Bundestagwahl

Die Reaktionen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

27.9.2021, 14:37 Uhr
Eine Runde mit CSU-Aktiven und JUlern fand sich am Wahlabend im "Alten Rathaus" in Gunzenhausen zusammen und registrierten die eingehenden Ergebnisse. Auch ein Blick auf den Fernsehschirm war noch drin. Unser Bild zeigt unter anderem MdB Artur Auernhammer (2. von rechts), den Gunzenhäuser Fraktionschef im Stadtrat Manfred Pappler (rechts) und den CSU-Ortsvorsitzenden Manuel Blenk (links).

© Wolfgang Dressler, NN Eine Runde mit CSU-Aktiven und JUlern fand sich am Wahlabend im "Alten Rathaus" in Gunzenhausen zusammen und registrierten die eingehenden Ergebnisse. Auch ein Blick auf den Fernsehschirm war noch drin. Unser Bild zeigt unter anderem MdB Artur Auernhammer (2. von rechts), den Gunzenhäuser Fraktionschef im Stadtrat Manfred Pappler (rechts) und den CSU-Ortsvorsitzenden Manuel Blenk (links).

Die Erleichterung ist Artur Auernhammer selbst am Telefon anzuhören: Mit 38,4 Prozent hat er am Sonntag zwar kein Spitzenergebnis eingefahren, doch er war immerhin deutlich besser als seine Partei, die in der Region zwischen Rothenburg und Langenaltheim auf gerade einmal 33,1 Prozent der Stimmen gekommen ist. Damit wird der Landwirtschaftsmeister aus Oberhochstatt den Wahlkreis 241 auch die nächsten vier Jahre im Bundestag vertreten.

Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigte sich Auernhammer am Montag „froh und dankbar“ über das Ergebnis. Viele der CSU-Bundestagskandidaten in Bayern hätten deutlich mehr Einbußen hinnehmen müssen, stellte er fest.

Vergleicht man die drei Gebietskörperschaften im Wahlkreis, hat der 58-Jährige erwartungsgemäß in Weißenburg-Gunzenhausen klar sein bestes Ergebnis eingefahren: Immerhin 42,6 Prozent stimmten hier für ihn. Vor vier Jahren waren es hier allerdings fast zehn Prozentpunkte mehr (52,2 Prozent). Im Landkreis Ansbach lag Auernhammer diesmal bei 38,4 Prozent (42,5) und in der Stadt Ansbach bei 30,9 Prozent (33,4).

Die Frage nach der Regierungskoalition

Am Dienstag macht sich der Oberhochstatter nun mit dem Zug auf den Weg nach Berlin, um den Vorsitzender CSU-Landesgruppe und den neuen Fraktionsvorsitzenden der Union zu wählen. Ersteres läuft auf Alexander Dobrindt zu, beim zweiten Posten ist die große Frage, was Armin Laschet nun tun wird. „Da gibt es sicherlich Gesprächsbedarf“, äußerte sich Auernhammer diplomatisch.

Die Frage, wer nun mit wem eine Regierungskoalition bildet, wird das politische Berlin sicherlich noch einige Zeit beschäftigen. Für Auernhammer ist klar, dass die Arbeit in der Regierung jener in der Opposition immer vorzuziehen ist. „Da kann man einfach mehr erreichen.“

Auernhammer findet es ganz vernünftig, wenn nun zunächst FDP und Grüne miteinander sprechen. „Die sollen sich erst einmal näher kommen.“ Denn ohne die beiden bliebe ja nur die von allen unerwünschte Fortsetzung der Großen Koalition unter anderen Vorzeichen.

Scheuenstuhl (SPD) im Bayern-Durchschnitt

Wenn es zu Koalitionsverhandlungen mit der Union kommt, geht der Weißenburger davon aus, dass er in den Bereichen Agrarwesen, ländlicher Raum und Sport auch mit am Tisch sitzen wird. Schon jetzt läuft im Hintergrund das Ausformulieren von unverrückbaren Standpunkten, um mit möglichst viel Klarheit in solche Gespräche zu gehen.

Ausdrücklich lobte Auernhammer seine Mitbewerber um das Direktmandat im Wahlkreis: „Das war ein vernünftiger Umgang miteinander.

Er liege mit seinen 17,7 Prozent Erststimmen „im bayerischen Durchschnitt“, stellt Harry Scheuenstuhl fest. Der SPD-Direktkandidat im Wahlkreis 241 Ansbach, sitzt am Morgen nach der Wahl zu Hause und analysiert die Ergebnisse, als wir ihn anrufen. Und er ist mit diesen „ganz zufrieden“.

"Kleines Wunder"

Die Reaktionen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

© FOTOGRAFIE ANDREAS RIEDEL, ARC

Zwar liege er etwas unter seinem Parteifreund Lutz Egerer, der 2017 auf 18,4 Prozent gekommen war, aber, so der 59-Jährige aus dem Landkreis Fürth: „Wir sollten schauen, wo wir herkommen.“ Vor einem Jahr habe die SPD in Bayern bei sieben Prozent gelegen, jetzt habe sie diesen Wert mit 16,2 Prozent mehr als verdoppelt: „Das ist schon ein kleines Wunder.“

In Berlin hält der ehemalige Bürgermeister und Landtagsabgeordnete „alles für möglich“. FDP und Grüne seien „jetzt die Königsmacher“, und entscheiden werden am Ende die Steuerpolitik und die Frage, wer welche Posten erhält. Wobei er Armin Laschet hier durchaus großen Machtwillen unterstellt. Wenn die Grünen es ernst meinten mit ihren Wahlzielen, „dann bleibt ihnen nur der Weg zur SPD“, wirbt Scheuenstuhl für eine Ampelkoalition.

Während Scheuenstuhl von einer schnellen Regierungsbildung ausgeht, erwartet Grünen-Kandidat Dr. Herbert Sirois (11,2 Prozent der Stimmen im Wahlkreis, 3,6 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren) eher ein zähes Tauziehen.

Grüne: Mehr erwartet, aber zufrieden

Er mache sich, sagt er am Telefon, einen Spaß daraus, bei solchen Themen mal britische Wettbüros abzufragen. Dort kann man darauf setzen, wer die Neujahrsansprache hält. „Und demnach ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Merkel die Ansprache hält.“ Die Buchmacher lägen übrigens zu „80 bis 90 Prozent richtig“ bei solchen Prognosen, fügt er hinzu.

Die Reaktionen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

© Isabel-Marie Köppel, NN

Mit dem Wahlergebnis sei er „im Großen und Ganzen zufrieden“, sagt der Historiker aus Feuchtwangen, auch wenn er für seine Partei sogar noch „etwas mehr erwartet hätte“. Um sein persönliches Ergebnis gehe es ihm „gar nicht so sehr“, aber für die Grünen sei dies „eine historische Wahl gewesen“, so der 56-Jährige, und da hätten sich nicht alle Wünsche erfüllt.

Nun hoffe er in Berlin „auf eine progressive Mehrheit“, also eine Koalition „ohne die Union“. Eine Große Koalition würde „die SPD zerreißen“, ein Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP wäre „für uns hochgradig schwierig“, schließlich müsste man dann beispielsweise mit einem „Minister Andi Scheuer zusammenarbeiten“. Deshalb: „Lieber einen Neustart mit SPD und FDP.“#

Annäherung zwischen Grünen und FDP?

Es müssten jetzt in Gesprächen seiner Parteifreunde mit den Liberalen „die Schnittmengen ausgelotet werden“, findet Sirois. Und er hofft, dass diese groß genug sind, um eine Ampel zustande zu bringen, denn: „Wir haben eine Klimakrise, und die beschäftigt mich wirklich. Unsere Generation wird noch gut leben können, aber was ist mit unseren Kindern und Enkeln?“ Für die sei eine rot-grün-gelbe Koalition „eine echte Chance“. Vielleicht die letzte.

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© Rainer Heubeck, ARC

Und noch ein zufriedener Kandidat: Dr. Thomas Kestler schaffte im Wahlkreis insgesamt 6,8 Prozent, in Weißenburg-Gunzenhausen sind es mit 7,1 Prozent sogar noch etwas mehr. Im Vergleich dazu die Zahlen von 2017: 4,2 Prozent insgesamt und3,4 Prozent im Landkreis. Kestler sieht in den Zahlen „einen Effekt unserer Arbeit vor Ort“.

Kestler, der bekanntlich früher selbst Ortsvorsitzender der Grünen war und für die Ökopartei auch schon für den Bundestag kandidiert hatte, hofft, dass es in den nun anstehenden Koalitionsverhandlungen möglichst gut gelingt, die grünen „Tendenzen zurückzubinden“.

"Kante zeigen"

Er hat sich von den Grünen entfremdet, weil er der Meinung ist, dass dort in erster Linie „ideologische Steckenpferde“ auf den Kosten der ländlichen Bevölkerung und der „kleinen Leute“ geritten werden. Deshalb müsste die FDP in den anstehenden Gesprächen „Kante zeigen“.

Der Weißenburger hofft, dass es vor Ort gelingt, den Schwung des Wahlkampfs aufzunehmen und weiter erfolgreich zu arbeiten. Auch selbst will er sich verstärkt einbringen, sobald er die durch den Wahlkampf liegengebliebenen Dinge im Privat wie Berufsleben aufgearbeitet hat.

Von den kleineren Parteien schnitt übrigens AfD-Kandidat Daniel Lösch mit 9,6 Prozent (2017 holte die AfD 10,5 Prozent der Erststimmen) am besten ab. Sylvia Bogenreuther (Freie Wähler) kam auf 8,7 Prozent (6,5), gefolgt von Markus Engelhardt (Die Basis) mit 2,7 Prozent, Erkan Dinar von der Linken mit 2,0 Prozent (6,1), Kilian Welser von der ÖDP mit 1,5 Prozent, Markus Wanger von den Piraten mit 1,1 Prozent und Maik Langen von der NPD mit 0,2 Prozent).