Gassla-Areal in Weißenburg: Mehrheit für Wohnraum

1.7.2020, 05:51 Uhr
Gassla-Areal in Weißenburg: Mehrheit für Wohnraum

© Foto: Robert Renner

38,6 Prozent (960 Stimmen) sprachen sich dafür aus, dass eine reine Nutzung als Parkfläche sinnvoll wäre, sprich, dass auf dem Areal kein kommunaler Wohnungsbau entstehen soll. 20,2 Prozent (504 Stimmen) erachten sowohl Autostellplätze als auch günstige Wohnungen als notwendig an.

Bemerkenswert war das Abstimmungsverhalten bevor wir in der Zeitung auf die Umfrage auf unserer Internetseite www.weissenburger-tagblatt.com hingewiesen hatten. In dieser Phase sprach sich eine weitaus deutlichere Mehrheit für die Antwort "Bezahlbare Wohnungen in Weißenburg sind rar. Hier sollte gebaut werden!" aus.

Gefragt hatten wir: "Braucht Weißenburg am Standort des Gassla-Bauern eher Parkflächen oder Wohnraum?" Als weitere Antworten standen zur Wahl: "Parkplätze in Innenstadtnähe sind knapp. Parkflächen wären am sinnvollsten!" Und: "Sowohl Parkplätze als auch Wohnraum werden benötigt. Es sollte ein Gesamtkonzept erstellt werden." Dabei sollte dann die gesamte Gestaltung des östlichen Altstadteingangs inklusive Verkehrsführung berücksichtigt werden.

Gassla-Areal in Weißenburg: Mehrheit für Wohnraum

© NN-Grafik

Anlass für die Umfrage war die Diskussion im Bauausschuss des Weißenburger Stadtrats zum Vorschlag von Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD), das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen abreißen zu lassen und dort einen weiteren kommunalen Wohnungsbau zu errichten. Dafür fand sich keine Mehrheit.

Während die SPD – und im Nachgang in der öffentlichen Debatte – auch die Linke dem Vorschlag Schröppel folgten, sprachen sich CSU, Freie Wähler (FW) und Grüne zunächst dagegen aus.

Heinz Gruber (FW) begründete seien Ablehnung damit, dass Parkplätzte für die Altstadtgeschäfte überlebensnotwendig seien. Für diesen Zweck sei das Grundstück auch gekauft worden. Zusätzliche Wohnungen zu günstigen Mietpreisen erachtet er derzeit nicht als notwendig. Vielmehr würde seiner Meinung nach dadurch Konkurrenz zum großen Steinleinsfurt-Projekt der Wohnungsgenossenschaft Eigenheim geschaffen.

Inzwischen gibt es zu dem Thema auch Anträge an den Stadtrat, die in der Sitzung am morgigen Donnerstag, 2. Juli, ab 17 Uhr in der Karmeliterkirche behandelt werden sollen. Die CSU möchte als Interimslösung geschotterte Parkplätze auf dem Grundstück schaffen. Solche seien dort vorgesehen gewesen, bevor Schröppel kurz vor der Kommunalwahl mit dem Wohnbauprojekt für das Areal angekommen sei, begründen die Christsozialen.

"Kommunale Wohnungsbauprojekte können aus unserer Sicht zwar grundsätzlich sinnvoll sein, aber nicht auf einem Grundstück wie dem Gassla-Bauer-Areal, welches eine entscheidende Rolle für eine mögliche Weiterentwicklung einer der wichtigsten Weißenburger Verkehrsknotenpunkte spielen könnte, schrieb Fraktionschef Klaus Drotziger. Außerdem seien im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Parkplätze an dieser Stelle vorgeschlagen worden, befindet die Union. Und man verbaue sich eine Weiterentwicklung des benachbarten Kronprinzen.

Zwei Anträge haben die Grünen gestellt. Sie plädieren dafür, den Plerrer samt Umgriff vom Kino bis zum Schrecker neu als Parkplatz entsprechend den Skizzen, die im Bauausschuss vorgelegt wurden, umzugestalten. Parkplätze in dieser Lage seien "für die Altstadt höchst sinnvoll", schrieb Fraktionssprecher Maximilian Hetzner. "Die unansehnliche bauliche Situation" werde bereinigt und "die kahlen Asphaltflächen aufgelockert und begrünt."

Nutzungsmöglichkeiten prüfen

Zum kommunalen Wohnungsbau wollen die Grünen, das die städtischen Liegenschaften Eichstätter Straße 3 (Gassla-Bauer), Eichstätter Straße 1 (Kronprinz), Jahnstraße 2 (Ämtergebäude) und Nördliche Ringstraße 33 (Progymnasium) auf verschiedene Nutzungsmöglichkeiten hin betrachtet werden. Dabei sei zu prüfen, ob das Ämtergebäude verwendbar sei oder abgebrochen werden müsse.

Geprüft werden soll nach den Vorstellungen von Bündnis 90/Die Grünen, ob in den Anwesen kommunaler Wohnungsbau gemäß den geltenden Förderbedingungen, Parkplätze mit Begrünung und ein zweites Parkhaus realisierbar seien. Zu klären seien auch andere Nutzungsmöglichkeiten (Volkshochschule, Jugendzentrum, privater Wohnungsbau u. a.).

Gleichzeit soll über die Verbesserung der gesamten Verkehrsführung im Bereich zwischen Plerrer, Niederhofener, Eichstätter und Obertorstraße nachgedacht werden. Einfließen sollen die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs für das Neulinger-Gelände, "die ja Gestaltungsvorschläge für die Kreuzung am Schiff und die Bebauung auf der Nordseite der Eichstätter Straße beinhalten", meint Hetzner.

Die Grünen würden den kommunalen Wohnungsbau nicht generell ablehnen, begründet der Fraktionssprecher, sondern lediglich die "isolierte Betrachtung an dieser einen Stelle". Hetzner: "Die Chance, über mehrere Grundstücke in einem sensiblen Bereich der Stadt zu verfügen und diese damit selbst gestalten zu können, kommt nicht oft vor und sollte für die weitere Stadtplanung genutzt werden."

Nach Vorlage der Ergebnisse könne über "kommunalen Wohnungsbau an der geeigneten Stelle entschieden und gegebenenfalls eine längerfristige Planung für die künftige Nutzung der einzelnen Liegenschaften erfolgen".

Die SPD hat derweilen eine Online-Petition für den kommunalen Wohnungsbau auf dem Gassla-Bauer-Grundstück initiiert. Sie will das Ergebnis in der morgigen Stadtratssitzung vorlegen. Ziel sind 500 Unterstützer. Bis gestern Mittag hatten 170 Bürger unterschrieben.

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