"Eisheilige" sorgen in Altmühlfranken nur für lokale Schäden

16.5.2019, 05:48 Uhr

© Foto: Beate Volkert

Es sind Worte, die Mitte Mai eigentlich niemand mehr wirklich gerne hören möchte: Kälte, Minusgrade und Frost. Doch genau das bestimmte die vergangenen Tage zumindest nachts immer wieder das Wetter in Altmühlfranken. Es war frühmorgens sehr kalt, es gab Minusgrade und einige Pflanzen haben ordentlich Frost abbekommen.

"Ich hätte Tränen in den Augen haben können", sagt Gerd Meyer, der zweite Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Weißenburg, als er zu den "Eisheiligen" (die endeten gestern mit der "kalten Sophie") bemerkt hatte, dass das Thermometer in den Keller gesunken ist – sogar unter den Nullpunkt. Meyer betreibt die Baumschul- und Gartenwelt "Botanik in Weißenburg" und arbeitet seit einiger Zeit daran, die Maulbeere wiederzubeleben – im wahrsten Sinn des Wortes. Er züchtet alte, in Vergessenheit geratene Sorten nach.

Von Morus alba "Gaiu Mic", einer rumänischen Landsorte mit schwarzen, süßen Früchten bis hin zu Morus alba "Schönau", einem regionalen Typus aus Weißenburg mit schwarzen Früchten ist in seinem Sortiment nahezu alles vertreten. Jedenfalls dann, wenn es Mitte Mai nicht fröstelt. Maulbeeren gelten als wärmeliebende Pflanzen. Doch der Frost der vergangenen Nächte machte viel Arbeit zunichte.

"Da war ein komplettes Jahr Herzblut, das wir da reingesteckt haben umsonst", sagt Meyer. Von den 100 Sorten seien alle schwarz. Die würden zwar wiederkommen, "aber es gibt dieses Jahr keine Früchte. Da haben wir einen riesigen Verlust".

Das grundsätzliche Problem: Wenn es im April schon einmal richtig warm ist, beginnen die Pflanzen zu treiben. Kommt dann doch nochmal der Frost zurück, ist das kontraproduktiv. Das halten die Pflanzen oftmals nicht aus. Allerdings kommt es auch auf die Lage der Pflanzen an und natürlich auf den Zeitpunkt, wann die Pflanze blüht. Es gibt Früh- und Spätblüher.

Gerd Meyer nimmt das "Maulbeer-Desaster" sportlich. Er ist das fast schon gewöhnt und weiß, wie er damit umzugehen hat. "Ich hätte auch einen Curry-Wurst-Laden eröffnen können, dann hätte ich solche Probleme nicht. Das ist halt die Natur", so Meyer.

Der Fehler, den seiner Meinung nach viele nach so einem unvermittelten Kälteeinbruch machen, ist der, dass versucht werde, möglichst viel zu machen und zu tun, um die jeweiligen Pflanzen wieder aufzupeppen. "Aber kaputt geht gar nichts", sagt Meyer. Die Natur braucht den Menschen gar nicht so sehr, die mache das von alleine. Er sei da ökologischer eingestellt, als so mancher Baumarkt. Dort würden die Pflanzen, mit Frostschäden einfach entsorgt.

Vor zwei Jahren hat es etwa um dieselbe Zeit schon einmal einen heftigen Kälteeinbruch gegeben – massive Ernteausfälle bei ganz vielen Obstsorten inklusive. In diesem Jahr scheint die Situation insgesamt nicht ganz so dramatisch zu sein. Aus forstlicher Sicht sei der Kälteeinbruch jedenfalls unbedenklich gewesen, beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg habe es "überhaupt keine" Rückmeldungen gegeben. "Es ist auch nichts passiert", sagt Jürgen Stemmer, Bereichsleiter Forsten beim AELF. Auch beim Obst- und Gartenbauverein Nennslingen habe es "noch keine negativen Rückmeldungen" gegeben, stellte Vorsitzender Norbert Buckel fest.

Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass es um diese Zeit noch einmal kälter wird. Nicht umsonst spricht man von den Eisheiligen. "Die Blätter sind dann zwar oft schwarz und sehen runzlig aus, aber sie treiben wieder", sagt Stemmer. Keine Probleme gab es durch den Frost auch mit den Kirschbäumen. Beim Zusammenschluss "Echt Brombachseer", der sich um die Vermarktung der Kirschen rund um den Brombachsee kümmert, ist man entspannt. Anders als vor zwei Jahren ist "dieses Jahr nichts passiert", sagt Dieter Popp von "Echt Brombachseer".

Empfindlich sind für den Frost vor allem die Walnuss und die Esche, die es in der Region aber nur vereinzelt gibt. "Wie es für den Einzelnen war, der an seinem Nussbaum hängt, kann ich natürlich nicht sagen", so Stemmer. Auf Nussbäume angewiesen ist beispielsweise die Manufaktur "Gelbe Bürg" in Dittenheim, die neben Walnussöl, Walnusskernen und Walnussmus auch Walnussnudeln im Sortiment hat. "Es ist nicht so stark wie vor zwei Jahren", heißt es dort. Aber es sei auch noch zu früh, um Aussagen darüber zu treffen, wie groß der Schaden tatsächlich ist. In zwei bis drei Wochen wisse man mehr.

Dann ist mit den Minusgraden vielleicht auch endgültig Schluss. Landwirte und Gärtner hätten mit Sicherheit nichts dagegen. Und die Maulbeeren sowieso.

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