Der "Altmühltaler Pflanztopf"

19.9.2019, 11:26 Uhr
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© Foto: Deborah Weber

"Auf die Wurzeln kommt es an": Das ist der Leitspruch des staatlich geprüften Forstwirts. Die herkömmliche Technik des Baumpflanzens ist ihm daher schon lange ein Dorn im Auge: Denn wenn die junge Forstpflanze nach zwei bis drei Jahren aus der Baumschule in den Wald kommt, sind Transport, Pflanzung und nicht zuletzt der schonungslose Pflug keineswegs wurzelfreundlich. Die Folge: Von 5000 gepflanzten Eichen bleiben langfristig gerade mal 100 übrig. Denn: "Wenn die Wurzeln einmal gestaucht oder geknickt sind, dann merkt man das dem Baum in 20 Jahren noch an", erklärt Wagner die Tragweite der botanischen Basis.

Daher kam der gebürtige Stopfenheimer vor zweieinhalb Jahren auf die Idee, ein wurzelfreundliches Pflanzverfahren zu entwickeln. Das Saatgut befindet sich dabei in einem sogenannten Quelltopf, der sich bei Wasserkontakt automatisch mit einem speziellen Schutznetz verbindet. Dieses schirmt den Keimling nicht nur vor Schnecken, Ungeziefer oder Wildtieren ab, sondern ermöglicht auch einen behutsamen Transport und eine gut auffindbare Jungpflanze.

Umweltschutz steht dabei im Vordergrund: Das Schutznetz besteht aus Biokunststoff, hundertprozentig biologisch abbaubar und ganz ohne Mikroplastik. Zusatzvorteil: keine kreuz und quer abstehenden Wurzeln. Damit ist das Einpflanzen "idiotensicher – das kann jede Hausfrau und jeder Waldbesitzer", schmunzelt Wagner.

Auf die Idee, den Quelltopf mit einem speziellen Schutznetz zu verbinden, kam Wagner zusammen mit einem Nachwuchs-Forstwirt. Marc Brunner, der mittlerweile Forstwirtschaft in Weihenstephan studiert, ist gerade mal 20 Jahre alt – und hat nun bereits ein Patent vorzuweisen.

Die Liebe zu Bäumen wurde ihm bereits in die Wiege gelegt: Seiner Familie gehört die Forstbaumschule Edelhölzer Brunner in Gunzenhausen. Während eines Ferienjobs in Wagners Forstbetrieb kamen die beiden Waldliebhaber ins Tüfteln: Langjährige Forsterfahrung mischte sich mit erfrischend junger Kreativität und so setzte sich die Pflanztopf-Idee wie ein kleiner Samen in den beiden Köpfen fest. Anderthalb Jahre und eine ordentliche Stange Geld später hatten sie dann im vergangenen Herbst schließlich das Patent in der Tasche.

Mit ihrer Methodik setzen Wagner und Brunner eindeutig auf Qualität. Klasse vor Masse, da sind sich die beiden einig: "Lieber kleinere Stückzahl und dafür die Garantie, dass aus den Bäumen was wird." Hochgerechnet ist ihre Anzuchtmethode damit nicht nur schneller und kostensparender, sondern vor allem auch nachhaltiger. Denn je verletzter die Wurzel ist, desto mehr Regen benötigt sie – und damit dürften sämtliche nach herkömmlicher Forsttechnik gepflanzten Wälder im Zuge der Klimaerwärmung ein Problem bekommen.

Wagner selbst sieht sich keinesfalls als "Start-up-Gründer, der nun das große Geld scheffeln will". Sein Anliegen ist es, etwas zu verändern. Die wortwörtlich in Traditionen "verwurzelte" Forstwirtschaft, die mehr Wert auf utopische Stückzahlen und hochtrabend klingende Zertifikate legt, ein bisschen nachhaltiger zu machen.

Nun hofft der Stopfenheimer Forstwirt auf Rückendeckung im Altmühltal, dessen Namen sich immerhin im Titel seines Pflanztopfs wiederfindet. Wer bereits gesteigertes Interesse angemeldet hat, ist der Bayerische Rundfunk: Am Freitagabend, 20. September, befasst sich die Sendung "Unser Land" ab 19 Uhr mit der Thematik bayerischer Wälder und widmet dem "Altmühltaler Pflanztopf" einen knapp sechsminütigen Beitrag. Wagner ist dabei das ehrliche Interesse deutlich wichtiger als die kurzzeitige TV-Prominenz: "Vielleicht verstehen manche dann endlich mal, wie sensibel unser Ökosystem Wald ist!"

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