Die Kanalfrage von Alesheim

18.12.2019, 06:00 Uhr
Die Kanalfrage von Alesheim

© Foto: Robert Maurer

Weil der Gemeinderat an seiner Entscheidung für ein Trennsystem in Wachenhofen festhalten möchte, hat er dem Bürgerbegehren nun ein Ratsbegehren entgegengesetzt.

309 gültige Unterschriften haben die Initiatoren des Bürgerbegehrens gesammelt. Dabei leben in Wachenhofen, von dem die Initiative ausging, nur rund Hundert Menschen. Neben den beiden Wachenhofenern Hermann Kirchdorfer und Reinhold Zink ist Christian Conrad einer der drei Initiatoren. Conrad ist bestens bekannt als Wirt des Alesheimer Gasthauses. Allein das zeigt, dass sich die Bürgerinitiative nicht auf Wachenhofen beschränkt, sondern das Trennsystem in der gesamten Gemeinde verhindern will.

309 Unterschriften, das sind hingegen nahezu 40 Prozent der Wahlberechtigten in Alesheim. Im Gemeinderat hat das schon Eindruck gemacht, betonte Bürgermeister Manfred Schuster nun in der Sitzung im evangelischen Gemeindehaus. Setzte aber hinterher: "Jetzt sollen die Bürger entscheiden. Etwas Demokratischeres gibt es nicht." Und damit sie wirklich zwischen den beiden Alternativen entscheiden können, halten Schuster und sein Gemeinderat es für sinnvoll, dem Bürgerbegehren ein Ratsbegehren entgegenzusetzen.

Auch wenn es das komplizierter macht. Im Februar wird es deshalb nämlich drei Fragen auf dem Stimmzettel geben. Die erste (das Ratsbegehren) will wissen, ob es in Wachenhofen ein Trennsystem geben soll. Dazu würde der bisherige Mischwasserkanal zum Kanal für Oberflächenwasser und ein Schmutzwasserkanal neu gebaut. Die zweite Frage (das Bürgerbegehren) fragt, ob es in der gesamten Gemeinde beim Mischsystem bleiben soll. Und weil es in der Theorie sein kann, dass beide Fragen eine Mehrheit erreichen und die Mindestbeteiligung erfüllen, braucht es eben noch die Stichfrage, bei der man dann entscheiden muss, was in diesem Fall gelten soll.

Anders geht es nicht, hatte Christian Wittmann von der VG Altmühltal erläutert. Der Freistaat lässt den Kommunen bei der Durchführung von Bürgerentscheiden weitgehend freie Hand, deshalb musste der Gemeinderat nun allerhand Formalitäten festlegen. Angefangen vom Termin über die Gestaltung der Stimmzettel bis hin zur Einteilung der Stimmbezirke. Hier waren sich alle Gemeinderäte einig, dass die üblichen Vorgaben von Wahlen gelten sollen, um die Angelegenheit nicht noch komplizierter zu machen. Auch wird es Benachrichtigungen geben, die spätestens drei Wochen vor der Abstimmung bei den Wählern sein müssen.

Die Gemeinde wird Anfang des Jahres eine Info rausschicken, die nach Stand der Dinge auf einem Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach basieren und die Vorzüge des Trennsystem anpreisen wird. Die Bürgerinitiative bekommt den selben Umfang eingeräumt, um darzustellen, warum sie einen zweiten Kanal für überflüssig hält. So soll eine Ungleichbehandlung vermieden werden, erklärte Wittmann den Gemeinderäten und Zuhörern.

Generell gelten Trennsysteme als moderner. Regenwasser und Schmutzwasser laufen in separaten Kanälen. Vorteil: Das Regenwasser muss nicht in die Kläranlage, was Kosten spart. Nachteil: Die Infrastruktur ist viel teurer, weil zwei Kanäle gebaut werden müssen, und das durchgängig. Auch auf den Grundstücken. Die VG hat einen mittleren vierstelligen Betrag als Durchschnitt genannt, die Wachenhofener gehen eher von einer fünfstelligen Summe aus, den die Grundstückseigentümer zahlen müssten. Und die Ergänzungsbeiträge bzw. die höheren Abwassergebühren für die Finanzierung des öffentlichen Kanals kommen da noch oben drauf.

Deshalb wird selten ein bestehendes Kanalsystem umgestellt. Doch in Wachenhofen steht die Dorferneuerung an, es wird ohnehin viel aufgebuddelt werden, und da sei es eine "einmalige Chance", finden Bürgermeister und Gemeinderat.

Die Wachenhofener halten dem entgegen, dass das Abwasser in Trommetsheim sowieso zusammengeführt wird, um zur Kläranlage nach Markt Berolzheim gepumpt zu werden. Bis sich daran etwas ändert, werden sicher noch Jahre vergehen. Die Tatsache, dass nun bei einer anstehenden Maßnahme in der Lindenstraße in Trommetsheim auf den Bau eines Drainagesammlers statt auf ein Trennsystems gesetzt wird, unterstreicht die Befürchtung der BI.

Die Initiatoren fürchten zudem, dass durch Falschanschlüsse unbehandelte Fäkalien direkt in der Altmühl landen, dass es speziell im Sommer Geruchsbelästigungen geben kann, weil zu wenig Wasser durch den Schmutzwasserkanal läuft, und dass gerade für landwirtschaftliche Anwesen die Kosten "existenzbedrohend" hoch werden könnten. Sie schlagen als Alternative vor, auf Regenwasserzisternen zu setzen. So ließe sich der Großteil des Regenwassers auffangen und für die Toilettenspülung oder das Gartengießen nutzen. So werde auch noch Trinkwasser gespart.

Am 16. Februar wird sich dann zeigen, wer mit seinen Argumenten die Wähler besser überzeugen konnte.

ROBERT MAURER

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