Die Stadtwerke erklären

Deshalb wird das Erdgas in Weißenburg teurer

23.11.2021, 06:17 Uhr
Der Preis ist heiß: Die Gaspreise explodieren derzeit am Weltmarkt. Das schlägt sich auch bei den Verbrauchern in Weißenburg nieder. Die Stadtwerke, die eigentlich vorausschauend gehandelt haben, können nicht anders, als Preissteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben.

© imago images/Panthermedia/filmfoto, NN Der Preis ist heiß: Die Gaspreise explodieren derzeit am Weltmarkt. Das schlägt sich auch bei den Verbrauchern in Weißenburg nieder. Die Stadtwerke, die eigentlich vorausschauend gehandelt haben, können nicht anders, als Preissteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben.

Der monatliche Grundpreis bleibt zwar unverändert bei 15,27 Euro inklusive Steuern, aber der sogenannte Arbeitspreis ändert sich von 5,81 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh) auf 6,77 Ct/kWh. Eine im Vergleich zu manchem anderen Anbieter noch „moderate Steigerung“, wie auch Florian Räbel, designierter Nachfolger des kaufmännischen Stadtwerke-Geschäftsführers Peter Lang findet.

Denn die Stadtwerke haben große Mengen bereits beschafft, als der Preis noch deutlich günstiger war. Sie beziehen Erdgas seit Oktober 2008 ausschließlich über die Kooperationsgesellschaft für Gasversorgungsunternehmen (KfG), zu deren Gesellschaftern sie selbst ebenso gehören wie unter anderem die Stadtwerke Eichstätt, Gunzenhausen und Dinkelsbühl. Und das hat sich „bewährt“ (Lang) und „rentiert“ (Räbel).

Die Energiewirtschaft ist an sich eine komplizierte Angelegenheit, doch der Gasmarkt setzt eins obendrauf und ist „äußerst turbulent“, sagt Räbel. Bereits etwa anderthalb Jahre vor dem eigentlichen Verbrauchstermin beginnt die KfG einen Grundstock an Erdgas einzukaufen. Diese Gasmengen werden am sogenannten Terminmarkt gehandelt. erklärt Lang.

Die tatsächlich von einem Versorger eines Tages benötigte Gasmenge wird am Vortag dann hochgerechnet und hängt unter anderem von Faktoren wie dem Wetter, speziellen Bedarfen und vielem mehr ab. Die hier benötigten Mengen werden am sogenannten Spotmarkt gehandelt.

Hat nun ein Versorgungsunternehmen am Terminmarkt zu wenig Gas für den Nachfolgetag geordert, muss es am Spotmarkt zukaufen, hat es zu viel abgenommen, muss es selber verkaufen. Das ist so lange kein Problem, solange sich die Preisschwankungen in Grenzen halten.

Doch aktuell ist dies eben nicht der Fall: Noch im Januar hat die KfG Erdgas zu 17 Euro pro Megawattstunde eingekauft. In Spitzen lag der Preis Lang zufolge vor ein paar Wochen schon bei 100 Euro pro MWh, zwischenzeitlich sank er auf 80 Euro pro Megawattstunde – einem immer noch hohen Wert –, um sich aktuell wieder über der Einhundert-Euro-Grenze zu bewegen.

Die Stadtwerke haben angesichts des nur schwer im Voraus einzuschätzenden Marktes natürlich schon in ihre Kalkulation einen gewissen „Risikozuschlag reingepackt“, sagt Lang, denn sie sichern ihren Kunden die Gaspreise ja stets über Monate hinweg zu. Doch bei derart explodierenden Preisen auf dem Weltmarkt wie derzeit können die Stadtwerke das Defizit nicht mehr auffangen. „Das ist wie in der Spielbank“, befindet Lang mit Blick auf das Geschehen am Gasmarkt und fügt hinzu: „Bei diesem Spiel kann man nicht immer der Beste sein.“

Muss ein Versorger seine Preise erhöhen, birgt dies für ihn immer auch die Gefahr, Kunden zu verlieren. Vergleichsportale im Internet, die aber auch nicht immer unabhängig arbeiten, wie Lang unterstreicht, zeigen hier ihre Wirkung, wenngleich die Stadtwerke mit zehn Prozent eine vergleichsweise niedrige Wechselquote hätten. Andere Unternehmen ihrer Branche, zumal im Osten Deutschlands, hätten „30 bis 40 Prozent“.

Keine Preissenkungen in Sicht

Die Kapriolen des Gaspreismarktes hätten noch ganz andere Auswirkungen. Mancher Anbieter nimmt schon keine Neukunden mehr, denn bei Neuverträgen muss zu den aktuell völlig überhitzten Preisen eingekauft, an die Kunden das Gas gleichzeitig aber zum derzeit gültigen Tarif verkauft werden, schildert Lang.

Er und Räbel rechnen so schnell nicht mit Preissenkungen. „Wir hoffen es“, sagt Lang. „Derzeit ist aber nichts in Sicht“, ergänzt sein Nachfolger.

Und so spricht mancher schon von einer weltweiten Energiekrise. Gründe für die exorbitant gestiegenen Preise gibt es mehrere. Erstens steigt die Nachfrage, denn einige Volkswirtschaften – vor allem in Asien – erholen sich von Corona, die Wirtschaft dürstet nach Energie.

Zweitens ist das Angebot vielerorts zu gering. In Europa hat der vergleichsweise kalte Winter 2020/2021 dafür gesorgt, dass die Speicher schlechter gefüllt sind als sonst. Außerdem wird in der EU weniger Gas produziert als noch vor Jahren, besonders in den Niederlanden.

Hinzu kommt das Problem von Spekulationen. Und einige Kritiker geben auch Russlands Politik rund um die Inbetriebnahme der Gas-Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee nach Deutschland Schuld am Preisanstieg.

Bei allem Ärger, eine gute Nachricht haben die Stadtwerke-Verantwortlichen für die Kunden: „Zumindest der Strompreis bleibt unverändert.“