Corona

Fitnessstudios in Altmühlfranken durchleben harte Zeiten

18.1.2022, 05:38 Uhr
Unter 2Gplus Bedingungen und Hygienauflagen sind die Fitnessstudios, hier das Aktiv Fitness- & Gesundheitszentrum Weißenburg, seit Ende November geöffnet

© Mathias Hochreuther, NN Unter 2Gplus Bedingungen und Hygienauflagen sind die Fitnessstudios, hier das Aktiv Fitness- & Gesundheitszentrum Weißenburg, seit Ende November geöffnet

In den vergangenen Monaten wurden die Fitnessstudios – Betreiber wie Kunden – aber von den Maßnahmen in der Corona-Pandemie arg gebeutelt. Lange wurden sie im Lockdown geschlossen, oftmals wechselten dann die Bedingungen, unter denen sie wieder öffnen durften.

Nach der Wiedereröffnung der Studios Ende Mai/Anfang Juni 2021 galt zunächst die „3G“-Regel, Anfang November wurde für kurze Zeit auf „3Gplus“ umgestellt, dann folgte „2G“ (zwischenzeitlich ohne Maske) und schließlich gilt seit Ende November 2021 „2Gplus“; die FFP2-Maske ist ein steter Begleiter im Studio, abgenommen werden darf sie nur an den Geräten selbst. Verkompliziert wird die Lage dadurch, dass für den Rehasport, der in vielen Studios ja ebenfalls angesiedelt ist, wieder andere Regelungen gelten.

Deutlich weniger los

Aktiv Fitness- & Gesundheitszentrum, Weißenburg. „Der Januar war schon immer unser stärkster Monat, das ist auch dieses Jahr so, aber es ist trotzdem deutlich weniger los“, sagt Cedric Grund, der als angehender Sport- und Fitnesskaufmann ziemlich oft am Tresen im Studio in der Richard-Stücklen-Straße steht. Vor allem am Abend sei es ruhiger als in sonstigen Zeiten, also jenen ohne Corona.

In den Vormittagsstunden laufe es normaler, da käme eher die ältere Generation. Also wiederum jene, die in der Regel am frühesten im vergangenen Jahr geimpft wurden und deshalb auch als erste die Auffrischungsimpfung erhalten haben. Und für die „Geboosterten“ fällt ja der Test weg, der doch einige ob des zusätzlichen Aufwands wohl abgeschreckt habe.

Cedric Grund zieht den Schub hinter seinem Tresen auf und zeigt die Selbsttests, die Kunden auch im Studio kaufen und durchführen können. Die meisten Gäste kämen aber mit Impf- und, wenn nötig, Testnachweis. Und der entsprechende Status wird dann auch im System gespeichert. „Eine Kontrolle durch Gesundheitsamt und Polizei hatten wir auch schon“, berichtet Grund.

Mitgliederschwund

Ebenso wie einen Mitgliederschwund. Dieser beziehe sich auf ungeimpfte Sportler, auf solche, die keine Lust zum Testen hätten, oder auf jene, die in Zeiten der Ungewissheit keine (finanziellen) Verpflichtungen eingehen wollen. Auf etwa 20 Prozent schätzt diesen Schwund Mirko Lasarz, Teammitglied des Aktiv Fitness- und Gesundheitszentrums von Inhaber Lothar Hüttinger.

Hinzu kämen noch jene, die ihre Mitgliedschaft stillgelegt hatten oder haben. Und es fehlen eben die Neueintritte, die die ansonsten ja auch üblichen Kündigungen ausgleichen.

„Es ist unverändert eine harte Zeit, aber wir müssen durchhalten. Und wir freuen uns über die Solidarität unserer Mitglieder“, sagt Lasarz.

"Wir haben halt keine Lobby."

Fitnessclub Brombachsee, Pleinfeld. Uwe Rohn ist frustriert – und er sagt das auch deutlich: „Ich dachte immer, ich mache hier was sinnvolles und gesundheitsförderndes“, sagt der Inhaber des Fitnessclubs Brombachsee in Pleinfeld, „und dann falle ich immer wieder aus allen Wolken.“

Unter 2Gplus Bedingungen und Hygienauflagen sind die Fitnessstudios, hier das Aktiv Fitness- & Gesundheitszentrum Weißenburg, seit Ende November geöffnet.

Unter 2Gplus Bedingungen und Hygienauflagen sind die Fitnessstudios, hier das Aktiv Fitness- & Gesundheitszentrum Weißenburg, seit Ende November geöffnet. © Mathias Hochreuther, NN

Auf die Palme bringen ihn vor allem die Maßnahmen seitens der Politik und deren Begleiterscheinungen, die auch bei ihm zu einem Verlust an Mitgliedern von circa 20 Prozent geführt haben. „Ich bin jetzt seit 15 Jahren in Pleinfeld und wir sind von Jahr zu Jahr gewachsen, seit Corona aber nicht mehr. Gerade rund um den Jahreswechsel sind alle normalerweise voll motiviert, jetzt gibt es so gut wie keine Neuanmeldungen, das ist ein Desaster.“

Für ihn steht fest: „Fitnessstudios sind keine Infektionstreiber, das habe ich noch nie gehört. Es ist ja vielmehr nachgewiesen, dass Sport gesund ist“, sagt Rohn „aber wir haben halt keine Lobby.“

Warum Uwe Rohn aber oftmals von „einem schlechten Witz“ in Bezug auf die staatlichen Auflagen spricht, hat andere Gründe. Erstes Beispiel aus seiner Sicht: „Wenn Leute zu vom Arzt und von der Krankenkasse verordneten Rehasport zu mir kommen, brauchen sie gar nichts. Kommen die gleichen Leute aber danach wieder in mein Studio, um sich auch ohne Rezept weiter fit zu halten, gilt für sie 2Gplus.“

Abgelehnter Förderbescheid sorgt für Frust

Nimmt er solche Verordnungen noch kopfschüttelnd hin, hat ihn ein abgelehnter Förderbescheid – nicht zum ersten Mal in den vergangenen Monaten – gar bis vor Gericht getrieben. Im Lauf der Pandemie hat Uwe Rohn seine Räumlichkeiten auch nach Rücksprache mit dem für Fitnessstudios zuständigen DSSV (Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen) gewissermaßen „Corona-gerecht“ umgebaut.

Beispielsweise hat er Bereiche, in denen sich Menschen sammeln können (etwa den Tresen im Eingangsbereich) umgebaut, Trainingsbereiche separiert, Lüftungsanlagen in Umkleidekabinen eingebaut, Glasbacksteine durch Fenster ersetzt oder auch einiges (mit finanziellem Aufwand) digitalisiert, um Kontakte zu minimieren.

„Das hätte ich nicht machen müssen, mein Studio ist bombenmäßig gelaufen, das war alles wegen Corona“, versichert Uwe Rohn, der nach Rücksprache mit Experten vom DSSV und einem Steuerberater dann auch Fördermittel für seine Investitionen beantragt hat. Die Antwort: „Über zwei Drittel meines Förderantrags wurden gestrichen, weil das ja nur normale Umbaumaßnahmen waren“, schimpft Uwe Rohn, „dagegen klage ich jetzt aber.“

Gesundheitssport hat es leichter

Gesundheitszentrum Giesen, Pappenheim. Bei Helga Giesen, zusammen mit ihrem Mann Heinz und Sohn Jonas in der Geschäftsführung des Gesundheitszentrums Giesen in Pappenheim tätig, ist die Stimmungslage etwas anders. Freilich gibt es auch ein „normales“ Fitnessstudio im Gesundheitszentrum, der Schwerpunkt liegt in Pappenheim aber auf dem vergleichsweise weniger eingeschränkten Gesundheitssport. Und da gelten ja oftmals andere Regeln – siehe oben Rehasport.

Helga Giesen kann jedoch auch nicht immer alle Regelungen bis ins Detail nachvollziehen. Im ersten Lockdown hatten sie in Pappenheim freiwillig alle Angebote ausgesetzt, aktuell laufen die Rehasportstunden in kleinerem Rahmen ab. Und die ungeimpften Rehasportler hatten sie in Vier-Augen-Gesprächen gebeten, doch auch ohne Zwang einen negativen Test mitzubringen.

„Das Verständnis war da“, sagt Helga Giesen zur Reaktion auf diese, nun ja, freiwillige Verpflichtung.

Dem Körper etwas Gutes tun

In etwa drei oder vier Prozent an Mitgliedern hätten in den vergangenen Monaten gekündigt, relativ wenige im Vergleich zu anderen Fitnessstudios. „Wir sind halt auch kein klassisches Fitnessstudio, der medizinische und gesundheitliche Aspekt steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt Helga Giesen, weniger das reine „Pumpen“ an den Geräten.

Ob Krafttraining oder Reha- und Gesundheitssport, Helga Giesen hofft einfach, dass die Studios dank der Impfungen und auch mit den mittlerweile erprobten Hygieneauflagen offen bleiben. Immerhin hätte man ja gesehen, was andernfalls passiert. „Im ersten Lockdown war die Verunsicherung groß, die Leute sehr zurückhaltend. Mit zunehmender Zeit haben sie aber gemerkt, wir müssen wieder was machen, sich bewegen zum Beispiel unsere Diabetes-Patienten. Jetzt kommen die Leute wieder und sind glücklich, dass sie ihren Sport machen können.“

Denn eines steht für Helga Giesen fest: „Dem Körper etwas Gutes tun, dafür ist Sport wahnsinnig wichtig.“