Von Franken in die Welt: Bahnbrechende Erfindungen aus der Region

5.2.2022, 11:53 Uhr
In unserer Region wurden viele große Ideen geboren. Produkte wie das Tempo-Taschentuch oder der Globus haben weltweit eine steile Karriere hingelegt. Zugegeben: Nicht alle Erfindungen waren derart rühmlich und haben zur Weiterentwicklung der Menschheit beigetragen. Die Nürnberger "Eiserne Jungfrau", ein brutales Folterinstrument aus dem Mittelalter, ist ein Beispiel dafür: In den Holzkasten mit der Silhouette eines Menschen wurden Angeklagte gezwängt. Schlossen die Folterknechte den Kasten, durchbohrten Eisenstangen den zum Tod Geweihten.  Davon erzählt zumindest eine angebliche Nürnberger Chroniknachricht aus dem Jahr 1533.
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Die "Eiserne Jungfrau"

In unserer Region wurden viele große Ideen geboren. Produkte wie das Tempo-Taschentuch oder der Globus haben weltweit eine steile Karriere hingelegt. Zugegeben: Nicht alle Erfindungen waren derart rühmlich und haben zur Weiterentwicklung der Menschheit beigetragen. Die Nürnberger "Eiserne Jungfrau", ein brutales Folterinstrument aus dem Mittelalter, ist ein Beispiel dafür: In den Holzkasten mit der Silhouette eines Menschen wurden Angeklagte gezwängt. Schlossen die Folterknechte den Kasten, durchbohrten Eisenstangen den zum Tod Geweihten. Davon erzählt zumindest eine angebliche Nürnberger Chroniknachricht aus dem Jahr 1533. © Verlag Fritz Lauterbach, Fürth

Im Schatten von Folter und Hexenverbrennung hat der Astronom, Kartograph und Kompassbauer Erhard Etzlaub etwas Richtungsweisendes geschaffen: zum "Heiligen Jahr 1500" brachte er die erste Straßenkarte heraus. Sie sollte Pilger nach Rom führen und funktionierte simpel. Die Wege und Entfernungen markierte Etzlaub durch Punkte - der Abstand zwischen zwei Punkten stellte jeweils circa 8 Kilometer dar. Anders als heute üblich, orientierte Etzlaub sich dabei nicht am Norden, sondern am Süden.
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Erhard Etzlaub (*circa 1460 in Erfurt, gestorben circa 1531 in Nürnberg)

Im Schatten von Folter und Hexenverbrennung hat der Astronom, Kartograph und Kompassbauer Erhard Etzlaub etwas Richtungsweisendes geschaffen: zum "Heiligen Jahr 1500" brachte er die erste Straßenkarte heraus. Sie sollte Pilger nach Rom führen und funktionierte simpel. Die Wege und Entfernungen markierte Etzlaub durch Punkte - der Abstand zwischen zwei Punkten stellte jeweils circa 8 Kilometer dar. Anders als heute üblich, orientierte Etzlaub sich dabei nicht am Norden, sondern am Süden. © Franz Schiermeier Verlag/Stadtatlas Nürnberg

Ein Zeitgenosse Etzlaubs und Abenteurer war Martin Behaim. Der Tuchhändler aus Nürnberg avancierte später zum portugiesischen Ritter. Bekannt allerdings wurde er, dass er den ältesten erhaltenen Erdglobus vorstellte. Dieser Globus wurde zum weltweiten Erfolg. Martin Behaim starb nach wilden Seeabenteuern und Gefangenschaft in England vergessen und völlig verarmt in Portugal.
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Martin Behaim (*1459 in Nürnberg, gestorben 1507 in Lissabon)

Ein Zeitgenosse Etzlaubs und Abenteurer war Martin Behaim. Der Tuchhändler aus Nürnberg avancierte später zum portugiesischen Ritter. Bekannt allerdings wurde er, dass er den ältesten erhaltenen Erdglobus vorstellte. Dieser Globus wurde zum weltweiten Erfolg. Martin Behaim starb nach wilden Seeabenteuern und Gefangenschaft in England vergessen und völlig verarmt in Portugal. © Harald Sippel

Mehr Glück hatte diesbezüglich der Schlossermeister Peter Henlein. Es ist zwar nicht hundertprozentig erwiesen, doch eine Vielzahl von Quellen deutet darauf hin, dass Peter Henlein der Erfinder der am Körper tragbaren Taschenuhr war. Er konnte gut von der Produktion der Uhren leben.
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Peter Henlein (*circa 1480 in Nürnberg, gestorben 1542)

Mehr Glück hatte diesbezüglich der Schlossermeister Peter Henlein. Es ist zwar nicht hundertprozentig erwiesen, doch eine Vielzahl von Quellen deutet darauf hin, dass Peter Henlein der Erfinder der am Körper tragbaren Taschenuhr war. Er konnte gut von der Produktion der Uhren leben. © Karlheinz Daut

Der richtige Moment für einen Zeitsprung: 1719 entdeckte Heinrich Schulze die Empfindlichkeit der Silbersalze - und legte damit den Grundstein für die Fotografie. Er bemerkte nämlich, dass Silbersalze sich verfärben, wenn man sie dem Sonnenlicht aussetzt. Schulze kam aus Colbitz und starb in Halle, zwölf Jahre lang lehrte er jedoch an der Universität in Altdorf.
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Johann Heinrich Schulze (*1687 in Colbitz, gestorben 1744 in Halle)

Der richtige Moment für einen Zeitsprung: 1719 entdeckte Heinrich Schulze die Empfindlichkeit der Silbersalze - und legte damit den Grundstein für die Fotografie. Er bemerkte nämlich, dass Silbersalze sich verfärben, wenn man sie dem Sonnenlicht aussetzt. Schulze kam aus Colbitz und starb in Halle, zwölf Jahre lang lehrte er jedoch an der Universität in Altdorf. © Irene Lenk

Gut ein Jahrhundert später, um 1840, hat der Steiner Johann Lothar Freiherr von Faber hunderten von Schreiberlingen in die Hand gespielt - später sollten es Millionen werden: Sein sechseckiger Markenbleistift wird heute weltweit verkauft - und gefertigt: wie hier in der größten Bleistiftfabrik in Brasilien.
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Gut ein Jahrhundert später, um 1840, hat der Steiner Johann Lothar Freiherr von Faber hunderten von Schreiberlingen in die Hand gespielt - später sollten es Millionen werden: Sein sechseckiger Markenbleistift wird heute weltweit verkauft - und gefertigt: wie hier in der größten Bleistiftfabrik in Brasilien.

Als der Sechseckige Bleistift auf den Markt kam, war der Lieblingsdesigner von Generationen von Jugendlichen geboren: Levi Strauss. Damals noch Löb Strauß, wanderte der Industrielle nach dem Tod seines Vaters aus finanzieller Not und wegen judenfeindlicher Gesetze in Bayern nach Amerika aus. Dort entwickelte er wenige Jahre später strapazierfähige Hosen für die Goldgräber in San Francisco. 1873 meldete der dann schon Levi Strauss genannte Unternehmer gemeinsam mit dem Schneider Jacob Davis ein bahnbrechendes Patent an: Die Vernietung von Hosentaschen und Latz. Die Levis-Jeans war geboren!
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Levi Strauss (*1829 in Buttenheim, gestorben 1902 in San Francisco)

Als der Sechseckige Bleistift auf den Markt kam, war der Lieblingsdesigner von Generationen von Jugendlichen geboren: Levi Strauss. Damals noch Löb Strauß, wanderte der Industrielle nach dem Tod seines Vaters aus finanzieller Not und wegen judenfeindlicher Gesetze in Bayern nach Amerika aus. Dort entwickelte er wenige Jahre später strapazierfähige Hosen für die Goldgräber in San Francisco. 1873 meldete der dann schon Levi Strauss genannte Unternehmer gemeinsam mit dem Schneider Jacob Davis ein bahnbrechendes Patent an: Die Vernietung von Hosentaschen und Latz. Die Levis-Jeans war geboren! © Michael Matejka

Nicht so öffentlichkeitswirksam, aber in Fachkreisen als richtungsweisend anerkannt, sind die Entdeckungen, die Hermann Julius Oberth im frühen 20. Jahrhundert gemacht hat: 1917 zündete der Physiker eine Rakete, die er mit Ethanol und Sauerstoff betankt hatte. Damit legte er den Grundstein für die Ionenantriebswerke, die teilweise noch heute zur Fortbewegung von Raumfahrzeugen genutzt werden. Sie haben sich das vermutlich schon gefragt - und tatsächlich: "Raketen-Oberth" ist ein Vorfahre unseres Chefs, Matthias Oberth.
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Hermann Julius Oberth (*1894 in Hermannstadt, gestorben 1989 in Nürnberg)

Nicht so öffentlichkeitswirksam, aber in Fachkreisen als richtungsweisend anerkannt, sind die Entdeckungen, die Hermann Julius Oberth im frühen 20. Jahrhundert gemacht hat: 1917 zündete der Physiker eine Rakete, die er mit Ethanol und Sauerstoff betankt hatte. Damit legte er den Grundstein für die Ionenantriebswerke, die teilweise noch heute zur Fortbewegung von Raumfahrzeugen genutzt werden. Sie haben sich das vermutlich schon gefragt - und tatsächlich: "Raketen-Oberth" ist ein Vorfahre unseres Chefs, Matthias Oberth. © Verleih/ZDF

Der Winter 1929 brachte gute Nachrichten für Rotznasen: Dank des Patents, das die Vereinigten Papierwerke Nürnberg in jenem Jahr anmeldeten, musste sich niemand mehr mit bereits völlig durchtränkten Stofftaschentüchern schnäuzen. Die Erfindung des Tempo-Taschentuchs wird dem Mitarbeiter Oskar Rosenfelder zugeschrieben. Für ihn und die jüdischen Aktionäre der Papierwerke kam die Erfindung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. 1934 flohen sie vor der zunemehmenden Macht der Nazis und emigrierten nach England. Der Unternehmer Gustav Schickedanz übernahm die Papierwerke 1935 zu hundert Prozent, eine bis heute umstrittene Aktion.
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Das Tempo-Taschentuch (*1929 in Nürnberg/Fürth)

Der Winter 1929 brachte gute Nachrichten für Rotznasen: Dank des Patents, das die Vereinigten Papierwerke Nürnberg in jenem Jahr anmeldeten, musste sich niemand mehr mit bereits völlig durchtränkten Stofftaschentüchern schnäuzen. Die Erfindung des Tempo-Taschentuchs wird dem Mitarbeiter Oskar Rosenfelder zugeschrieben. Für ihn und die jüdischen Aktionäre der Papierwerke kam die Erfindung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. 1934 flohen sie vor der zunemehmenden Macht der Nazis und emigrierten nach England. Der Unternehmer Gustav Schickedanz übernahm die Papierwerke 1935 zu hundert Prozent, eine bis heute umstrittene Aktion. © Hagen Gerullis

Unumstritten ist der datentechnische Meilenstein, den die Wissenschaftler um Hans-Georg Musman und Karlheinz Brandenburg am Fraunhofer Institut in Erlangen mit dem mp3-Format aufgestellt haben. Dank mp3 können Audiodateien so klein komprimiert werden, dass Verbraucher sie massenhaft und kompakt speichern können. In der U-Bahn oft ein Ärgernis - ansonsten einfach wunderbar. Wir sind gespannt auf die nächste bahnbrechende Erfindung aus der Region!
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Das mp3-Format (*1982-circa 1992)

Unumstritten ist der datentechnische Meilenstein, den die Wissenschaftler um Hans-Georg Musman und Karlheinz Brandenburg am Fraunhofer Institut in Erlangen mit dem mp3-Format aufgestellt haben. Dank mp3 können Audiodateien so klein komprimiert werden, dass Verbraucher sie massenhaft und kompakt speichern können. In der U-Bahn oft ein Ärgernis - ansonsten einfach wunderbar. Wir sind gespannt auf die nächste bahnbrechende Erfindung aus der Region! © Michael Matejka

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