Wegen Corona: Diese Martinsumzüge in der Region fallen aus

10.11.2020, 07:59 Uhr
Seine Geschichte kennt fast jedes Kind. Der Soldat Martin von Tours soll einst im Winter einem Bettler begegnet sein. Weil dieser keine Kleidung hatte, teilte Martin - auf vielen Bildern erscheint er hoch zu Ross -  seinen Mantel.

Seine Geschichte kennt fast jedes Kind. Der Soldat Martin von Tours soll einst im Winter einem Bettler begegnet sein. Weil dieser keine Kleidung hatte, teilte Martin - auf vielen Bildern erscheint er hoch zu Ross -  seinen Mantel.

Vor drei Jahren stieg der Pfarrer Martin Brons zum ersten Mal auf den riesigen Rappen, um, verkleidet als St. Martin, durch Nürnberg zu reiten. In diesem Jahr fällt der Ritt aus, ebenso wie der beliebte Martinsumzug, der in den vergangenen Jahren in St. Sebald begann und am Egidienplatz endete. Auf dem Platz ist auch das Reiterstandbild zu finden. Es bietet eine herrliche Kulisse für jenen Moment, in dem die Erwachsenen und Kinder im Dunkeln mit ihren Laternen und Brons auf dem Percheron, einer Kaltblut-Pferderasse aus Frankreich, den Platz erreichten.

Brons ist Pfarrer für St. Sebald und St. Egidien. Er hat den Martinsumzug vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben. Der Ritt, der Umzug, das Singen der Lieder, für ihn ist dies eine "schöne Tradition". Er wünsche jedem Kind, diese Erfahrung zu sammeln. Heuer wird die Veranstaltung ausfallen. Der Martinsumzug ist, so kann man es interpretieren, Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Im vergangenen Jahr hatten 500 Kinder und Erwachsene daran teilgenommen. In dieser Größenordnung und unter Corona-Bedingungen ist für den Pfarrer der Umzug nicht durchzuführen. "Das ist traurig. Es ist aber so."

Nicht genügend Schutz

Wer sich in der Region umhört, vernimmt oft die gleichen Antworten auf die Frage, ob es denn einen Martinsumzug geben werde: In der ursprünglichen Form könne der Umzug nicht stattfinden, heißt es oft. Ein wichtiger Teil der Martinsfeier, das Teilen von Essen, ist undenkbar. Die Unsicherheit bei den Verantwortlichen, die die Umzüge planen, ist groß - die Trauer, dass auch dieses Fest aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann, ebenso.

Wegen Corona: Diese Martinsumzüge in der Region fallen aus

© Tobias Tschapka

Sie hätten sich alles mögliche überlegt, sagt Pfarrer Brons. Etwa mit dem Pferd in die Kirche zu reiten. Doch kein Konzept bot genügend Schutz. Da nicht nur Gemeindemitglieder am Umzug teilnehmen, sondern viele Stadtbewohner kommen, könnten die Massen nicht "kanalisiert" werden. Viele Kindergärten, sagt Brons, feiern jetzt im kleinen Kreis.

"Die Kinder verstehen, dass vieles nicht geht und wir uns in einer Ausnahmesituation befinden", sagt Annette Lichtenfeld, Pfarrerin für St. Sebald und St. Egidien. "Die Kinder nehmen es, wie es kommt."

Plätze werden zugeteilt

Auch jenseits von Nürnbergs Toren gibt es große Martinsumzüge. In Fürth organisiert ihn die Fürther Kirche St. Martin. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 400 Menschen. Auf ihren Martinsreiter will die Gemeinde aber auch 2020 nicht verzichten. "St. Martin hoch zu Ross" wird in die Kindergärten der Kirchengemeinde sowie in die Grundschule Friedrich-Ebert kommen, das teilte die Kirche Anfang November mit.

Also wird St. Martin am Mittwoch seine Runde drehen: Erst sieht er bei den "Flinken Finken" im Finkenschlag 43 vorbei. Weiter geht's zu den Kindergärten der DIAKONEO am Finkenpark, über die Friedrich-Ebert-Straße zum Klinikum Fürth (Kinderklinik) und an die Friedrich-Ebert-Grundschule. Auch den Kindergarten der AWO-Einrichtung besucht der Reiter. Die Runde endet bei der "Kindervilla" in der Vacher-Straße.


Martinstag: Das steckt hinter dem Fest und seinen Bräuchen


Sabine Fischer leitet die Kindertagesstätte "Unterm Regenbogen" in Feucht. Die Kinder bastelten im Oktober die Laternen. Normalerweise gibt es einen Umzug durch die Stadt mit verschiedenen Stationen. Heuer ist das nicht möglich. Doch es wird ein kleines Fest geben, sagt Fischer. St. Martin nicht zu feiern, war keine Option, dafür ist ihr das Thema zu wichtig. Um 17 Uhr werden die Kindergruppen mit den Laternen in den Garten der Kita gehen. Eltern sind nicht erlaubt - ihnen bleibt nur übrig, über den Zaun zu schauen. Damit sich die Gruppen nicht mischen, wird das Fest auf mehrere Tage verteilt.

Die Martinikerwa in Herzogenaurach ist abgesagt worden. "Mit Blick auf die steigenden Corona-Fallzahlen und die damit einhergehende Stufe Gelb im Landkreis Erlangen-Höchstadt wird zum Schutz aller Beteiligten und Besucher*innen die diesjährige Martinikirchweih leider nicht stattfinden können", teilte die Stadt in einer Presseerklärung mit.

Auch das städtische Jugendamt in Erlangen hat entschieden, in den städtischen Kitas keine Martinsumzüge stattfinden zu lassen.

Wegen Corona: Diese Martinsumzüge in der Region fallen aus

© Günter Distler

Fischer hat sich bei der Gestaltung des Festes am Hygieneplan des Freistaats orientiert. Er sieht drei Phasen vor: grün, gelb und rot. Je nachdem wie hoch der Inzidenzwert ist, gelten Regeln und treten Maßnahmen in Kraft. In diesem Korsett müssen sich die Verantwortlichen bei der Gestaltung von Martinsfeiern bewegen.

"Ich trage die Verantwortung"

Der Martinsumzug in Forchheim hat eine lange Tradition. Seit Jahrzehnten organisiert ihn die Kolpingsfamilie. Die Entscheidung habe man sich nicht leicht gemacht, sagt Maria Weber, Vorsitzende der Kolpingsfamilie. Man habe hin- und herüberlegt und am Ende den Umzug abgesagt. "Mir ist es zu gefährlich. Ich trage für die Veranstaltung die Verantwortung." Da bis zu 600 Menschen den reitenden Martin begleiten, ist es nicht möglich, den nötigen Abstand zu wahren. Die Pfarrgemeinde St. Martin plant unterdessen, einen Festgottesdienst mit Chor zu veranstalten.

Der Markt Roßtal (Kreis Fürth) hat auch einen Beschluss gefasst. Ende Juni einigte sich der Gemeinderat, den bekannten Martinimarkt abzusagen. Jährlich präsentieren sich dort lokale Unternehmen oder Vereine, die Essen und Selbstgebasteltes anbieten. Das Risiko, dass sich Marktbesucher infizieren könnten, sei zu hoch, begründete Roßtal diesen Schritt. Die Zugänge zum Markt könnten nicht kontrolliert, Hygieneregeln nicht eingehalten werden.

"Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir", heißt es in einem der bekanntesten Lieder.

"Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir", heißt es in einem der bekanntesten Lieder.

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