Der Altmühlkompromiss? Kanuverleiher wollen verzichten

17.5.2021, 12:00 Uhr
Der Altmühlkompromiss? Kanuverleiher wollen verzichten

© Foto: WT-Archiv

  In seinem Positionspapier legt der regionale Kanuverband "AKQUA e.V." ausführlich dar, welche Maßnahmen aus seiner Sicht geboten sind, um den ökologischen Zustand der Altmühl zu verbessern. Der Verband bezieht sich hier auf das Maßnahmenprogramm des Bayerischen Umweltministeriums, das entsprechend der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im funktionalen Zusammenhang mit der europäischen FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) auf nationaler und Landesebene erarbeitet wurde.

Keine wissenschaftlichen Beweise

"Obwohl diese sehr fundierten und umfassenden Studien keinerlei Zusammenhang zwischen dem Kanutourismus und dem eher schlechten ökologischen Zustand der Altmühl herstellen", wolle der Verband der Altmühltaler Kanuten und Kanubetriebe seinen guten Willen demonstrieren und im Rahmen einer Selbstverpflichtung darauf verzichten, die Altmühl im Laichzeitraum unterhalb bestimmter Pegelstände zu befahren.

Im Rahmen eines runden Tisches im Oktober 2020 wurde diese Lösung in Zusammenarbeit mit den Fischereiverbänden, den beiden Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen und Eichstätt und Wasserwirtschaftsämtern Ansbach und Ingolstadt und unter universitärer Beteiligung entwickelt.

Monitoring für die gefährdeten Fische

"Sobald seitens der Naturparkverwaltung und der Wasserwirtschaft die technischen Voraussetzungen für ein Ampelsystem geschaffen sind, kann es losgehen. Außerdem haben wir im Bereich Gästeinformation und Besucherlenkung erheblich nachgeschärft", sagt Christoph Martin, Vorstand von "AQKUA". "Gleichzeitig wird allerdings ein Monitoring erforderlich, das die natürliche Reproduktion der angeblich bedrohten Fischarten fundiert bewertet." Eine studentische Masterarbeit dürfe aus seiner Sicht nicht zur alleinigen Grundlage für das Wohl und Wehe einer ganzen Branche gemacht werden, die eine hohe Wertschöpfung für die ganze Region garantiere.

"Kein Nachweis"

Martin zufolge gebe es bis heute keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass die Kanuten verantwortlich für eine Beeinträchtigung des Laichverhaltens von Barbe und Nase in der Altmühl seien. Der Vorstand des regionalen Kanuverbands: "Tatsächlich gibt es nicht einmal einen stichhaltigen Nachweis, ob es in der Altmühl überhaupt zur Eiablage dieser Arten in nennenswertem Umfang kommt."

Flüchten die Fische selbst?

Dem "AKQUA"-Sprecher zufolge seien die Fischbestände im Wesentlichen von den Fischereivereinen ausgesetzt worden, die Altmühl sei kein natürlicher Lebensraum für diese rheophilen, also strömungsliebenden, Barben und Nasen. Das sei auch nicht verwunderlich, weil die Altmühl bekanntlich Bayerns langsamster Fluss ist. "Wir vermuten, dass einzelne, angeblich aus natürlicher Reproduktion stammende Exemplare tatsächlich aus der Laichablage in Nebengewässern in die Altmühl abwandern. Denn in bestimmten Zuflüssen gibt es das, was diese Arten brauchen: Strömung, kiesiges Bachbett, kaltes Wasser und Sauerstoff." Diese Vermutung der Kanuten gelte es jetzt auch wissenschaftlich zu untersuchen. Dennoch würden die Kanuten den Fischereivereinen schon jetzt gerne entgegenkommen, um mit einem Befahrungsverzicht unterhalb bestimmter Pegelgrenzwerte ihrerseits einen Beitrag zu einer Befriedung der Situation zu leisten.

Hochschule soll helfen

Um zu weiteren wissenschaftlich belastbaren Ergebnissen zu kommen, will der Verband "AKQUA" den Lehrstuhl für angewandte Gewässerökologie der Hochschule Weihenstephan einbinden und auch die Auswirkungen von ufernahen Freizeitaktivitäten auf die Bestände seltener Uferbrüter untersuchen lassen, schlägt Martin vor, dem die ganzheitliche Betrachtung des Ökosystems Altmühl am Herzen liege.

Der Kreisfischereiverein Treuchtlingen-Weißenburg bewertet die Freiwillige Selbstverpflichtung der Kanuverleiher positiv. Mit dem Verband AKQUA pflege der Kreisfischereiverein ein sehr gutes Verhältnis, sagte Vorsitzender Stephan Otter auf Anfrage unserer Zeitung. Er sehe allerdings nicht das Problem bei den einheimischen Verleihern, sondern vielmehr bei den auswärtigen, die sich oftmals an keine Regeln hielten. Deshalb sieht Otter auch die beiden Landratsämter in Weißenburg und Eichstätt in der Pflicht, die bei Niedrigwasser auch durch Kontrollen sicherstellen müssten, dass niemand auf der Altmühl schippert.

Otter würde eine Ampelregelung für sinnvoll halten und einige Dinge, wie zum Beispiel laute Musik, Glasflaschen oder riesige Schlauchboote, ganz verbieten. "Wir wollen niemandem das Bootsfahren verbieten", betont der Vorsitzende des Kreisfischereivereins. "Es müssen aber endlich klare Regeln her."

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