Das Gedächtnis des Weißenburger Lebkuchenmanns

7.7.2019, 16:00 Uhr
Das Gedächtnis des Weißenburger Lebkuchenmanns

© Jan Stephan

Die 34-Jährige denkt gerne nach, bevor sie etwas sagt. Als man sie allerdings fragt, ob sie es denn schon mal bereut habe, als Regieassistenz ins Lebkuchenmann-Boot gesprungen zu sein, verzichtet sie aufs Nachdenken. „Nein, nie“, stellt sie fest. „Klar, wir waren mit dem Projekt hier alle schon mal überfordert, hatten Panikattacken oder haben mal geheult, weil wir dachten, wir schaffen es nicht ... Aber das ist für mich einfach eine riesige Chance.“

Rebekka Gruber steht normalerweise selbst auf der Bühne. Sie hat in Dresden Gesang studiert, ist bereits in der Semperoper und bei den Wagner-Festspielen aufgetreten ist, stand mit Weltstars wie Anna Netrebko auf der Bühne. Nun probiert sich vor der Bühne aus. Und das gleich auf höchstem Niveau. „Normalerweise darf man mit so einem Regisseur wie dem Georg nicht zusammenarbeiten, wenn man das nicht schon öfter vorher gemacht hat“, erzählt sie.

 Und sie hat Gefallen an ihrer Rolle gefunden, die sehr fordernd ist. So muss Rebekka Gruber sämtliche Proben koordinieren. Und das bedeutet bei diesem Projekt schon mal, dass man 45 Leute mit regulärem Job an einem Termin zusammenbekommen muss. „Die großen Szenen sind mit das Schwierigste, weil man da so viele Leute auf einmal braucht, aber eigentlich sind es auch die Szenen, die am meisten Proben brauchen, weil sie so schwierig sind.“

Als Regieassistenz ist sie auch Mittlerin zwischen Regisseur und Darsteller „Die Schauspieler kommen mit ihren Problemen erst mal zu mir und dann versuche ich die zu lösen.“ Auf der anderen Seite ist Rebekka Gruber auch der dienstbare Geist an Schmiedleitners Seite. Schön zu sehen auf der öffentlichen Probe am Weißenburger Marktplatz. Da hatte sich Schmiedleitner spontan in die Idee verliebt, dass die Schauspieler mit Bäumen durch eine Szene marschieren. „Das ist toll, das gefällt mir, das machen wir. Ich will einen sich bewegenden Wald!.“ Gruber ist diejenige, die sich den Wald notiert und hinterher dafür sorgt, dass es diesen eines Tages auch tatsächlich gibt.

 Die Weißenburgerin steht bei den Proben immer wieder auch selbst auf der Bühne. „Ich habe wahrscheinlich langsam schon jede Rolle mal gespielt“, lacht sie. Gruber springt immer dann ein, wenn doch mal bei den Proben einer fehlt. Sie ist die, die alles weiß. Wo die Felle hingekommen sind, wo beim Übergang von Szene 12 zu 13 der Lebkuchenmann die Treppe hinuntersteigt und wie man sich nun geeinigt hatte, wohin die Erlkönigin in einer bestimmten Szene schau. Hilfe bekommt sie dabei von Florian Gruber, der Asisstenz der Assistenz.

Neben den künstlerischen Dingen muss sich Rebekka Gruber auch um sehr handgreifliche Themen kümmern. „Ich weiß echt auch noch nicht, wer da dann das Blut kocht“, erzählt sie im Tonfall tiefer Sorge und nimmt erst nach einiger Zeit zur Kenntnis, dass der Gegenüber nun ein bisschen verdutzt schaut, dann schmunzelt sie. Wieder so ein Satz, der nur im Theater vorstellbar ist. „Ich liebe das“, sagt die 34-Jährige und erklärt, dass es darum geht, dass Theaterblut ziemlich teuer ist, wenn man es fertig kauft, man es aber aus Rote Beete, Stärke und einigen anderen Zutaten auch selber kochen kann.

„Für mich ist das Stück eine ganz große Bereicherung“, sagt Rebekka Gruber. „Ich habe einen Mentor gefunden und ich habe dadurch auch neue Freunde gefunden.“ Sogar ein dauerhafter Verbleib in der alten Heimat ist wieder vorstellbar. Jetzt geht es aber erst mal darum, dass der Lebkuchenmann ein Erfolg wird und da ist die Regieassistenz inzwischen sehr guter Dinge. „Ich bin überzeugt, dass das gut wird.“ Vorausgesetzt, es findet sich bis dahin noch jemand, der das Blut kocht ... Aber das sollte zu machen sein.

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