Angehörige wünschen sich Entlastung

8.11.2013, 08:05 Uhr
Angehörige wünschen sich Entlastung

© Markus Steiner

Dass Demenz für viele Bürger ein Thema ist, bewies die gute Resonanz: Gut 50 Interessierte wollten wissen, wie gut die Gemeinde Pleinfeld auf die Herausforderungen des demogra­fischen Wandels eingestellt ist. Bürgermeister Josef Miehling (FW) stellte die Aufgaben vor, die auf die Kommune zukommen, wenn im Jahr 2050 allein in Mittelfranken mit rund 45000 Demenzkranken gerechnet wird. Zum Vergleich: Das Grundig-Stadion in Nürnberg fasst rund 50000 Zuschauer.


„Wir wollen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden und die Versorgung der Senioren sichergestellt ist“, fasste Miehling das Grundanliegen zusammen. Was die Bürger wollen, ist seit Juli 2013 indes bekannt. Denn die Fakultät für Gesundheit und Pflege der Evangelischen Hochschule Nürnberg hat unter Leitung von Professorin Dr. Christine Brendebach für Pleinfeld eine Be-
darfsanalyse in Sachen Demenz erstellt.


Die wesentlichen Ergebnisse der Studie: Bereits jetzt gibt es „einen deutlichen Anteil von Menschen mit dementiellen Erkrankungen“, die in der Regel von ihrer Familie ambulant betreut und gepflegt werden. Das Versorgungsangebot für dieses Klientel ist bereits „gut strukturiert“, das Versorgungsangebot „breit“.
Defizite gibt es nach Angaben der Befragten indes noch bei den ambulanten Angeboten und bezüglich der Entlastung der pflegenden Angehörigen. Viele der 365 Pleinfelder, die den Fragebogen ausfüllten, würden sich noch eine bessere Aufklärung über die Krankheit wünschen, um mit ihr besser umgehen zu können. Diesem Wunsch kam Professor Dr. Richard Mahlberg noch am selben Abend nach. Der Psychiater und Psychotherapeut hielt den Fachvortrag „Leben, wo ich hingehöre“.


Bürgermeister Miehling sprach auch den Fachkräftemangel an: Immer mehr Demenzkranken steht künftig immer weniger Pflegepersonal gegenüber. Deshalb müssten in der Gemeinde auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass Demenzkranke dennoch gut versorgt werden könnten. Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftshilfe oder alternative Wohnformen oder das Präventionsprogramm „Selbstständigkeit im Alter“ (SimA), das Irene Oppel betreut, waren hier die Schlagworte. Auch der barrierefreie Wohnpark am Fränkischen Meer, der gerade entsteht, sei Miehling zufolge eine Antwort auf die Überalterung der Gesellschaft.


Irene Oppel, die gemeinsam mit Cornelia Wagner vom Bürgerhaus den Abend moderierte, stellte kurz die Ziele von SimA vor: „Wir wollen das Thema aus der Anonymität herausholen und Menschen mit Demenz mehr in die Gesellschaft integrieren und Hilfestellungen geben.“ Gerade bei Demenzerkrankungen sei zu beobachten, dass es häufig zu einer Vereinsamung komme.


Elfi Ziebell von der Angehörigenberatung Nürnberg e. V. definierte, wann man eine Kommune als „demenzfreundlich“ bezeichnen könne. Im Wesentlichen gehe es darum, die Lebensqualität für Betroffene und Angehörige möglichst hoch zu halten, das Bewusstsein für das Thema zu stärken und generell ein Klima der Mitmenschlichkeit zu erzeugen. Die Einrichtung selbst sehe sich dabei vor allem als „Lobby für die Erkrankten“.

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