Baumärkte und Friseure: Wiedereröffnungen verlief ohne Tumulte

1.3.2021, 17:39 Uhr
Im Blumenladen "Tausendschön" in Treuchtlingen decken sich die Kundinnen und Kunden nun wieder vor Ort mit Blumen ein. 

© Patrick Shaw Im Blumenladen "Tausendschön" in Treuchtlingen decken sich die Kundinnen und Kunden nun wieder vor Ort mit Blumen ein. 

Es ist ein doppeltes Frühlingserwachen. Bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel öffneten am gestrigen Montag Friseure, Gärtnereien und Baumärkte nach einer zweieinhalbmonatigen Zwangsschließung wieder ihre Pforten. Die Stimmung in diesen Branchen ist entsprechend beschwingt und erleichtert.

Mit Scheren, Haarfarbe und Kamm dürfen Friseure seit gestern die sogenannten "Corona-Frisuren" endlich wieder zähmen. Die Termine sind in den meisten Salons schon lange ausgebucht. "Ich arbeite von heute früh bis abends um sechs durch," sagt Friseurin Silke Reuß aus Pappenheim am Telefon erleichtert. "Es war jetzt schon krass, vor allem weil die Schließung sehr lange ging."


Die (erneute) Schließung hat die Friseure vor eine enorme finanzielle Herausforderungen gestellt, viele Sparschweine mussten bluten. Silke Reuß sagt deshalb ganz ehrlich: "Ich freue mich, dass wieder Geld in die Kasse kommt." Auch die Kunden würden sich sehr freuen und die Friseurin selbst ist erleichtert, dass sie diese wieder "zufriedenstellen" kann.

Im Haarstudio "Kamm-in" in Weißenburg sind die Termine für die nächsten zwei Wochen bereits komplett vergeben. "Eigentlich haben wir ja Montag zu, aber heute sind wir seit 8 Uhr morgens dabei", erzählt Friseurin Anita Gempel. Nach was die Kunden am meisten fragen, kann sie gar nicht beantworten. "Farbe, Schnitt, einfach alles. Die Leute brauchen jetzt einfach alles."


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Genug zu tun hatten gestern auch Gärtnereien, Blumengeschäfte und Baumärkte. Vor langen Warteschlangen und "tumultartigen Ansammlungen" wollte der Obi-Marktleiter Ralf Engler seine Mitarbeiter und Kunden allerdings bewahren. Laut Vorschrift hätten 340 Menschen auf einmal in den Markt gedurft, jedoch hatte man mit einer Einkaufswagen-Pflicht für jeden Kunden die Maximalzahl auf 200 begrenzt.

"Die Hölle ist nicht los, aber es ist alles gut in Betrieb," stellte Engler gestern Vormittag im Gespräch mit unserer Zeitung fest. Er hatte an diesem Montag "fast alle" verfügbaren Mitarbeiter im Markt eingesetzt.

Anders als bei "Click & Collect" in den vergangenen Wochen würden die Leute sich nun primär auf Gartenprodukte stürzen. Heimwerker-Utensilien seien am ersten Tag der Öffnung nicht so gefragt gewesen, wie Pflanzen, Erde und Dünger. "Die Menschen zieht es jetzt einfach nach draußen," so Engler.

"Türen wurden nicht eingerannt"

Silvia Vulpius hatte auch in Zeiten der Schließung ihres kleinen Blumengeschäfts in der Bahnhofstraße ihre Stammkunden im Rücken. "Ich freue mich freilich, dass ich wieder offen habe.

Einen kleinen Laden einfach so zu schließen, das war ja auch unsinnig," erzählt die Inhaberin am Telefon. Jetzt, da die großen Baumärkte auch wieder aufhaben, wäre der große Ansturm auf ihren Laden natürlich ausgeblieben. Sibylle Kummer führt zusammen mit ihrer Schwester in Treuchtlingen den kleinen Blumenladen "Tausendschön".

Am ersten Tag der Wiedereröffnung sei schon einiges los gewesen, aber "die Türen wurden nicht eingerannt." Die Leute würden sich jetzt vor allem mit Außendekoration und Blumen eindecken. "Wir sind natürlich froh, dass es jetzt wieder los geht. Wir sind mit allem eingedeckt, die Leute können kommen," sagt Kummer gut gelaunt.

Brief ans Ministerium

Die gute Laune ist Gerd Meyer und seinen Kollegen im Laufe des zweiten Lockdowns teilweise vergangen. Der Chef von der Baumschule Botanik Weißenburg hat sich mit dem Bund Deutscher Baumschulen an das Bayerische Wirtschaftsministerium mit der Frage gewandt, ob Pflanzen denn nicht systemrelevant seien.

"Eine Antwort ist ausgeblieben, das war ein Bettelbrief," sagt Meyer, der in seinem Geschäft nicht nur Privatkunden mit Bäumen versorgt sondern auch Kommunen und Städte. Er hätte sich gewünscht, dass er uns seine Kollegen schon ab Januar wieder öffnen hätten dürfen – auch der Pflanzen wegen, die in den Lagern selbstverständlich nicht so gedeihen, wie an einem passenden Standort.


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"Ich leide nach wie vor mit allen Einzelhändlern mit", sagt der Botaniker. Und doch ahnte er, dass Baumschulen und Baumärkte bei den Öffnungen am Anfang mit dabei sein werden und ist darüber glücklich. "Natürlich bin ich froh, den Leuten wieder ins Gesicht zu schauen zu ," scherzt Gerd Meyer. "Auch wenn man da nicht alles erkennen kann."


In der Baywa Treuchtlingen ist der große "Run" gestern ausgeblieben. Ein Mitarbeiter berichtete aber, dass er das Gefühl habe, die Leute würden jetzt vermehrt einkaufen, um ihre Gärten aufzuhübschen.

Wie die Krokusse, die schon vereinzelt aus dem Boden sprießen sind also auch die wieder geöffneten Friseure und Blumenläden ein positives Zeichen: Der Frühling kommt und irgendwann blüht auch das Leben in Altmühlfranken wieder auf.