Mehr Naturverständnis in Weißenburg

20.10.2019, 07:30 Uhr
Mehr Naturverständnis in Weißenburg

© Foto: Markus Steiner

Für Buchhändlerin Bettina Balz war es ein kleines Wagnis, weil niemand abschätzen konnte, ob die neue Reihe auch auf Resonanz stößt. Ihr Mut hat sich indes gelohnt: Die kleine Buchhandlung platzte aus allen Nähten, und rund 40 Gäste, darunter gut 50 Prozent Frauen, waren gekommen, um sich Jahrzehnte nach dem eigenen Physikunterricht noch einmal mit Themen wie der "Maxwellschen Gleichung", "Young‘s Doppelexperiment", Interferenzen, und der Frage auseinanderzusetzen, warum Licht keine Masse hat.

Licht beschäftigt die Menschen seit der Antike und wurde in vorwissenschaftlicher Zeit vor allem mit Göttern gleichgesetzt. So hatten schon die Inkas, Ägypter oder Asyrer ihre eigenen Sonnengötter. Schon früh wurde erkannt, dass Licht Leben ist, ohne das es keine Pflanzen, aber auch keine anderen Lebewesen auf der Erde gäbe.

Newton hat sich Licht als Strom von Teilchen vorgestellt. Ein Jahrhundert später setzte sich durch Beobachtungen von Thomas Young hingegen die Überzeugung durch, dass Licht eine Welle ist. Seit etwa 100 Jahren wissen wir jedoch: Licht ist beides, sowohl Welle als auch Teilchen.

"Es werde Licht!"

Joachim von Zanthier, der Experimentalphysiker und Hochschullehrer an der Uni Erlangen ist, begann seinen Vortrag mit einem Zitat aus der Schöpfungsgeschichte in Genesis: "Es werde Licht!" Licht sei generell ein gutes Thema, befand der Wissenschaftler, der am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg forscht und seit seiner Kindheit von Licht fasziniert ist.

"Wir haben eine Leidenschaft für unsere Forschung" bekannte der 55-Jährige, dem man das auch bei seinem Vortrag anmerkte, den er flüssig und frei hielt und bei dem er manchmal zu vergessen schien, dass sich im Publikum keine Physikstudenten, sondern eben auch Zuhörerinnen und Zuhörer befanden, die maximal einen Grundkurs Physik genossen hatten.

In Großen und Ganzen gelang es von Zanthier aber recht gut zu erklären, warum sich unter anderem Licht im Wasser anders beugt als in der Luft, warum Licht reflektiert und auch gebrochen wird und wie man nachweisen kann, dass Licht eine endliche Geschwindigkeit hat, die bei beeindruckenden 299 792 Kilometern pro Sekunde liegt, der sogenannten Lichtgeschwindigkeit eben.

Von Zanthiers Vortrag war ein kursorischer Ritt durch die Optik, der bei der Genesis begann, Galileo Galilei streifte, bei Hertz‘ Entdeckung des elektrischen Lichts halt machte und auch die Messung der Hohlraumstrahlung nicht außer Acht ließ, die für die "erste große Verwunderung" in der Physik gesorgt habe, weil man entdeckte, dass die Auslenkung des Lichts nur diskrete Werte annehmen kann und quasi der Beginn der Quantenphysik war.

Nobelpreis für Einstein

Van Zanthier erläuterte kurz auch den Fotoeffekt für dessen Erklärung Albert Einstein 1905 den Nobelpreis erhalten hat. Albert Einstein bekam den Preis für die Erkenntnis, dass Lichtwellen Teilchenverhalten zeigen. Die Wissenschaftler wunderten sich damals über den fotoelektrischen Effekt: Wenn man Metallplatten mit Licht bestrahlt, können Elektronen aus dem Metall herausgelöst werden.

Der Referent ging auch auf neueste Forschungen ein, wie die Erkenntnis, dass Licht auch Atome bremsen kann und beantwortete im Anschluss Fragen seiner interessierten Zuhörer, die unter anderem wissen wollten, warum es manchmal zwei Regenbögen gibt, warum Licht masselos ist oder wie Licht unsere Stimmung beeinflussen kann.

Am Ende lieferte der sympathische Wissenschaftler noch einmal eine kurze Zusammenfassung auf die Eingangsfrage "Was ist Licht?": Licht ist eine Welle, Licht besteht aus Lichtteilchen, Licht propagiert als Lichtstrahl und Licht ist Welle und Teilchen zugleich."

Schön, wenn man die paar Dinge, die man sogar verstanden hat, noch einmal komprimiert zusammengefasst bekommt. Denn wie wusste Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe schon: "Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen." Übrigens hatte auch Deutschlands größter Dichter ein besonderes Verhältnis zum Licht und soll auf seinem Sterbebett folgende letzten Worte gesagt haben: "Mehr Licht!"

Der nächste Vortrag in der Reihe "Natur besser verstehen" findet am Donnerstag, 30. Januar, statt. Dann wird der Weißenburger Professor Dr. Walter Doerfler, der an der Uni Erlangen lehrt, diese spannende Frage beantworten: "Was ist DNA?"

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