Gemeinde Alesheim streitet weiter um Kindergarten

21.9.2020, 12:00 Uhr
Gemeinde Alesheim streitet weiter um Kindergarten

© Foto: Jürgen Leykamm

Diese Frage treibe die Gemeinde stark um, sorge für viel Unruhe und Unfrieden und habe ihm die schwierigste Phase seiner Amtszeit beschert. Er durchlebe mit ihr quasi "das verflixte 13. Jahr", sagte Schuster zu Beginn. Auch die Gemeinderatsmitglieder hätten gerade keine leichte Arbeit, es gebe turbulente Sitzungen. Schlaglichtartig verwies Schuster auf die Chronologie des Geschehens: Bereits seit Januar 2019 sei der Alesheimer Kindergarten aufgrund der Personalprobleme geschlossen.

Die Trommetsheimer Einrichtung böte für die Buben und Mädchen eine Übergangslösung. Im November gleichen Jahres hätten sich die Verwaltungen beider Kirchengemeinden als Träger der beiden eingruppigen Einrichtungen dafür ausgesprochen, sie zu einer einzigen mit zwei Gruppen verschmelzen zu lassen – Mit der Standortempfehlung Trommetsheim, der sich der Gemeinderat angeschlossen habe.

"Das hat zu großen Widerständen geführt", so Schuster. Sie mündeten in zwei Bürgerbegehren, die der Gemeinderat jeweils abgelehnt hatte, da sie nicht den gesetzlichen Anforderungen genügten: Sowohl das Landratsamt wie der Bayerische Gemeindetag haben diese Sicht geteilt und dem Gemeinderat keine Wahl gelassen. Seither sind die Fronten verhärteter denn je.

Versöhnungstreffen ist geplant

Die Hoffnungen liegen auf einem nichtöffentlichen Versöhnungstreffen mit Dekanin Ingrid Gottwald-Weber in wenigen Tagen. Im Vorfeld wurde bei der Bürgerversammlung noch einmal Öl ins Feuer gegossen. Den Anfang machte Herbert Gagsteiger, ein Motor des ersten Bürgerbegehrens, das für den Erhalt beider Kindergärten plädiert. Zunächst emotional tief bewegt und den Tränen nahe deckte er konsequent die Hintergründe auf, wie sie sich ihm darstellen. Es lohne einen Blick darauf zu werfen, wer die Nutznießer der Trommetsheimer Variante seien: Einmal die VG Meinheim, die so weniger Arbeit habe und bei Gesprächen ihn und die Fürsprecher des ersten Bürgerbegehrens "bedroht und verhöhnt" habe. Zweiter Profiteur sei die evangelische Kirche, die sich so bezüglich ihrer Gebäudeproblematik elegant aus der Affäre ziehen könne. Und dritter Gewinner sei der Bürgermeister selbst, der als Trommetsheimer ein Prestigeobjekt für seinen Heimatort vorweisen könne.

Außerdem habe wohl ein Exempel statuiert werden sollen, nachdem das Bürgerbegehren in Wachenhofen bezüglich der Abwasserfrage erfolgreich gewesen sei. Damit das nicht Schule mache, habe man in Sachen Kindergarten "eine abschreckende Wirkung" erzielen wollen. Erschwerend komme hinzu, dass die Trommetsheimer Einrichtung vor 20 Jahren nur dadurch am Leben erhalten werden konnte, weil Alesheimer Eltern ihre Kinder damals dorthin geschickt hätten. Ohne diese Solidarität gäbe es das jetzige Problem gar nicht.

Besonders problematisch sieht Gagsteiger die , die sich nur auf zwei Worte stützt. Beanstandet worden sei der Appell, dass sich die Gemeinde für den Alesheimer Kindergarten als "einzigen" Standort stark machen und dafür "alles" unternehmen solle. "Mit Böswilligkeit lässt sich alles abschmettern", habe ihm gegenüber dies ein Rechtsanwalt kommentiert, so Gagsteiger. Ob er und der Gemeinderat sich aufgrund dieser Argumente nicht dazu veranlasst sähen, die eigene Position zu überdenken, fragten darauf mehrere Bürger bei Schuster nach. Dieser verneinte und stellte sich hinter sein Gremium. Es bleibe bei der jetzigen Marschroute, "solange ich nicht zu einer anderen Entscheidung gezwungen werde" – etwa durch ein Bürgerbegehren.

"Ein dünner Boden"

Petra Conrad als eine der Initiatorinnen des zweiten Bürgerbegehrens wollte das so nicht stehen lassen. Denn schon bei der jetzigen Entscheidung pro Trommetsheim habe der Rat "seine Verantwortung nicht wahrgenommen!" Er hätte sich für den "Gemeindekindergarten" Alesheim einsetzen sollen. Stattdessen sei der Rat der kirchlichen Empfehlung gefolgt. Ein Herr im Publikum verschärfte den Ton noch einmal. Schuster habe sich in einer Gemeinderatssitzung gemeinsam mit zwei anderen Ratsmitgliedern zwar für einen einzigen Standort ausgesprochen, aber offen gelassen, wo dieser sein solle. Nun aber klänge das ganz anders. Der Bürgermeister antwortete ehrlich, aber für viele unbefriedigend: "Da kann ich mich nicht daran erinnern." Was nur noch mehr reizte und schließlich in der Frage mündete, ob es seitens des Gemeinderats überhaupt ein Beschluss für die Trommetsheimer Lösung gefallen sei. Darauf gab es nur eine ausweichende Antwort Schusters: "Zumindest gab es im Gremium eine klare Meinung."

Das sei ein zu dünner Boden für eine Entscheidung mit immenser Tragweite, ließ Gerhard Satzinger als Sprecher des zweiten Bürgerbegehrens durchblicken. Er war es auch, der die Dekanin kontaktiert hatte: "Mir ist der Frieden auf unseren Dörfern wichtig!" Deswegen lautete sein Appell: "Springt über Euern Schatten und erhaltet beide Kindergärten! Sonst gibt es vielleicht bald gar keinen mehr!"

Für diesen Vorschlag plädierte abschließend auch der Altbürgermeister Fritz Gagsteiger. Auch in seiner Amtszeit sei die Alesheimer Einrichtung immer etwas teurer gewesen als die Trommetsheimer. Er habe aber mit viel weniger Geld auskommen müssen, "das bei einer solchen Entscheidung aber keine Rolle spielen darf!"

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