Ein neues Kapitel in der Heimspiel-Geschichte

7.5.2019, 10:00 Uhr
Ein neues Kapitel in der Heimspiel-Geschichte

© Felix Oeder

Alles anders beim Heimspiel Festival. Diesen Eindruck hat man, wenn man auf das Plakat schaut.

Jan Stephan: Alles nicht, aber einiges. Das stimmt.

Das Design zum Beispiel.

Stephan: Ja, wir wollten das Bergwaldtheater mit seiner Kulisse mehr in den Vordergrund kriegen. Das macht das Heimspiel ja aus. Die Bühne zwischen den Bäumen, die beiden Ebenen mit den Treppen, das Amphitheaterhafte … Das ist schon einfach ein Wahnsinns-Platz, und den wollten wir feiern.

Aber auch in der Organisationsstruktur hat sich einiges verändert. Es gab eine Abstimmung im Stadtrat.

Stephan: Erik Scheffel und ich haben das Festival acht Jahre gemeinsam mit der Stadt aufgebaut. Im vergangenen Jahr hatten wir dann bei einigen Punkten unterschiedliche Vorstellungen. Am Ende hat jeder sein Ding gemacht und es gab zwei Bewerbungen. Der Stadtrat hat sich für unser Konzept entschieden. Jetzt beginnt ein neues Heimspiel-Kapitel, mit ein paar neuen Leuten und neuen Ideen.

Damit müsst wohl Ihr gemeint sein?

Guido Glöckler (lacht): Wahrscheinlich.

Sie sind einer von drei Geschäftsführern des Concertbüro Frankens. Ihr sitzt in Nürnberg und betreibt den Kult-Club Hirsch, seid für die Konzertserie im Serenadenhof verantwortlich, macht schon mal Seeed in der Arena … Wie seid Ihr zum Heimspiel gekommen?

Glöckler: Ich kenne den Jan schon ein paar Jahre über den Burning Beach in Allmannsdorf und das Kulturmagazin Carpe diem, das er macht. Als klar war, dass es eine neue Konstellation in Sachen Heimspiel gibt, haben wir gesprochen, ob wir gemeinsam ein Konzept entwickeln wollen. Und das wollten wir. Wir kommen gut miteinander aus und das Bergwaldtheater ist eine einmalige Location. Wir haben für die Stadt schon eine Reihe von Veranstaltungen da oben organisiert. Und es ist eine spannende Konstellation.

Inwiefern?

Glöckler: Das Weißenburger Tagblatt ist auch im Boot. Dass eine Lokalzeitung sich an der Organisation eines Festivals beteiligt, ist für uns neu, aber interessant. Vielleicht auch für zukünftige Dinge …

Wie kam es denn dazu?

Braun: Die Veranstaltung ist gut. Und wir als Heimatzeitung unterstützen gerne Sachen, die gut sind, die die Region vorwärtsbringen, die Spaß machen und zu uns passen. Heimatzeitung und Heimspiel liegen ja schon namenstechnisch nicht weit auseinander.

Auch bisher war die Zeitung schon im Heimspiel- Boot, oder?

Braun: Wir haben das Festival als Medienpartner begleitet, jetzt sind wir einen Schritt tiefer reingegangen. Es ist ein Zeichen, dass wir neue Wege gehen wollen. Die Lokalzeitung muss auch in 30 Jahren noch die Leute erreichen, die hier wohnen, die hier was unternehmen. Und jetzt schreiben wir nicht nur über eine Sache, sondern sorgen direkt dafür, dass das gut wird.

Und die Stadt Weißenburg, ist die auch weiter an Bord?

Stephan: Schon, aber jetzt eher aus der zweiten Reihe. Die Stadt wollte sich aus der Veranstalterrolle zurückziehen. Das macht die Sache nicht leichter, weil die Stadt unter dem Strich ein Defizit ausgleichen musste. Das Heimspiel ohne diese Unterstützung zu sichern, ist unsere Herausforderung. Eine, die wir aber gebacken bekommen. Weil wir eine gute Konstellation haben. Unterstützung bekommen wir in logistischer Hinsicht aber schon noch von der Stadt, da freuen wir uns auch und sehen die Stadt weiter als Partner im Heimspiel-Boot. Genauso wie wir dankbar sind für unsere Sponsoren, die Sparkasse, die Hirschmann-Stiftung und Dotlux.

Aber die Ticketpreise haben in diesem Jahr schon angezogen?

Stephan: Ja, ganz klar. Das hat damit zu tun, dass die Stadt einen Schritt nach hinten gegangen ist und wir sehen müssen, dass die Veranstaltung mittelfristig schwarze Zahlen schreibt. Dann wird es sie auch auf Dauer geben. Außerdem haben wir ein bombastisches Programm. Ein Solo-Konzert von Bausa oder Joris kostet das, was wir für das ganze Heimspiel verlangen. Nur, dass wir 13 Stunden Musik mit zwölf Bands auf zwei Bühnen und einem Riesen-Rahmenprogramm bieten. In der Preis-Leistung sind wir immer noch ein Schnäppchen. Und: Kinder bis Vollendung des sechsten Lebensjahrs sind frei und bis Vollendung des 14. Lebensjahr kosten sie zehn Euro. Das soll weiter auch ein Familienfestival sein.

Wie läuft denn die Zusammenarbeit in der neuen Konstellation so?

Stephan: Sehr gut, würde ich sagen. Aber es ist schon spannend. Wir arbeiten da zum Teil mit unterschiedlichen Herangehensweisen (lacht).

Glöckler: Das kann man so sagen. Wir hätten das Heimspiel vielleicht etwas anders entwickelt, aber das ist ja auch der Charme der Sache, dass das etwas Gewachsenes ist, das Zeit bekommen hat und das auch in der Region stark verwurzelt ist. Jetzt versuchen wir das Beste aus beiden Organisationswelten zusammenzubekommen, und dann können wir das Heimspiel noch mal auf eine neue Stufe heben

Herr Chapligin, Sie sind beim Concertbüro der Mann fürs Bandbooking für die jüngere Zielgruppe sowie für Festival-Konzeptionen. Sie sind unter anderem Dozent beim Verband für Popkultur in Bayern und halten deutschlandweit Vorträge über die Entwicklung der Festivalszene. Wie ist das Heimspiel denn so aufgestellt?

Bernhard Chapligin: Da ist in der Vergangenheit vieles richtig gemacht worden. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man die Qualität verstetigt und sauber durcharbeitet, damit man das Heimspiel auf diesem Niveau halten und vielleicht nochausbauen kann.

Wie ist denn das Programm in diesem Jahr entstanden?

Chapligin: Die wichtigste Entscheidung war, dass wir das Heimspiel als klassischen Eintäger sehen. Vom Zielpublikum jung bis familienorientiert, die Spielzeiten der Bands größtenteils tagsüber und nicht bis in den frühen Morgen hinein, das Gelände stadtnah … Der Wechsel letztes Jahr auf die zwei Tage mit Camping weitab des Festivalgeländes im Freibad war von außen schwer nachzuvollziehen. Das schwächt das Tages-Line-Up. Jetzt hat man wieder die Chance, alle Bands des Line Ups an einem Tag zu sehen.

Und wie bewerten Sie das Booking inhaltlich?

Chapligin: Wir haben die Ideen der vergangenen Jahre aufgenommen. Also berücksichtigt, dass das ein Festival ist, bei dem viele ein Zuhause haben. Dann haben wir das diskutiert und gemeinsam entschieden. Wir haben mit Joris einen prominenten Pop-Act, der zu einer Zeit spielt, die auch für Familien wunderbar ist. Wir haben mit Bausa den Mann, der 2018 den erfolgreichsten deutschen Song hatte. Dazu kommt mit Dicht& Ergreifend eine herausragende Festivalband. Wir haben drei Headliner auf einen Tag gepackt, um zu zeigen, wie viel Spaß so ein Eintäger voller Höhepunkte macht.

Und hinter den Headlinern sieht es ja auch ganz interessant aus.

Chapligin: Klar, wir haben mit Pam Pam Ida einen sehr spannenden Newcomer, mit Rotfront eine Legende, mit Vizediktator etwas sehr Frisches aus dem Deutsch-Punk-Bereich, mit Wunderwelt wird es elektrisch und mit Me& Reas kommt eine echte Indie-Schönheit im Folkbereich. Dazu darf mit Miwata ein bisschen Reggae im Festivalwald nicht fehlen.

Stephan: Außerdem haben wir verstärkt auch wieder auf lokale Bands gesetzt. Mit Herr Rauch und Kleinstadtecho haben wir zwei Bands, die ihre Wurzeln hier in der Region haben.

Wie sieht es ansonsten vom Konzept her aus? Müssen sich die Besucher auf große Änderungen einstellen?

Stephan: Wir fangen schon um 12 Uhr an, es gibt drei Bands mehr und wir haben auch neue Partner an Bord. Zum Beispiel die Jungs vom Heimatrausch Festival, die uns da einen Abenteuer-Spielplatz in den Heimspiel-Wald zaubern. Mit dabei ist auch der Weißenburger Club Soho, der für uns dort oben eine schicke Cocktail-Bar aufbaut. Außerdem gibt es eine eigene Craft-Beer-Bar von Fürst Carl aus Ellingen, und mit Hesselberger und Echt Brombachseer kommen gleich zweimal Streuobstwiese ins Glas. Ist ja auch ein Heimspiel …

Es gibt auch wieder zwei Bühnen?

Chapligin: Ja, das ist mit den beiden Ebenen des Theaters ist schon sehr reizvoll. Allerdings werden wir die beiden Bühnen nicht im kompletten Wechsel bespielen, sondern es wird Überlappungen geben. So können wir noch mal mehr Musik bieten.

Glöckler: Es wird neben der Food-Truck-Meile auch einen größeren Biergarten geben, der ein bisschen ein Ruhepool auf dem Festivalgelände sein wird.

Das Kinderprogramm bleibt, oder?

Stephan: Klar, das gehört zum Heimspiel dazu. Die Kleinen werden bei den Heimaträuschlern Beschäftigung finden, aber auch die Traumb[/EINZUG_AUS]urg für Weltentdecker wird den Heimspiel-Kindergarten betreiben. Und wir haben auch die Clowns von Clowns vor Ort mit an Bord.

Wie viel Besucher erwartet ihr denn?

Stephan (lacht): Das wissen wir am 25. Mai.

Glöckler: Man darf das nicht nur an Zahlen festmachen. Wichtig ist, dass das eine gute Veranstaltung wird, die Leute Spaß haben und die Ideen, die man gemeinsam entwickelt hat, auch funktionieren. Und dafür arbeiten wir jetzt seit Monaten und sind sicher: Es wird ein Fest!

Tickets gibt es unter anderem unter www.heimspiel-weissenburg.de oder 
www.bergwaldtheater.de.

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