brachte er dann auch noch Kuchen und Kaffee mit: ein Traum für eine Wanderreporterin.

Gut für die Wälder, schlecht fürs Wandern

So gut wie der Tag angefangen hatte, so schlecht ging er weiter, denn kurz nach unserem Treffen entschied sich das Wetter endgültig dafür, nicht mehr mitzuspielen. Gut für die Wälder, schlecht fürs Wandern. Dass ich nach zwei Stunden Dauerregen nicht komplett durchnässt war, verdanke ich meinem riesigen, roten Regencape, dass ich nun an meine Kollegin Isabel-Marie Köppel weitergegeben habe; auch auf ihrer Etappe soll es ungemütlich werden.

Von Neuhof an der Zenn ging es zuerst nach Wilhermsdorf, wo ich mir das jüdische Erbe des Marktes angeschaute. Am Straßenrand kurz nach dem Ortsausgang von Lohe, wo ich auf dem Weg zum dritten Etappenziel Langenzenn vorbeikam, traf ich wenig später auf den 86-Jährigen Hans Arold, der dort seit über 50 Jahren Obst verkauft. Beim Kirschenessen gab er mir einen Schnellüberblick zu seinem Leben, schenkte mir zum Abschied sogar noch seine Autobiografie. Mein letzter Tag war dann der Ungewöhnlichste: Auf dem Weg nach Zautendorf erhielt ich eine Nachricht von Andrea, die mich zur Kärwa in Stinzendorf einlud, ein Ort mit gerade einmal 150 Einwohnern. Warum nicht vorbeischauen, dachte ich mir und blieb dann über drei Stunden. Am Ende fühlte ich mich, als sei ich Teil der Dorfgemeinschaft, so warmherzig wurde ich aufgenommen.

Ein krönender Abschluss einer viertägigen Tour, von der mir vor allem die Menschen in Erinnerung bleiben werden.

Zwischen Bibert und Zenn laden typisch fränkische Ortschaften zum Wandern und Genießen ein. Der VGN-Freizeittipp "Von der Bibert zur Zenn“ führt von Ebersdorf aus auf durchwegs gut gekennzeichneten Wegen durch die weitsichtige Hügellandschaft und streift ohne größere Anstrengungen Neuhof a. d. Zenn und Adelsdorf, bevor die Wanderung nach 16 Kilometern in Wilhermsdorf endet.

In Neuhof an der Zenn ist das Wasserschloss einen Besuch wert (www.frankentourismus). Es wurde als Jagdsitz für den Markgrafen errichtet. Eine Übersicht fränkischer Schlösser gibt es hier: www.romantisches-franken.de. In Wilhermsdorf ist die evangelischen Hauptkirche mit ihrem hohen gelben Turm sehenswert. Wer sich für die Geschichte von Wilhermsdorf interessiert, für den ist zudem eine Führung zum jüdischen Erbe ein Muss. In Langenzenn lohnt sich ein Blick in den Kreuzgang des Klosters.

 

Verwandte Themen


Keine Kommentare