FDP übt Kritik: Ist das Partyverbot am Brombachsee Diskriminierung?

29.3.2021, 06:01 Uhr
FDP übt Kritik: Ist das Partyverbot am Brombachsee Diskriminierung?

© Foto: Zweckverband Brombachsee

Hintergrund ist die Satzung des Zweckverbands Brombachsee zur Benutzung der Strandanlagen. In diesem Regelwerk findet sich ein Passus, wonach Schulfeiern und insbesondere Feiern von Abschlussklassen am Strand verboten sind. Zwar wurde dieses Verbot schon im Oktober 2018 beschlossen, es geriet nun aber wegen eines Leserbriefs und der aktuellen Corona-Situation wieder in den Blick.

Zwei junge Erwachsene aus einem Pleinfelder Ortsteil hatten sich beklagt. Gerade für junge Menschen sei die Pandemie eine Zumutung. Obwohl die Gesundheitsgefahr für diese Gruppe vergleichsweise gering sei, würden ihnen zahlreiche Einschränkungen abverlangt. Und dazu sei man auch gerne in gelebter Solidarität bereit, betonten die Leserbriefschreiber. Nur wünsche man sich diese Solidarität dann an anderer Stelle auch für sich selbst.

In puncto Feiern am See könne man das aber nicht erkennen. Während Tagesurlauber im Sommer Müllberge hinterließen, verbiete man Feiern von einheimischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen wegen der Müllproblematik im Nachgang.


Besucher lassen immer mehr Müll im Fränkischen Seenland


Die Weißenburger FDP fand diesen Gedankengang offenbar überzeugend und schlägt sich nun auf die Seite der Feierwilligen. Mit markigen Worten. Nicht nur, dass der Ortsverband einen "freien See" fordert, er erkennt in dem Abschlussklassen-Feierverbot auch gleich eine Diskriminierung junger Menschen.

Jugend unter Generalverdacht

"Die Satzung muss unverzüglich diskriminierungsfrei gestaltet werden", fordert Florian Wittmann umgehend, der Bundestagskandidat der FDP im hiesigen Wahlkreis Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen. "Besonders beim Verbot von Abschlussfeiern sehen wir junge Menschen unter einen Generalverdacht gestellt", heißt es in der Pressemitteilung.

Das Verbot von Abschlussfeiern solle ersetzt werden durch eine Genehmigungspflicht von Feiern mit mehr als 15 Haushalten. Die FDP argumentiert, dass der Brombachsee ein Ort für die gesamte Bevölkerung sein müsse, da dieser Bereich ja auch steuerfinanziert unterhalten werde.

Beim Zweckverband Brombachsee ist man ein wenig verwundert, dass das Thema jetzt wieder auf die Tagesordnung kommt. Immerhin hatte man das Party-Verbot schon vor rund zweieinhalb Jahren erlassen. Und das mit einer längeren Vorgeschichte, wie Dieter Hofer, der Vorsitzende des Zweckverbands Brombachsee, gegenüber unserer Zeitung feststellte.

Scherben am Strand

Über Jahre hinweg habe man im Nachgang der Abschlussfeiern das Problem komplett vermüllter Strände gehabt. Man habe Kontakt mit den Schulen aufgenommen und sie gebeten, ihre Abschlussjahrgänge anzuhalten, die Strände wieder zu säubern. Das sei einige Zeit gut gegangen, dann habe es wieder von vorne begonnen.

"Wir haben wirklich immer wieder versucht, das gütlich zu lösen, aber es hat einfach nicht funktioniert", so Hofer. "Und wir müssen da auch an unsere Urlaubsgäste denken. Wenn die ins Seenland fahren und um 9 Uhr das erste Mal an den Strand schauen, und dann liegen da überall Bierflaschen und Scherben . . ."


Abschlussfeiern am Brombachsee sind nun tabu


Es sei auch dem Ortsverband bekannt, dass es in der Vergangenheit zu Problemen mit Abschlussfeiern am See gekommen sei, erwidert die FDP. "Aber ein generelles Verbot von Feiern zu explizit genannten Anlässen" halte man für eine "kurzsichtige Lösung". Generell sollte es möglich sein, dass große Gruppen an öffentlichen Plätzen feiern, das sei Teil einer offenen Gesellschaft. Wichtig sei dabei, dass die Spielregeln klar seien, wie die Flächen am See für Feiern zu nutzen sind.

Der Shisha-Bann

Übrigens ist man FDP-seitig auch gegen ein Wasserpfeifenverbot am See und hat damit doch noch einen aktuellen Anlass gefunden. Denn der Shisha-Bann am Strand ist tatsächlich neu, wie Zweckverbands-Geschäftsführer Hofer bestätigt.

Allerdings habe man aus seiner Sicht da nur die geltende Verbotslage angepasst. Denn: Auch offenes Feuer und Grillen sei am Ufer verboten. Und da die Wasserpfeifen mit einem glühenden Kohlestück betrieben werden, sei das mehr eine Fortschreibung als ein neues Verbot. Zumal dieses Kohlestück leider überall lande, nur nicht da, wo es hingehöre, so Zweckverbands-Geschäftsführer Hofer.

Die FDP allerdings hält auch dieses Verbot für zu schnell geschossen. Man fordert hier "eine bessere Analyse der Problemlage" und Regeln, die sich auf die Konsequenzen der Tätigkeit beziehen und nicht auf die Tätigkeit selbst. Soll heißen, die FDP will, dass man weiter Shisha am See rauchen darf, dass es aber etwa verboten ist, deren glühende Kohle am Strand zurückzulassen.

Die Fortsetzung der Diskussion folgt möglicherweise im Sommer. Denn, wenn es so weitergeht, fallen wieder viele große Events aus und Clubs und Discos haben zu. Die Party am Strand wäre dann sicher eine willkommene Abwechslung.

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