Das Wunderland in Weißenburg

18.10.2019, 05:52 Uhr
Das Wunderland in Weißenburg

© Foto: Miriam Zöllich

Wer Alice im Wunderland kennt – und dank des Disney-Filmes tun das die meisten Menschen – wartete gewiss mit Spannung darauf, wie die junge Theatergruppe einige der fantastischen Szenen aus der Geschichte auf der Bühne wohl umsetzen würde. Hauptdarstellerin Alice flüchtet vor ihrer langweiligen Schwester mit ihren Büchern über Geschichte und verfolgt einen sprechenden Hasen mit einer riesigen Taschenuhr. Sie krabbelt in das Erdloch, in dem der Hase verschwindet – und fällt, und fällt, und fällt. Sie fällt in eine andere Welt, in der man schrumpft oder wächst, wenn man Kekse und Pilze isst, und in der Raupen Wasserpfeife rauchen.

Sie begegnet allerlei kuriosen Gestalten, vom verrückten Hutmacher bis zur ominösen Grinsekatze, und am Ende steht sie vor dem obersten Gericht der launischen Herzkönigin, die jedem ihrer Untertanen nach dem Kopf trachtet. Die Regisseurinnen Anja Michel, Sophie Damerow und Sophia Tiede haben extrem viel Fantasie bewiesen, was die Umsetzung der schwierigen Szenen angeht: Das Schrumpfen und Wachsen klappte etwa mittels Schattenspiel hinter einer Leinwand, denn je nachdem, aus welcher Perspektive Hauptdarstellerin Amelie Dormer alias Alice von der Lampe angestrahlt wurde, wirkte ihr Schatten übertrieben groß oder ziemlich klein.

Das Wunderland in Weißenburg

© Foto: Miriam Zöllich

Auch die detailverliebten Kostüme und die Maske verdienen großes Lob. Die Blumen tanzten in bunten Kleidern mit ausladendem Kopfschmuck, die Spielkarten-Soldaten und die Zwillinge Dideldei und Dideldum sahen aus, als wären sie direkt der Disney-Verfilmung entsprungen, und sogar die Flamingos als Krocket-Schläger konnten in Form von umfunktionierten Regenschirmen dargestellt werden. Der verrückte Hutmacher, die Herzkönigin, der Märzhase: Jedes Kostüm war fantasievoll und aufwendig zusammengestellt.

Mit einbezogen wurde anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums auch die Lebenshilfe Altmühlfranken mit etlichen Schauspielern. Der inklusive Charakter zeigte sich indes nicht nur beim Ensemble, sondern auch bei der Bestuhlung: Wie schon bei früheren Produktionen wurde im Zuschauerbereich eine weitere Spielfläche geschaffen, sodass die Darsteller die ganze Größe des Wildbadsaals nutzen konnten und teils mitten im Publikum agierten. Die schauspielerische Leistung des Ensembles gefiel dem Publikum, und der Hang zur Übertreibung, die dem irrwitzigen Stück naturgemäß naheliegt, kam vor allem bei den Kindern gut an.

Das Wunderland in Weißenburg

© Foto: Miriam Zöllich

Allerdings war die Handlung zuweilen nur schwer nachzuvollziehen, vor allem für die jüngeren Zuschauer oder jene, die Alice im Wunderland nicht kennen. Oft waren zu viele Darsteller gleichzeitig auf der Bühne und die Szenen wechselten schnell. Ein roter Faden und eine inhaltliche Hinführung hätte dem Stück an mancher Stelle gut getan. Andererseits liegt die schwierige Nachvollziehbarkeit ja irgendwo auch an der Geschichte selbst; schließlich ist das ganze Wunderland ja am Ende nur ein wirrer Traum von Alice.

Die U21 der Weißenburger Bühne und die Darsteller der Lebenshilfe zeigen Alice im Wunderland noch zweimal. Termine sind am Samstag, 26. Oktober, um 17 Uhr und am Sonntag, 27. Oktober, um 15 Uhr im Wildbadsaal in Weißenburg.

Es spielten (in alphabetischer Reihenfolge): Hannah Alberter, Ralph Alkov, Edi Ammersdörfer, Jana Bilek, Rahel Bucher, Amelie Dorner, Theo Edinger, Helmut Gegenagel, Mara Hüttinger, Alina Idrisov, Asa Idrisov, Nuria Kestler, Lea-Marie Lensing, Mara Ludwig, Adrian Lungu, Aileen Mayer, Noah Minnameier, Thorsten Müller, Jürgen Münz, Anna Pößnicker, Vera Reichart, Vanessa Reichenauer, Sabine Rüffer, Hugo Schindhelm, Felix Schmid, Enrica Schmidt, Simon Schock, Michael Strattner, Tom Teufel, Mike Turatti, Walter Völkel, Nicola Wurm und Sylvia Zimmer.

Regie: Sophie Damerow, Sophia Tiede, und Anja Michel.

Hinter den Kulissen: Marc Zimmermann (Bühnenbau), Ella Rank (Maske), Fabian Lensing (Technik) und Jeanette Schmid (Technik).

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