100 Teilnehmer bei Antikriegsdemo in Weißenburg

3.9.2014, 07:59 Uhr
100 Teilnehmer bei Antikriegsdemo in Weißenburg

© Zöllich

Am 1. September vor 75 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht nach Polen. Zum 100. Mal jährt sich
in diesem Jahr außerdem der Erste Weltkrieg, und nur eine knappe Stunde vor Beginn der Kundgebung zum Antikriegstag hat der Bundestag den deutschen Waffenlieferungen an die irakischen Kurden im Kampf ge­gen die islamistische Terroreinheit IS zugestimmt. Viel Stoff also für die Redner der ersten Antikriegs-Kundgebung am Weißenburger Marktplatz.

Zehn Organisationen waren vertreten: die Parteien SPD, CSU, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sowie die Vertreter der katholischen, evangelischen und methodis­tischen Kirchen in Weißenburg. Hinzu kamen die Gewerkschaften Verdi und GEW sowie der DGB selbst als Veranstalter.

„Wir nehmen Frieden mittlerweile als viel zu selbstverständlich“, mahnte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel in seinem Redebeitrag. Sein Gunzenhausener Amtskollege Karl-Heinz Fitz rief den Anwesenden ins Bewusstsein, wie sehr die schwelenden Konflikte und weltweiten Kriege auch den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen unmittelbar betreffen. „Auch hier haben wir immer mehr Flüchtlinge“, berichtete Fitz.

Ein „großes moralisches Dilemma“ für Kriegsgegner nannte die stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Anette Pappler die kurz vorher beschlossenen Waffenlieferungen in den Irak. Zwar müsse man die Kurden im Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ unterstützen. Es reiche aber nicht, nur militärisch einzugreifen: Eine langfristige Entwicklungspolitik sowie ein Dialog müssen damit einhergehen.

Für Erkan Dinar (Die Linke) war es der erste öffentliche Auftritt seit seiner Festnahme auf der Kirchweih bei der Bierprobe (siehe nebenstehenden Bericht). Er rief den Anwesenden noch einmal die Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs ins Gedächtnis. „Hass ist das niederste aller menschlichen Gefüh­le“, sagte er und warnte vor einer aktuellen Vermischung von Kritik und Antisemitismus in Bezug auf den Gaza-Konflikt.

„Krieg darf kein Mittel sein“

Harald Morawietz als Vertreter der GEW sprach sich gegen ein Auftreten von Bundeswehrsoldaten an deutschen Schulen und Universitäten aus, auch Agnes Mendel von Verdi kritisierte das Image der Bundeswehr als „Wohlfühlarmee“. „Krieg darf kein Mittel der Politik sein!“, forderte die Gewerkschaftlerin.
Einen überzeugenden Redebeitrag zum Abschluss leistete Pfarrer Friedemann Büttel als Vertreter der christlichen Kirchen. „Kein Krieg ist heilig. Keiner“, zitierte er einen Song der Popgruppe „Pur“. Aktuelle Konflikte und deren Bilder seien eine „Pervertierung jeglichen Menschseins“. In einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden der weltweiten Kriegsopfer. Die Frage „Was können wir tun?“ beantwortete sich Büttel selbst: „Wir können zum Beispiel so wie heute zusammenkommen und für den Frieden eintreten. Es ist gut, dass wir da sind.“

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