Emetzheimer wollen Nahwärme

15.10.2020, 17:04 Uhr
Emetzheimer wollen Nahwärme

© Markus Steiner

FW-Stadträtin Manuela Mühlöder, die den Arbeitskreis mit ihrem Mann Jürgen gegründet hat, geht derzeit davon aus, dass bei mindestens 65 Haushalten folgende Konditionen für die Nahwärmeversorung gelten: Zum einmaligen Anschluss von 6000 Euro und der monatlichen Grundgebühr von 30 Euro kann die Kilowattstunde (kWh) Wärme zum kalkulierten Preis von 6,5 Cent angeboten werden.

"Die bisherige Kalkulation basiert auf vielerlei Annahmen", machte Manuela Mühlöder deutlich. Man könne aber davon ausgehen, dass es auf jeden Fall langfristig eine Kostenersparnis bei den Primärenergiekosten gebe, zudem sei man unabhängig von Ölstaaten und Gasimporten und heize mit Rohstoffen aus der Region.

In Emetzheim, erläuterte Christoph Bachmann von der Firma Enerpipe aus Hilpoltstein den rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörern, könnte man 90 Prozent des Wärmebedarfs von der Biogasanlage Zäh aus Holzingen liefern lassen. Um das System flexibel und redundant zu gestalten, werden noch zwei Heizkessel eingeplant, die mit Hackschnitzeln betrieben werden.

Mehrere Vorteile für die Einwohner

Für die Emetzheimer würde das Nahwärmenetz gleich mehrere Vorteile mit sich bringen, erläuterte Bachmann: Sie bräuchten weniger Platz für ihre Heizung im Haus und könnten mit der Nahwärme alte Ölheizungen ersetzen, für die es ab 2026 ein gesetzliches Einbauverbot gibt.

Die Nahwärme kommt direkt über ein Rohrleitungssystem ins Haus, ohne Lärm und Schmutz, und man habe keine "zusätzliche Arbeit" und müsse auch keine Gefahrstoffe wie Öl oder Gas im Gebäude lagern.

Weil rund 75 Prozent des Energiebedarfs in einem Haus für die Raumwärme benötigt werden, mache die Nahwärme, die zudem sehr preisstabil sei, absolut Sinn – auch aus Manuela Mühlöders Sicht: "Unser Nahwärmeprojekt ist eine gute Sache und kann nur erfolgreich sein, wenn alle mitmachen."

Kosten pro Haushalt: 6000 Euro

Ein Statement, das Bachmann gerne aufgriff. "Ein Nahwärmenetz lebt von den Anschlüssen", sagte Bachmann, der bei Enerpipe Projektleiter ist. Er bezeichnete eine Genossenschaft, die in Emetzheim noch zu gründen wäre, als "Selbsthilfeeinrichtung", bei der im Idealfall alle Kosten "Null auf Null" aufgingen.

Bachmann geht in seiner bisherigen Kalkulation von Gesamtinvestitionskosten in Höhe von 1,896 Millionen Euro aus. Weil es für Nahwärmenetze verschiedene staatliche Förderprogramme gibt, die sich auf rund 720 000 Euro summieren, müssten noch rund 390 000 Euro an Eigenkapital aufgebracht werden, was bei 65 Anschlüssen dann 6000 Euro pro Haushalt bedeuten würde.

Langfristig, ist Bachmann überzeugt, würden die Nahwärme-Kunden auf alle Fälle profitieren. Bei einem angenommenen Verbrauch von 25 500 Kilowattstunden pro Jahr würden sie im Verglich zur Holzheizung 772 Euro sparen, im Vergleich zur Ölheizung sogar 841 Euro. "Wir verkaufen hier keine Heizdecken, wir verkaufe hier etwas Gutes", betonte Bachmann am Ende der rund zweistündigen Veranstaltung, bei der auch viele individuelle Fragen beantwortet wurden.

"Bleiben wir dran?"

Abhängig davon, wie bis zum 18. Oktober der Rücklauf der Absichtserklärungen zum Beitritt für das Nahwärmenetz ist, werde sich zeigen, ob das Emetzheimer Nahwärmenetz auch wirklich realisiert werden kann, erklärte Manuela Mühlöder: "Für uns ist dann die Frage, bleiben wir dran und machen wir weiter?" Als nächster Schritt wäre dann eine Genossenschaft zu gründen. Dass das passiert, ist momentan sehr wahrscheinlich.

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