Wegen Coronavirus: Auch Fahrschulen vorerst geschlossen

25.3.2020, 11:24 Uhr
Bis zum 19. April sollen wegen des Coronavirus zunächst keine Fahrstunden und Prüfungen mehr stattfinden. Besonders neue Schulen ohne Rücklagen sind gefährdet.

© Swen Pförtner, dpa Bis zum 19. April sollen wegen des Coronavirus zunächst keine Fahrstunden und Prüfungen mehr stattfinden. Besonders neue Schulen ohne Rücklagen sind gefährdet.

Am Mittwoch, 18. März, kam dann die offizielle Meldung vom Ministerium: Alle Fahrschulen in Bayern müssen den praktischen und theoretischen Unterricht bis zum 19. April einstellen und dürfen weder theoretische noch praktische Prüfungen abnehmen.

Hohe laufende Kosten

Vor allem angesichts der hohen laufenden Kosten der Geschäftsführer, die monatlich unter anderem Miete für ihre Büros, das Gehalt ihrer Fahrlehrer sowie die Leasing-Raten und Versicherungen für Autos, Motorräder und Lkws zahlen müssen, bedroht die Schließung die Existenz zahlreicher Fahrschulen.



Allein in Lauf bieten neun Fahrschulen ihre Dienste an, eine überdurchschnittlich hohe Zahl für eine Stadt mit rund 26 000 Einwohnern. Einer der Geschäftsführer ist Achim Zinner, der seine Schule 1997 gründete und Büros in Lauf und Schnaittach unterhält. Der 49-Jährige beschäftigt drei Fahrlehrer fest und wird für diese Kurzarbeitergeld beantragen. „Es geht gar nicht anders“, sagt Zinner.

Nach vier Wochen wird es kritisch

Für vier Wochen könnten die meisten Fahrschulen die Situation stemmen, „aber wenn die Schließungen verlängert werden, wird es kritisch“, sagt Zinner. Für eines seiner Büros muss er Miete zahlen und auch die Leasing-Raten und Gehälter gehen ins Geld. Er schätzt, dass rund 80 Prozent aller Fahrschulen in Bayern ihre Räume mieten.

„Lustig wird es jedenfalls nicht. Ich verstehe, dass der theoretische Unterricht ausfallen muss, aber ob die praktischen Fahrstunden mit desinfiziertem Lenkrad so gefährlich sind, darüber kann man sich streiten. Doch wenn man sieht, was zurzeit alles runtergefahren wird, dann wird auch die Schließung der Fahrschulen ihre Berechtigung haben“, sagt Zinner.

Prüfungen fallen aus

Über seine Website und einzelne Anrufe hat Zinner seinen Schülern Bescheid gegeben. „Morgen wären ja schon wieder Prüfungen. Am Dienstag hatte ich die abschließende Anhänger-Fahrstunde mit einer Schülerin, die am Mittwoch Prüfung gehabt hätte. Sie ist erhobenen Hauptes aus dem Auto gestiegen, weil ich ihr gesagt habe, die Prüfung schafft sie auf jeden Fall. Eine Stunde später habe ich angerufen und abgesagt.“


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Zinner rechnet mit mindestens zehn Prozent Einbußen in diesem Jahr. Wenn die Schließung verlängert wird, kämen weitere Prozente dazu. Der Fahrlehrer hofft, dass der Verband sich dafür einsetzt, dass es beim 19. April bleibt. Jetzt hat er einen Monat Zeit, um den Keller aufzuräumen und seine Computer auf Vordermann zu bringen. „Seit ich die Fahrschule gegründet habe, hatte ich nie länger als zwei Wochen Urlaub am Stück. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt, mehr als vier Wochen am Stück nicht zu unterrichten“, sagt Zinner.

Täglich neue Informationen

Ihre Informationen zu Themen wie der vollständigen Schließung und den damit verbundenen Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und Soforthilfe erhalten die Fahrlehrer vom „Landesverband Bayerischer Fahrlehrer“, der aktuell täglich Newsletter an seine Mitglieder schickt.

Die Kommunikation mit den Ämtern ist schwierig. „Wir bitten Sie dringend um Verständnis, dass auch wir bei den völlig überlasteten Behörden nur ganz schwer telefonisch Informationen erhalten können. Sobald wir weiterführende Informationen erhalten, werden wir Sie umgehend informieren“, schreibt der Verband.

Fahrlehrern droht die Kündigung

Hans Greifenstein hat sich 1999 selbstständig gemacht und führt seitdem seine Fahrschule in Lauf. Er hat keine Angestellten, aber trotzdem noch rund 2000 Euro laufende Kosten pro Monat. „Vor allem erst kürzlich gegründete Fahrschulen, deren Chefs Kredite abzahlen und Leute angestellt haben, sind durch die Schließung gefährdet“, sagt Greifenstein. Betriebsbedingte Kündigungen hält er für wahrscheinlich. „Und dann sitzen die Fahrlehrer daheim mit ihrer Familie, ohne Einkommen“. Daran würden auch 5000 Euro Soforthilfe vom Staat nichts ändern.


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Noch bis vor Kurzem hätte jede Fahrschule im Nürnberger Land händeringend nach zusätzlichen Fahrlehrern gesucht. „Das hat sich jetzt erst einmal erledigt“, so Greifenstein. Der 64-jährige Laufer unterrichtet zurzeit rund 50 Schüler, 20 von ihnen im praktischen Unterricht, die teilweise diese oder nächste Woche Prüfung gehabt hätten. Der Frühlingsbeginn ist für die Fahrschulen eigentlich eine gute Zeit, da sich jetzt normalerweise die meisten Motorradfahrschüler anmelden.

Wiedereröffnung ungewiss

Wie Zinner hofft auch Greifenstein, dass er am 20. April die Pforten wieder öffnen darf. „Ob es bei den vier Wochen bleibt, ist schwer abzusehen. Wenn man den Virologen glaubt, sind diese Maßnahmen nötig. Auf mich wirkt das Ganze aber, als wären die Ämter und Krankenhäuser nicht gut aufgestellt gewesen, allein wenn man sich anschaut, wie lange die Testergebnisse dauern. Jetzt müssen wir mit der Situation leben“, sagt Greifenstein.


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