Neues Verkehrskonzept vorgestellt

Mehr Platz für Radler und Fußgänger in Weißenburg

31.7.2021, 07:05 Uhr
Das neue Altstadtverkehrskonzept für Weißenburg schlägt unter anderem vor, am Blauen Haus die Durchfahrt zu sperren, um so das angrenzende Quartier um bis zu 600 Fahrzeuge pro tag zu entlasten.

© Robert Renner, NN Das neue Altstadtverkehrskonzept für Weißenburg schlägt unter anderem vor, am Blauen Haus die Durchfahrt zu sperren, um so das angrenzende Quartier um bis zu 600 Fahrzeuge pro tag zu entlasten.

Die Ergebnisse spiegeln damit die Erkenntnisse aus den Diskussionen der vergangenen Monate und Jahre wider. Vorgestellt hat das Konzept – aktueller Stand der Dinge ist eher eine Bestandsaufnahme mit Ziel- und Handlungsvorschlägen – dem Stadtrat Diplom-Ingenieur Robert Wenzel von der Bernard-Gruppe, einer großen Ingenieursgesellschaft, unter anderem mit Sitz in München.

Das Problem wird schon bei der Einfahrt in die Altstadt über die Hauptrouten deutlich, beispielsweise die Obertorstraße. Die sei aufgeweitet und mehrspurig „mit einer deutlichen Überbetonung des Kfz-Verkehrs und unzureichender Berücksichtigung des Radverkehrs“ sagte der Ingenieur. Ähnlich sieht es in der Bahnhofstraße aus.

Er sprach ferner von der „Dominanz parkender Fahrzeuge“ und wies auf die nur teilweise Freigabe für Radfahrer in Einbahnstraßen hin, diese auch in Gegenrichtung befahren zu dürfen.

Und so nimmt es nicht Wunder, dass unter den weiteren verkehrlichen und städtebaulichen Zielen die „Verbesserung von Bewegungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer“ zu finden ist. Die Rede ist in der Auflistung aber auch von der „Vermeidung von Umwegfahrten und Parksuchverkehren innerhalb der Altstadt“, dem „Sicherstellen der ÖPNV-Erschließung“, der „Erhöhung der Aufenthaltsqualität von Straßenräumen und zentralen Plätzen“, der „barrierefreien Gestaltung der Verkehrsanlagen“ und der „Stärkung des Einzelhandels“. Gleichzeitig sei aber zu beachten, dass die Wohnquartiere weiterhin gut erreichbar bleiben, machte Wenzel deutlich.

Durchfahrtmöglichkeiten unterbinden

Als erste Ansätze schlug er verkehrsberuhigte Bereiche an zentralen Plätzen (beispielsweise Luitpoldstraße oder Saumarkt) oder „Einschränkungen von Fahrtrelationen“ vor. Will beispielsweise heißen, die Durchfahrt von der Rosenstraße über Am Hof und die Schanzmauer zur Bahnhofstraße sowie den öffentlichen Verkehr im Bereich An der Schranne und Bachgasse zu unterbinden.

Allgemein sei eine Verkehrslenkung über den Altstadtring und das Erschließen von außen nach innen nötig, „damit Parksuchverkehre vermieden werden“, sagte der Ingenieur. Es gelte also den Verkehr der Altstadt schon richtig zuzuleiten.

Dies kann Wenzel zufolge über ein Parkleitsystem und entsprechende Wegweisung geschehen. In der Altstadt erachtet er dann das gebührenpflichtige Kurzzeitparken mit bedarfsgerechten, individuellen Lösungen als richtig. Außerhalb der Altstadt rät der Fachmann zu kostenlosem Langzeitparken für Beschäftigte und Besucher. Ferner steht im Gutachten eine „Reduzierung des öffentlichen Stellplatzangebots in der Altstadt“, denn damit wird der Parksuchverkehr weniger, erläuterte er.

Raum für Fußgänger

Und es wirke sich zugunsten der Fußgänger und Radfahrer aus, sagte Wenzel bei seinen Vorschlägen zur Gestaltung von Plätzen und Straßenräumen. Dies schaffe Raum für Fußgänger und wirke sich auf deren Bewegungsmöglichkeiten und die Aufenthaltsqualität aus.

Bei den Maßnahmen zur Verkehrsregelung und -organisation hat die Bernard Gruppe drei sogenannte Netzfälle untersucht. Zum einen eine Sperrung der Durchfahrt für Autos und Motorräder am sogenannten Blauen Haus. Dies entlastet nach den Berechnungen Wenzels den Bereich Rosenstraße, Am Hof und Schanzmauer um bis zu 600 Fahrzeuge pro Tag.

Wenzel sprach von einer „spürbaren positiven Wirkung“. Es ergebe sich zwar auch eine leichte Verkehrszunahme in der Unteren Stadtmühlgasse, weil über sie der Platz Am Hof angefahren werden müsste, ansonsten sieht er aber keine nennenswerten Verkehrsverlagerungen in andere Straßen.

Einbahnstraßen drehen?

Zum anderen wurde ein Umkehren der Einbahnregelung in der südlichen Bachgasse und einem Teil der Oberen Stadtmühlgasse (ab der Einmündung Wildbadstraße) durchgerechnet, was dort ebenfalls bis zu 600 Fahrzeuge weniger pro Tag bedeuten könnte. Dafür würde der Verkehr An der Hagenau um circa 350 und am Knebberlesbuck um circa 200 Fahrzeuge pro Tag anwachsen. In der Altstadt ergäben sich aber keine nennenswerten Verkehrsverdrängungen.

Zum dritten wurde eine stadteinwärts gerichtete Einbahnregelung in der Frauentorstraße untersucht. Dies würde aber zu Mehrbelastungen andernorts, vor allem in der eh schon viel befahrenen Bahnhofstraße führen. Die Wirkung dieser Maßnahme bezeichnete Wenzel daher als „begrenzt“.

Zugrunde liegen seiner Ausarbeitung vor allem eine Verkehrszählung an Kontenpunkten am Altstadtring samt Verkehrszeichenerfassung an einem Donnerstag im vergangenen Oktober und das bereits bestehende Verkehrsmodell für Weißenburg.

Nun gilt es die Vorschläge und Erkenntnisse zu diskutieren und hernach das Konzept festzuschreiben. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel zufolge soll Wenzels Vorlage in den Fraktionen „verarbeitet und diskutiert“ werden. Nach der Sommerpause will er „in die Diskussion einsteigen“.