Dettenheim: Bauausschuss gegen Reihenhäuser

19.5.2021, 05:51 Uhr
Dettenheim: Bauausschuss gegen Reihenhäuser

© Foto: Adam Renner

Reihenhäuser würden nicht ins Ortsbild passen, so die überwiegende Meinung der Bauausschussmitglieder. Auf diesen Standpunkt hatte sich eine Mehrheit schon in der Januar-Sitzung des Stadtrats gestellt, obwohl Oberbürgermeister Jürgen Schröppel darauf verwiesen hatte, dass der Stadtrat hier keine politische Entscheidung zu treffen habe, sondern als Verwaltungsgremium der Stadt tätig sei.

Ein Bebauungsplan existiere nicht, die Rechtslage sei eindeutig. Wenn sich das Vorhaben "nach Art und Maß" in die vorhandene Bebauung einfüge, hätten die Bauherren einen Rechtsanspruch auf Genehmigung.

Gespräch mit Bewerbern suchen

Letztlich verständigte sich der Stadtrat seinerzeit auf einen Kompromissvorschlag Schröppels. Die Verwaltung sollte mit den Bauwerbern das Gespräch suchen, um ihnen den Vorschlag einer weniger dichten Bebauung zu unterbreiten, sprich nur sechs Reihenhäuser zu bauen.

Rechtsdirektor Heiko Stefke sprach damals von einer "goldenen Brücke", denn der Stadtrat habe auch die Möglichkeit, wenn er mit dem Vorhaben nicht einverstanden sei, eine Veränderungssperre zu erlassen. Dann müsse ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Das dauert rund ein Jahr, und es ist dann sehr unwahrscheinlich, dass der Bau von acht Reihenhäusern zugelassen wird.

Mit dem Vorschlag Schröppels würden die Einwände der Stadträte berücksichtigt, es käme zu keiner Veränderungssperre, es wäre kein Bebauungsplanverfahren nötig und die Bauherren könnten trotzdem ihr Projekt angehen. "Bevor ich gar nichts baue, baue ich doch lieber sechs Reihenhäuser", versuchte der Rechtsamtsleiter den Kompromiss auch den Bauherren schmackhaft zu machen.

Maß sei der "springende Punkt"

Ein ausführliches Gespräch zwischen ihnen und der Verwaltung fand bereits Anfang Februar statt, im Nachgang "folgten mehrere Telefonate", heißt es in den Bauausschussunterlagen. Die Bauherren informierten die Stadt Mitte April per E-Mail, "dass eine Umplanung auf die Errichtung von sechs Reihenhäusern nicht erfolgen wird", geht aus den Sitzungsunterlagen hervor.

Im Bauausschuss wies der OB nun nochmals auf den Paragrafen 34 des Baugesetzbuches (BauGB) hin, demzufolge sich das Vorhaben eben "nach Art und Maß" in die vorhandene Bebauung einfügen müsse. Die Art, sprich eine Wohnbebauung, ist unproblematisch. Schröppel: "Das Maß ist der springende Punkt."

Seiner Meinung nach fügen sich die Reihenhäuser in die umgebende Bebauung ein. Dies sah als einziger in der Sitzung auch Gerhard Naß (SPD) so. Für ihn ist auch das Thema Flächenverbrauch "ein Argument". Es werde verdichtet gebaut, sodass "nicht noch mehr Grünflächen verloren gehen". Das Grundstück befinde sich zudem am Ortsrand, wo die vorhandene Bebauung "auch der Dorfstruktur nicht zuträglich" sei.

Karl Roth sieht die Sache anders. Der CSU-Stadtrat und Dettenheimer Ortssprecher berichtete, dass das Bauvorhaben "im Dorf viel diskutiert" wird. "Eine größere Mehrheit" sage dabei: "Das passt nicht rein". Er fürchtet ferner, dass bei einer Zustimmung ein Präzedenzfall entstehe und weitere derartige Bauanträge für Ortsteile kommen könnten.

Heinz Gruber von den Freien Wähler machte erneut deutlich, dass die Bauart seiner Meinung nach "nicht zum Dorf passt". Dies will er allerdings auch den benachbarten Häusern nicht zuschreiben. Schröppel beschied ihm, dass es nicht darum gehe, ob ihm der Bau gefalle, sondern ob sich die Baukörper einfügten.

Bislang keine Reihenhäuser in Dettenheim

Inge Pfitzinger-Miedel erneuerte ihren Vorschlag aus dem Januar, anstatt acht Reihen- vier Doppelhäuser zu errichten. Ihr hielt der OB entgegen, dass sich dabei die Abstandsregeln nicht einhalten ließen.

Auch die Grünen-Fraktion ist mehrheitlich gegen die Reihenhäuser, machte Maximilian Hetzner deutlich. Sie sähen zwar das Argument des verdichteten Bauens, aber es sei eben auch darauf zu achten, wie sich ein Baukörper einfüge. Und Reihenhäuser gebe es in Dettenheim bisher eben keine. Sie würden "das Dorfbild verändern".

Das vorerst letzte Wort hat nun der Stadtrat bei seiner morgigen Sitzung ab 17 Uhr im Wildbadsaal, zu der Zuschauer übrigens nur Zutritt mit einem aktuellen Corona-Schnelltest haben. Angesichts der eindeutigen Mehrheitsverhältnisse in der vorberatenden Ausschusssitzung, dürfte es bei der Ablehnung des Bauantrags bleiben. Ob die Bauherren dagegen klagen werden, wird sich zeigen.

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