Freie Wähler nominieren Thomas Strobl als OB-Kandidat für Weißenburg

13.1.2014, 08:00 Uhr
Freie Wähler nominieren Thomas Strobl als OB-Kandidat für Weißenburg

© Robert Renner

Ob Hauber wirklich von seiner These überzeugt ist, sei dahingestellt. Strobl ist schließlich kommunalpolitisch ein noch wenig beschriebenes Blatt. Fakt ist aber, dass die Stimmung bei den Freien Wählern gut ist. Der Fraktionschef und Kreisvorsitzende sieht sie aktuell in Weißenburg „so gut aufgestellt wie nie zuvor.“

Auf einen einstimmigen Vorstandsbeschluss hin schlug er der Versammlung Thomas Strobl als OB-Kandidaten vor. 24 Besucher zählte die Versammlung im Gasthaus „Zum Hirschen“, 16 davon sind FW-Mitglieder. Strobl stellte sich ihnen mit einer kämpferischen Rede vor, in der er vor allem die Weißenburger CSU harsch anging, aber auch die Sozialdemokraten und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) kritisierte.

Strobl ist gebürtiger Münchner und wuchs in Starnberg auf. Er studierte in Bayreuth Rechtswissenschaften und absolvierte eine Zusatzausbildung als Wirtschaftsjurist. Seit 1998 ist er selbstständiger Rechtsanwalt. In Weißenburg hat der Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Miet- und Wohneigentumsrecht seit 2006 mit SPD-Stadtrat Günter Kreißl und dessen Sohn Andreas eine Kanzlei.

Selbstbewusst

Strobl ist Vorsitzender des Mietervereins Weißenburg und Umgebung mit 200 Mitgliedern. Bekannt ist er vor allem durch sein Engagement als 2. Vorsitzender des TSV 1860 Weißenburg. Seit drei Jahren ist er für die Finanzen des Vereins zuständig, der zuvor finanziell stark angeschlagen war. Dass der TSV nun wieder „auf einer soliden Grundlage“ steht, schreibt sich Strobl, der auch Funktionär im Schachverband ist, selbstbewusst auf seine Fahnen.

Den Freien Wähler Weißenburg trat er 2007 bei. 2009 wurde er deren Schriftführer, zwei Jahre später übernahm er den Vorsitz. Er kandidiert zum zweiten Mal nach 2008 für ein kommunalpolitisches Amt. OB will er werden, weil er der Meinung ist: „Weißenburg braucht frisches Blut an der Spitze. So, wie es momentan ist, kann es nicht weitergehen.“

Kritik an CSU und SPD

Worum es der CSU bei der Wahl gehe, habe man nach deren Nominierungsversammlung im Tagblatt lesen können. Sie wolle „mit einem Oberbürgermeister und einer vorzeigbaren Anzahl an Stadträten regieren, ohne sich ständig Mehrheiten suchen zu müssen. Strobl: „Mit anderen Worten, die CSU will zu dem Zustand zurück, der bis 2008 geherrscht hat. Sie will alleine regieren. Kompromisse sind dann überflüssig.“ Entscheidungen fielen „dann auch nicht mehr im Stadtrat, sondern in den Fraktionssitzungen der CSU“,legte der FW-Kandidat noch eine Schippe drauf.

Doch das kann seiner Lesart nach ebenso wenig gewollt sein, „wie der derzeitige Zustand der SPD“. Seit dem Wechsel an ihrer Spitze sei die Fraktion „im Zerfall begriffen“ und stehe „vor einem Scherbenhaufen“. OB Schröppel habe bei der Haushaltsabstimmung „ausnahmsweise einmal zu seiner Verwaltung gehalten“. Fraktionschef Andre Bengel hingegen wolle „aus persönlichen Motiven keine Mehrzweckhalle in seiner Nachbarschaft“. „Die Basis hat sich geschlossen gegen ihre Führung gestellt. Diese Vorstellung der SPD war erbärmlich“,  kommentierte Strobl die Tatsache, dass ein Großteil der SPD-Stadträte für eine größere Sporthalle und nicht für die günstigste Variante stimmte.

Generell sei der Ablauf der Haushaltsberatungen „ein Armutszeugnis, das in der Geschichte der Stadt Weißenburg seinesgleichen suchen dürfte“, meint der OB-Kandidat, der bei der Sitzung als Zuhörer dabei war. Und weiter: „Wenn bei der CSU eines funktioniert, dann ist es die Fraktionsdisziplin. Einer bestimmt, der Rest darf keine eigene Meinung haben und läuft wie Lemminge hinterher.

Haushaltsplan 2013 wurde nicht umgesetzt

Anfang 2013 habe der Stadtrat einen „mutigen Haushaltsplan“ beschlossen. Warum dieses Konzept nun aufgegeben wurde, erschließe sich ihm nicht, sagte Strobl und meinte damit vor allem den vorläufigen Rückzug aus dem Bau der Vierfachturnhalle. Der Freie Wähler sprach sich für deren möglichst schnelle Realisierung aus.

Weißenburg könne sich die Halle und die übrigen anstehenden Projekte „ohne Weiteres sofort leisten“, denn die finanziellen Verhältnisse der Stadt seien „solide und geordnet“. Der Schuldenstand werde vom Kämmerer für Ende 2016 heute mit 21 Millionen Euro deutlich geringer prognostiziert, als noch vor einem Jahr mit 33 Millionen Euro. 2013 sei „erneut weit besser gelaufen als erwartet“. Und angesichts dessen, dass derzeit „Kapital zu einem Zinssatz deutlich unter zwei Prozent für die Stadt“ zu haben sei, sollte man nicht länger zuwarten, meinte er.

Einen Vorstoß in diese Richtung habe auch der CSU-OB-Kandidat gewagt, sagte Strobel und spielte auf Alexander Höhns Grundsatzrede bei der Nominierung der CSU-Stadtratskandidaten an. „Welche Reaktion er damit in der CSU-Fraktion ausgelöst hat, konnten wir danach öffentlich miterleben. Auf Druck der Fraktion musste er einen Rückzieher machen“, sagte Strobl.

Die Union stelle nicht den Oberbürgermeister und daher gehe es ihr „lediglich darum, Erfolge, deren sich andere rühmen könnten, zu verhindern“. Der Freie Wähler: „Es werden düstere Prognosen gezeichnet, die ohne substanzielles Fundament lediglich auf Angstmacherei abzielen.“ Man dürfe aber nicht vergessen, „wer uns diesen Investitionsstau eingebrockt hat, wer vor zehn bis 25 Jahren die notwendigen Investitionen in die Mittelschule und in die Turnhalle unterlassen hat, sodass wir heute handeln müssen und nicht mehr verschieben können.“

Internationale Kontakte pflegen

Doch nicht nur um die Großprojekte will Strobl sich kümmern. Er will für „attraktive Wohnverhältnisse“ sorgen. Ein besonderes Augenmerk will er auf Bildungsangebote richten. Und internationale Beziehungen müssten belebt werden. Kulturelle und sprachlicher Austausch sei wichtig nicht nur für Jugendliche, sondern auch im Hinblick auf das Technologie- und Studienzentrum. Ferner gelte es die Herausforderungen des demografischen Wandels anzunehmen. Es fehlten „Pläne für ein generationenübergreifendes Miteinander“. Als Idee nannte er dazu einen Generationenspielplatz.

Ein weiteres Defizit sieht Strobl im Fehlen eines größeren Hotels. Die Stadt müsse sich „wesentlich stärker“ für die Ansiedlung engagieren. Auch eine weitere Attraktivitätssteigerung für den Marktplatz hält er für nötig.

Er werde sich für Weißenburg „mit besten Kräften einsetzen“, versprach er. Weißenburg brauche einen starken OB, der „konsequent seine Ziele verfolge. Die Stadt brauche keinen OB, „der seine Pläne nur an der öffentlichen Meinung ausrichtet und diese bei der ersten Kritik wieder umwirft. Strobl: „Weißenburg braucht auch keinen Oberbürgermeister, der lediglich als Sprachrohr seiner Fraktion dient.“

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