Pappenheim: Streit um abgesagtes Helferessen

6.12.2019, 13:29 Uhr
Ein Bratwurst-Essen sorgt in Pappenheim für Streit: Der zweite Bürgermeister hatte dazu eingeladen, der erste Bürgermeister wieder ausgeladen.

© Foto: Tourismusverband Naturpark Altmühltal/Dietmar Denger Ein Bratwurst-Essen sorgt in Pappenheim für Streit: Der zweite Bürgermeister hatte dazu eingeladen, der erste Bürgermeister wieder ausgeladen.

Die Altmühlstadt wird von einem neuen Thema in Atem gehalten. Ähnlich wie bei den vier Quadratmetern (wir berichteten) scheint der Anlass klein, die Aufregung dafür groß zu sein. Diesmal geht es um ein abgesagtes Essen für Helfer des Pelzmärtelmarkts. Inzwischen haben sich Bürgermeister Uwe Sinn (SPD), zweiter Bürgermeister Claus Dietz (Freie Wähler), Karl Satzinger (Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste) sowie die SPD-Fraktion zu Wort gemeldet.

Der Sachverhalt zeigt, wie aufgeregt die Gemüter gut drei Monate vor der Kommunalwahl in Pappenheim sind. Erst vor Kurzem hatte man sich mit einem "Fairness-Abkommen" auf einen sachlichen Wahlkampf eingeschworen, schon wirft man sich gegenseitig Falschinformation, Denunziation und mangelnden Respekt vor.

Die Geschichte beginnt mit einer Ausladung. "Bedauerlicherweise kann unser Essen nicht stattfinden", teilte eine städtische Mitarbeiterin schriftlich und in größerem Verteiler mit. "Erster Bürgermeister Uwe Sinn empfindet das Essen für nicht erforderlich und wird somit die Bezahlung aus städtischen Mitteln nicht zulassen", erklärt die Angestellte.

Dass sie dieses Verhalten fragwürdig findet, kann man nicht nur zwischen den Zeilen herauslesen. "Dieses Essen sollte eine kleine Anerkennung für Euren tatkräftigen Einsatz sein, das offensichtlich nicht gewollt ist", heißt es in eigenwilliger Grammatik weiter. Ein ziemlich offener und öffentlicher Angriff auf ihren Dienstvorgesetzten. Dass sie an dem Tag, als sie das Schreiben versendete, ihren letzten Arbeitstag hatte, weil sie auf einen neuen Job wechselte, dürfte ihr die forsche Formulierung erleichtert haben.

Was im Folgenden passierte, war erwartbar. Das Schreiben fand seinen Weg in die sozialen Medien und wurde heiß diskutiert. Ehrenamtlich arbeitenden Bürgern ein kostenloses Essen wegzunehmen, kommt nicht gut an. Bürgermeister Sinn sah sich zu einer Erklärung gezwungen. Er weist in einem schriftlichen Statement darauf hin, dass die Einladung ohne sein Wissen ergangen und eigenmächtig von der betreffenden Mitarbeiterin der Stadt veranlasst worden sei. Ersteres stimmt, Zweiteres ist falsch.

Einladung in Vertretung

Der zweite Bürgermeister Claus Dietz meldete sich in der Causa zu Wort und gab an, er hätte die Essenseinladung ausgesprochen, als er den auf einer Tourismusmesse weilenden Bürgermeister für zwei Tage vertreten habe. Die Mitarbeiterin habe in seinem Auftrag gehandelt.

Von der Essenseinladung erfuhr der amtierende Bürgermeister nach eigenen Angaben durch einen Post-it-Zettel auf seinem Schreibtisch. Dort sei ihm handschriftlich mitgeteilt worden, dass er auch zu dem Essen eingeladen sei, das die Stadt ausrichte. Daraufhin ließ er die Mitarbeiterin das Essen absagen. Inhaltlich erklärte Sinn den Rückzieher damit, dass es für ihn entscheidend sei, dass alle Vereine und Gruppierungen der Stadt gleichberechtigt seien.

Wenn man nun einer Gruppe, die an einem Samstagvormittag einige Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet habe, ein Essen ausgebe, müsse man im Grunde der Feuerwehr nach jedem größeren Einsatz ebenfalls eine Mahlzeit spendieren. Oder dem Kunst- und Kulturverein oder dem Heimat- und Geschichtsverein oder der Theatergruppe, zählte Sinn weiter auf. Im Übrigen verwies er darauf, dass die Stadt an diesem Samstag auch bereits eine kleine Brotzeit bezahlt habe.

"Nahezu jede Woche werde ich um irgendwelche Spenden, Kostenübernahmen oder Essensspenden gebeten", so der Bürgermeister. "Würde ich all dem nachgeben, so müsste die Stadt allein hierfür einen fünfstelligen Betrag in den Haushalt stellen." Zudem verwies er darauf, dass von den knapp 30 Eingeladenen etwa die Hälfte Angestellte der Stadt gewesen seien, die ihre geleisteten Arbeitsstunden allesamt aufgeschrieben hätten und damit dafür entlohnt würden. Dazu wären fünf Stadträte gekommen, deren Aufgabe es als Ratsmitglieder ja gerade sei, sich ehrenamtlich für die Stadt einzusetzen. Er käme nach Durchsicht der Einladungsliste auf rund zehn ehrenamtliche Helfer. "Deren Einsatz hätte man sicher auch auf andere Art würdigen können."

Die SPD-Fraktion stellte sich in einer eigenen Stellungnahme hinter ihren Bürgermeister. Man kritisiert zudem das Verhalten der inzwischen ehemaligen Stadtmitarbeiterin deutlich. Entscheidungen ihres Dienstvorgesetzten derart "heftig mit teilweise unrichtigen Behauptungen" öffentlich anzugreifen, sei nicht in Ordnung. Dass CSU, Freie Wähler und Bürgerliste mit der weiteren Veröffentlichung der Kritik ein solches Verhalten unterstützen, sei fraglich und untergrabe die Autorität eines Dienstvorgesetzten.

Fraktionsvorsitzender schämt sich

Das sehen die genannten Fraktionen naturgemäß anders. Für die Freien Wähler kritisierte Dietz, dass Sinn "seine eigenen ,Wahrheiten" verbreite und nicht mal seine eigenen Fraktionsmitglieder korrekt informiere. Er bezog sich damit auf Sinns falsche Behauptung, dass die Verwaltungsangestellte eigenverantwortlich zu dem Essen geladen habe. Aus Sicht des zweiten Bürgermeisters sei es unverantwortlich, die zart keimende Pflanze des ehrenamtlichen Engagements in der Stadt durch mangelnde Anerkennung zu zertreten.

Karl Satzinger meldete sich ebenfalls zu Wort und nannte es "beschämend", dass "Beschäftigte der Stadt Pappenheim in Misskredit gebracht werden". Er sprach diesbezüglich von Denunziation. Und der Essens-Aufreger schaffte es auch in die Nominierungsrede von CSU-Bürgermeister Florian Gallus, der die Absage als "traurig, aber wahr bezeichnete" und feststellte, dass er als Bürgermeister das Geld zur Not noch aus der privaten Tasche ausgelegt hätte.

Zu dem Essen kam es am Ende im Übrigen doch noch. Und zwar, weil Bürgerliste, CSU und Freie Wähler gemeinsam die rund 270 Euro aus ihren Fraktionskassen bezahlten. Es gab Bratwürste mit Kraut.

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