Ein Unverpackt-Laden für Weißenburg

9.8.2019, 08:23 Uhr
Ein Unverpackt-Laden für Weißenburg

© Foto: Leah Mühlöder

Produkte einkaufen, ohne dabei im Anschluss automatisch einen Gelben Sack nach dem nächsten zu füllen. Das ist das erklärte Ziel hinter dem Konzept. Die beiden Weißenburgerinnen sind es leid, Teil einer immer schneller lebenden Wegwerfgesellschaft zu sein. "Wir wollen bewusstes Einkaufen, ein bewusstes Leben", so Gebauer über die gemeinsame Vision.

Etwa 400 Produkte wollen die beiden Frauen in ihrem Laden in der Obertorstraße führen. Anbieten werden sie sowohl Lebensmittel als auch Drogerieartikel. Müsli, Nudeln, Nüsse, Backpulver, Pudding, flüssiges und festes Shampoo, die Liste ist lang. Nahezu alles, was man für den täglichen Bedarf so braucht.

So kauft man im Unverpackt-Laden ein

Wie man im Laden ohne Verpackung einkaufen geht, ist ziemlich einfach: Gutmann und Gebauer erwerben ihre Sachen bei Händlern, die ihnen die Artikel beispielsweise in großen Eimern verpackt liefern können. Im Laden füllen sie das Ganze in transparente Behälter und geben die Eimer wieder an den Lieferanten zur Neubefüllung.

Vor Ort können sich die Kunden die gewünschte Menge Süßigkeiten oder Hülsenfrüchte in ihre eigenen Behälter füllen. Am Ende wird gewogen und der Preis berechnet. Das Gewicht des eigenen Gefäßes stellt man zuvor auf eine Waage, beschriftet es mit dem leeren Gewicht – an der Kasse werden die Gramm dann abgezogen.

Apropos zahlen: Teurer als in anderen Geschäften soll es hier nicht sein. "Man muss nur erst mal ein Gefühl für die Mengen und Preise bekommen", so Gutmann. Trotzdem darf man den Unverpackt-Laden nicht mit einem herkömmlichen Supermarkt vergleichen, denn die Produkte im Unverpackt-Laden müssen auch andere Standards erfüllen. Die Leitlinien, die eingehalten werden sollen, sind: unverpackt, biologisch, fair und – wenn möglich – auch regional. Das kann nicht nur billig sein.


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Der regionale Aspekt gestaltet sich dabei nicht ganz leicht. Denn zum einen gibt es vieles nicht aus der regionalen Produktion. Und wenn doch, dann erfüllt es nicht immer die restlichen Prinzipien. Einige Lebensmittel aus dem Umkreis haben sie aber schon an Bord: Linsen und Sojabohnen wird der Unverpackt-Laden von der Familie Adacker aus Haardt beziehen. Das Getreide liefert die Familie Strauß aus Burgsalach.

Noch ist der Laden eine Baustelle

Der Alltag des Verkaufs steht gerade aber noch in weiter Ferne. Steht man zusammen mit Gutmann und Gebauer im 40 Quadratmeter großen Laden, dann herrscht noch große Baustelle. Es ist dunkel, staubig und vieles liegt auf dem Boden.

Aber die beiden gehen mit strahlenden Augen von einem Raum in den nächsten und haben eher den Endzustand als das aktuelle Szenario im Kopf: "Hier in den großen Raum kommen die Drogerieartikel, in den kleinen die Lebensmittel. Der ist zwar ohne Fenster, aber das ist in dem Fall ja perfekt", schwärmen sie. Und damit nicht genug: Im ehemaligen Lagerraum wollen die beiden eine Spielecke für Kinder einrichten.

Freiwillige Helfer arbeiten mit

Diese positive Ader springt über. Während des Gesprächs kommen ein paar freiwillige Helferinnen dazu, die den Aufruf über die Facebook Seite des Unverpackt-Ladens mitbekommen haben: Donnerstag ist Tag der Helfer. Und dann wird gemeinsam ausgeräumt. Busweise bringen sie das Innenleben des Hauses zum Recyclinghof. Immer mit der Hoffnung, ein paar Dinge könne man noch behalten: ein in die Wand gebautes Regal oder die schönen alten Holzdielen, die unter dem Teppichboden zum Vorschein kamen.

Gutmann und Gebauer sind neben den Helferinnen beim Ausräumen auch noch auf mehr Unterstützung angewiesen: In den nächsten Wochen wollen sie noch ein Crowdfunding-Projekt starten, um für die weitere Gestaltung des Ladens Geld zu sammeln.

Ob sie Angst haben, dass der Laden nicht läuft? "Nein, eigentlich nicht. In anderen kleinen Städten funktioniert das auch", gibt sich Gutmann zuversichtlich, und fügt hinzu: "Wir haben bisher nur positive Resonanz bekommen – wenn alle einkaufen, die das jetzt gut finden, dann läuft das!"

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