Von Tauberzell inspirieren lassen

25.6.2019, 14:01 Uhr
Von Tauberzell inspirieren lassen

© diba

"Wir empfinden ihr Kommen als eine große Ehre und Wertschätzung für alle, die es über drei Jahrzehnte geschafft haben den Weinbau in Tauberzell zu entwickeln", schmeichelte Bürgermeister Johannes Schneider in seinen Grußworten und erwähnte dankbar Altbürgermeister Hermann Schneider und den früheren Schirmherrn Hans Maurer. Er erinnerte an die Geschichte des Wein­anbaus und die Verbindung mit den Chorherren von Herrieden, die schon vor 800 Jahren gewusst hätten, wo der beste Wein wächst.

Sinn für das Gemeinwohl zeichnet die Gemeinde aus

Wichtig sei die gute grenzübergreifende Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband und dem württembergischen Hohenlohe Franken. Gemeinsamkeit sei hier ebenso gefragt wie im Landkreis. In einer der kleinsten bayerischen Gemeinden zeichne man sich durch "Sinn fürs Gemeinwohl und Ehrenamt" aus, ohne Kirchturmdenken. Kommunale Allianzen sind nach Schneiders Ansicht gefragt. Fast alle in der Gemeinde engagierten sich in Vereinen oder Organisationen. Hier zeige sich die Stärke des ländlichen Raumes.

Der Bürgermeister forderte die Politikerin auf, sich für den Erhalt der "intakten Kulturlandschaft und der bäuerlichen Landwirtschaft" sowie für eine gute Infrastruktur weiter einzusetzen. Der jungen Generation müsse man danken für "die Fortführung der Tradition".

Schon im Alten Testament werde der Wein gelobt, meinte Barbara Stamm in ihrer Rede im gut gefüllten Festzelt an der Tauber und begrüßte neben den Politikern besonders die "Weinmajestäten", auf die viele Altbayern neidisch blickten. Sie seien großartige Repräsentantinnen des fränkischen Weines. Oft schwärmten ihre Kollegen aus ganz Deutschland "von der Schönheit unserer fränkischen Landschaft, unserer Kulturschätze, dem hervorragenden Wein und der Lebenslust der Menschen". Dann erzähle sie gerne "von unseren wunderschönen Dörfern und großartigen Festen", Wein könne die Menschen zusammenführen und sei Symbol der Mitmenschlichkeit. Ihr sei es eine große Ehre in Tauberzell sprechen zu dürfen, wo so viele Ehrenamtliche Großartiges geleistet hätten.

Nirgendwo gäbe es soviel ehrenamtliches Engagement wie in Bayern, vom Trachtenverein über die Feuerwehr bis zum Heimatverein. Das zeige "Gemeinsinn, Solidität und Zivilcourage", denn erst dadurch werde "aus einem sozialen Konstrukt eine richtige Gemeinschaft". Barbara Stamm betont die Dorfgemeinschaft, in der man zusammenstehe, und da könne sich die Gemeinde Adelshofen glücklich schätzen, denn viele andere Gemeinden würden unter dem Wegzug der Jungen leiden.

Lösungsansätze bieten, die keinen zurücklassen

In Bayern gelten 85 Prozent der Fläche als ländlicher Raum, in dem mehr als die Hälfte der Menschen ihre Heimat haben stellt Barbara Stamm fest: "Unser Land muss für junge Menschen und Familien attraktiv bleiben, dazu müssen wir Chancen und Lebensqualität überall im Land bieten, in Zentren und im ländlichen Raum!" Franken müsse "im Fokus der Politik in München bleiben". Und es gelte die Unterschiedlichkeit der Regionen zu beachten. Barbara Stamm fragte, wie man mit dem Bevölkerungsrückgang umgehe, während in den Zentren die Mietpreise durch starke Nachfrage explodierten. Der Zuzug von Flüchtlingen könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass es künftig mehr alte als junge Menschen geben wird.

Diese Entwicklung gelte es aber positiv zu gestalten: "Wir dürfen auch jene nicht vergessen, die sich Sorgen machen um die Zukunft Europas, unsere Heimat, das persönliche Umfeld und um das Klima!" Als bedrückend empfindet sie es, dass viele Jugendliche meinten die Politik nehme die Probleme nicht mehr wahr. Man dürfe nicht gegenseitig aufwiegeln wie in der Klimaschutz-Debatte, sondern müsse mit der Jugend diskutieren. Die Erderwärmung werde nicht "durch mehr Lastenfahrräder gesenkt, sondern durch neue umweltbewusstere Transportmöglichkeiten". Flächenfraß werde nicht geringer, indem man Gewerbe und Industrie Investitionen verwehre, sondern durch neue Technologien. Die Lebensmittelproduktion werde nicht ökologischer durch das Verteufeln der Landwirte, sondern vielmehr durch neue Wege in der Herstellung.

Die CSU, so die beliebte Landespolitikerin, müsse den Bürgern umsetzbare Lösungsansätze bieten, "die keinen zurücklassen, weder den Dieselfahrer noch den Landwirt, der es nicht verdiene mit einem Volksbegehren die Verantwortung für das Bienensterben zugeschoben zu bekommen". Auch der Waldbesitzer könne sich "nicht von einem Biotop ernähren" und dem Sozialhilfeem­pfänger seien Bioprodukte einfach zu teuer. Während es das innerstädtische Gewerbe immer schwerer mit der Erreichbarkeit und mit Parkplätzen habe, liefere Amazon bequem alles über das Netz nach Hause.

Auch den Mieter dürfe man nicht zurücklassen, nur weil Umweltstandards beim Bauen und Wohnen immer teurer werden. Es gelte die Gesellschaft zusammenzuführen anstatt sie zu spalten und den Dialog zu suchen. Bayerns Wohlstand sei das Ergebnis des Bürger-Fleißes, unterstrich die in Bad Mergentheim gebürtige ehemalige Erzieherin, die zahlreiche politische Ämter bekleidet hat und sich auch weiter engagiert ohne im Landtag zu sein.

Stellvertretender Landrat und Schirmherr Stefan Horndasch sprach im Grußwort von einem "Landkreis des Ehrenamtes" im Hinblick auf das Bürger-Engagement, Weinprinzessin Selina lud zum weinseligen Abschlussabend und für die Gastrednerin gab es Geschenke. Andere könnten sich "von den Tauberzellern inspirieren lassen" war sich Barbara Stamm nach ihrem Taubertalbesuch sicher.

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