Ausbildung trotz Handicap bei Nifco in Weißenburg

8.12.2019, 11:44 Uhr
Ausbildung trotz Handicap bei Nifco in Weißenburg

© Foto: Agentur für Arbeit

Die 17-jährige Weißenburgerin ist von Geburt an taub. Cochlea-Implantate übernehmen jedoch die Funktion der beschädigten Teile des Innen-ohrs. Zusätzlich kann sie von den Lippen ablesen. Im Alltag merkt man deshalb von ihrer Behinderung fast nichts. Helene ging in die Realschule in Weißenburg, erwarb die mittlere Reife und wollte unbedingt Industriekauffrau werden.

Diese klare Entscheidung hat sie durch Praktika in unterschiedlichen Bereichen gefestigt. Sie war zum Beispiel im Kindergarten, in der Apotheke und in verschiedenen Industriebetrieben. Danach hatte sie mehrere Angebote zur Auswahl und hätte auch im öffentlichen Dienst Chancen gehabt.

Helene entschied sich jedoch ganz klar für die Nifco Germany GmbH, nicht einmal wegen des Produkts, sondern weil sie sich im Praktikum sehr wohlgefühlt hat. "Die Kollegen waren sehr nett und haben mir sofort etwas zugetraut", sagt sie. Ein Kriterium war auch, dass der Betrieb in Weißenburg ansässig ist. Momentan fährt Helene noch mit ihrer Vespa ins Industriegebiet, ist aber dabei, den Führerschein zu machen.

Behinderung spielt keine Rolle

Das Praktikum war auch für Michaela Gabler, Ausbilderin bei Nifco, ausschlaggebend. "Wir wollten sie einstellen, weil sie die Helene ist", sagt sie. Ihre Behinderung spielte dabei keine Rolle. Weder wollte man explizit jemanden mit Behinderung einstellen, um die Schwerbehindertenquote besser zu erfüllen, noch war Nifco besonders an Zuschüssen interessiert. Das ist jetzt lediglich ein Nebeneffekt. Denn die Agentur für Arbeit zahlt für Helene einen Ausbildungszuschuss von monatlich rund 215 Euro.

Theoretisch könnten auch ein besonderes Telefon oder andere technische Hilfsmittel finanziert werden. Doch das ist aktuell nicht notwendig, denn Helene telefoniert auch ohne eine spezielle Ausrüstung. Überhaupt läuft alles "ganz normal", wie Michaela Gabler betont. Helene absolviert die praktische Ausbildung im Betrieb und besucht die Berufsschule in Gunzenhausen – wie alle anderen Azubis auch.

Helene Sarres und die Nifco Germany GmbH zeigen, wie die Integration von Menschen mit Behinderung gelingen kann: Arbeitnehmer und Betrieb müssen zueinander passen. Das ist auch die Botschaft der bundesweiten Aktionswoche. Es sollen Vorurteile abgebaut werden. So können Arbeitgeber zusätzliche Fachkräfte
– oder in dem Fall Auszubildende – gewinnen. Denn Menschen mit Behinderung sind nicht generell weniger leistungsfähig. Vielmehr sind sie richtig eingesetzt sehr motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Chance engagiert nutzen, schreibt die Agentur für Arbeit in ihrer Pressemitteilung.

InfoDer Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit steht Firmen für Fragen gerne zur Verfügung (Tel. 09141/8 71 - 16 99; E-Mail: Weissenburg.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de). Auch Bewerber können sich über bestehende Möglichkeiten informieren; online unter www.arbeitsagentur.de oder unter Tel. 0800/4 55 55 00.

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