In Weißenburg gibt es bald wieder Theater

29.5.2020, 13:35 Uhr
In Weißenburg gibt es bald wieder Theater

© Archivfoto: Peter Schafhauser

Am 16. März war die letzte Vorstellung in der Luna Bühne. Seit acht Wochen ist die Tür zu. Wie fühlt man sich?

Thomas Hausner: Es ist einfach ein ungutes Gefühl, ich persönlich spüre sehr viel Unsicherheit. Und was mir natürlich total abgeht, ist der Spielbetrieb. Der geht uns allen im Ensemble ab, ganz klar.

Acht Wochen Stillstand heißt acht Wochen Leere?

Nicht wirklich. Gut, ich war nie so viel spazieren wie in dieser Zeit, habe aber auch manches hier im Raum renoviert. Ich habe Wände gestrichen und den Bühnenboden lackiert. Der glänzt jetzt wie die Sau. Alles Arbeiten, für die bisher keine Zeit war.

Der Schauspieler Stephan Zinner hat auf die Frage, wie er sich fühlt, gesagt: "Scheiße halt." Verständlich?

Aus seiner Sicht ja. Für uns aber kann ich das so nicht stehen lassen. Der Stephan ist Solo-Künstler, der lebt von seinen Auftritten . . . Ich lebe nicht davon. Ich habe inzwischen meine Rente und ich habe eine Frau, die arbeitet und Geld verdient. Ich beantrage auch nichts aus dem Künstler-Hilfsprogramm, das brauche ich nicht zum Leben. Das Geld sollen lieber die kriegen, die es wirklich nötig haben. Es gibt viele Solo-Selbstständige, die sonst über keine Einnahmen verfügen.

In Weißenburg gibt es bald wieder Theater

© Foto: Peter Schafhauser

Wie wichtig sind Kleinkunstbühnen?

Die dürfen halt nicht kaputtgehen, sonst ziehe ich den Künstlern zusätzlich den Boden unter den Füßen weg. Fördermittel würden manchen helfen, Kredite allerdings weniger, die müssen irgendwann mit Zinsen zurückgezahlt werden. Für uns will ich allerdings sagen: Wir in der Luna Bühne könnten es noch länger durchhalten. Aber: Es tut weh, nichts zu tun!

Es drücken also keine Kosten, wie bei anderen Instituten?

Nur indirekt. Meiner Frau und mir gehört das Haus, wir vermieten die Bühne an den Luna Bühne Theater e.V., der allerdings als gemeinnütziger Verein so gut wie keine Rücklagen hat. Das Theater als Betreiber hat trotzdem laufende Kosten wie Programmdruck, Versand, Kartendruck etc. Was mir viel mehr Sorgen bereitet, ist die Aussicht, die Zukunft. Müssen wir ab September – wenn wir unseren Spielbetrieb wieder aufnehmen können – auch noch die Abstandsregeln einhalten? Das wäre ein Riesenaufwand.

Das heißt konkret?

Rein von der Belegung her. Ich habe etwa 80 Sitzplätze. Reinlassen darf ich aber wahrscheinlich nur 30 bis 35 Besucher. Tische werde ich wahrscheinlich in reduzierter Zahl aufstellen dürfen, die sind ja auch gewisse Abstandshalter. Spiele ich dann einmal oder zweimal pro Abend? Wie werden die Pausen organisiert, Toilettengänge, Getränkeservice? Möglicherweise trennen wir auch Ein- und Ausgang. Es gibt also noch einiges zu klären.

Sicher müssen auch dann noch Gästelisten geführt werden?

Mit den Anmeldungen hätten wir keine Probleme. Wer kommt, das wissen wir auch bisher anhand der Reservierungslisten. Die Leute kaufen kaum noch an der Abendkasse. Das könnten wir also gut hinkriegen. Eine Abendkasse wird es sicher nicht mehr geben. Die Karten müssten online oder telefonisch gegen Rechnung bestellt werden.

Gibt es Pläne für den Spielbetrieb?

Im Prinzip ja. Was die Luna Bühne betrifft, hoffe ich, dass unsere sogenannten Winterstücke tatsächlich laufen können. Mitte September können wir hoffentlich normal weitermachen. Beginnen wollen wir mit den "Kulturhäppchen" und dem "Amtsgericht". Was mich aus heutiger Sicht beschäftigt, sind die Abstandsregelungen auf der Bühne. Noch sind fast vier Monate Zeit, was bis dahin an Vorgaben kommt, bleibt einfach abzuwarten.

Und wie sieht es draußen aus?

Da bin ich noch zuversichtlicher. Schon im Juni sind Vorstellungen im Klostergarten geplant. Unsere Termine liegen zwar schon zwei Tage vor dem offiziellen Plazet (ab 15. Juni dürfen Theater wieder öffnen; Anm. Redaktion), ich hoffe aber, wir kriegen das genehmigt. Und ab Ende Juli spielen wir im Rathaus-Innenhof. Zu diesen Terminen dürfte es erst recht keine Probleme geben.

Da läuft was?

Im Klostergarten zeigen wir "Amphitryon", eine Veranstaltung der Stadt Weißenburg. "Amphitryon" ist eine hinreißende Verwechslungskomödie von Molière, die Heinrich von Kleist zu einem Lustspiel umgearbeitet hat. Vier Vorstellungen sind geplant. Da sehe ich auch keine Probleme, weil wir nur zu viert sind. Das heißt, wir können sowohl bei den Proben als auch bei den Vorstellungen die Abstandsregeln einhalten. Außerdem ist das fast ein Familienstück. Meine Frau und mein Sohn spielen noch mit und die Lena Sturm. Eine Fremde ist ja erlaubt (lacht). Stadt und Ordnungsamt haben ausgerechnet, dass in den Klostergarten 61 Personen rein dürfen – natürlich mit Abstand. Im Rathaus-Innenhof wollen wir unser Erfolgsstück "Jedermoo" spielen und Episoden von "Don Camillo und Peppone". In beiden Stücken haben wir es weitgehend mit Einzelszenen zu tun, das sollte klappen. Wahrscheinlich muss jeder bereits geschminkt und umgezogen kommen. Aber auch das sehe ich relativ entspannt. Wichtig ist, dass wir bis Ende Juli vernünftig proben können.

Die Vorfreude ist also schon da?

Natürlich – uns geht es ums Spielen, endlich wieder spielen. Theaterspielen ist unsere Leidenschaft. Und da sehe ich Licht am Ende des Tunnels, auch wenn noch viel zu klären ist.

Das geplante Programm: "Amphitryon" im Klostergarten Weißenburg, Samstag, 13. Juni, 20 Uhr; Sonntag, 14. Juni, 18 Uhr; Samstag, 27. Juni, 20 Uhr und Sonntag, 28. Juni, 18 Uhr. "Jedermoo" und "Don Camillo und Peppone", ca. Ende Juli im Rathaus-Innenhof.

 

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