Gutsfest in Ellingen: Musikfans feiern bis in die Nacht

23.6.2018, 13:10 Uhr
Der Topact des Abends: Glasperlenspiel

© Markus Steiner Der Topact des Abends: Glasperlenspiel

Die musikalische Bandbreite war groß: Von Chansons, Liedermachermusik bis hin zu Elektropop und Ska reichte der Mix, der bestens ankam. Der Topact des Abends, Glasperlenspiel, konnte mit einer bombastischen Licht- und Bühnenshow begeistern. Die ehrlichste Musik machten die Straßenmusiker "Strabande" und "Etienne Y Bagages" und Michael Gabler, die ganz ohne große Showeffekte auskommen.

Angesichts des nass-kühlen Wetters und der Tatsache, dass "Glasperlenspiel" in wenigen Wochen beim Bayern3-Dorffest im September in Treuchtlingen für umsonst singt, war Veranstalter Erik Scheffell (esevents) überaus zufrieden. Der alte Ökonomiehof füllte sich, kurz nachdem zuvor ein heftiger Regenschauer über Ellingen herab geprasselt war. Die Straßenmusiker "Etienne y Baggages" und "Strabande", die vor dem Zeughaus in der Gasse mit den Foodtrucks spielten, hatten musikalische Appetithäppchen dabei und verbreiteten schnell entspannte Festivalstimmung. Auf der großen Wiese auf der Westseite des Barockschlosses konnten die Kinder unter Aufsicht der Erzieherinnen T-Shirts und Caps bemalen, Drachen fliegen lassen und wurden unter anderem vom Ellinger Hofnarren Andreas "Schocki" Schock bespaßt.

Refrain auf dem Karton

Insofern hatte es die Band als erster Top-Act des Tages "Lea" leicht, die Herzen der Fans für sich zu gewinne. Leadsängerin Lea-Marie Becker, die schon bei Mark Forster Backgroundsängerin war und mit Glasperlenspiel auf der Bühne stand, hatte erst im vergangenen Dezember mit ihrem Song "Leiser" einen Hit gelandet. Ihr melancholischer Indie-Pop, die eher sanfteren Töne und ihre Songs in deutscher Sprache wie "Rückenwind" oder "Zu Dir" kamen an beim Publikum. Weil noch nicht alle Leas Texte auswendig mitsingen können, hatte die Kasseler Songwriterin den Refrain ihres Lieds auf einen Karton geschrieben, den sie zum Mitsingen in die Höhe hielt.

Das hatte Sängerin Carolin Niemczyk nicht mehr nötig. Glasperlenspiel konnte mit allen ihren veröffentlichten Alben Gold gewinnen. Ihr absoluter Hit "Geiles Leben" ist derzeit einer der bekanntesten deutschen Popsongs und wurde allein auf Youtube über 100 Millionen Mal geklickt. In Ellingen hatte die Elektropop-Band ihr neues Album "Licht & Schatten" dabei, mit sie derzeit durch Deutschland tourt. Der Name ist dabei Programm: Mit einer fulminanten Lichtshow verzauberten sie den altehrwürdigen Innenhof der Ökonmie, projizierten den Eifelturm zum Song "Paris" oder ein Schwarz-Weiß-Foto des Publikums auf die Großleinwand und zeigten, dass man im Musikbusiness heute vor allem auch auf Show-Effekte bauen muss.

Ganz ohne Showeffekte

Ganz ohne die kam unter anderem Wladimir Kaminer aus, der zum einen im Ochsenstall aus seinem neuen Buch las und zum anderen die Nachtschicht übernahm und ab 0.45 Uhr bis in den frühen Morgen mit seiner legendären "Russendisko" den Ochsenstall zum Beben brachte. Der erfolgreiche deutschsprachige Autor, der mehr als drei Millionen Bücher (u.a. "Liebesgrüße aus Deutschland", "Die Reise nach Trulala", "Russendisko" gewinnt sein Publikum schnell durch seinen skurrilen Humor, seinen herrlichen deutsch-russischen Akzent und seine Spontanität. Als er die Bühne im Ochsenstall betritt, fragt er verschmitzt ins Pubikum: "Wo waren wir stehengeblieben?"

Lokalmatador Michael Gabler schaffte es ebenfalls spielend mit seiner Band und dem erdigen, kraftvollen Rock den Bretterboden im Ochsenstall zum Beben zu bringen. Treibende Beats, eine beeindruckende Stimme und eine gute Bühnenpräsenz sowie eine Band, die ihr Handwerk beherrscht, sind die Zutaten, die Lieder wie "Little hearts and lost stories" zu Ohrwürmen werden lassen. Letzters spielt die Live-Band nach "Follow" als Zugabe und sorgt dafür, dass die echten Fans es nicht mehr pünktlich zum ersten Lied von "Glasperlenspiel" schaffen.

Die Ska-Band Skaos sorgte im Nachgang dafür, dass dem tanzenden Publikum nicht viel Zeit zum Durchschnaufen blieb: Mit ihrer "Hard Hitting Skank Style Music", wie sie ihren eigenen Stil nennen, motivierten die siebenköpfige Band das Publikum mit Liedern wie "Shakt it up!" zum tanzen, hüpfen und pogen. Alles in allem war auch das zweite Gutsfest ein Festival für die ganze Familie, das auch im nächsten Jahr gerne wiederholt werden darf.

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