Rare Welpen in Altmühlfranken

15.10.2020, 06:17 Uhr
Rare Welpen in Altmühlfranken

© Foto: Lidia Piechulek

Irmgard und John Ewald haben Ende Juli mit der Suche nach einem Labrador-Welpen begonnen. Es sollte der vierte Hund der Familie werden. Allerdings wurde das Ehepaar sehr bald überrascht: Von den Mondpreisen im Internet und dem immensen Zeitaufwand, den es sie kostete, überhaupt einen potenziellen Welpen zu finden.

Sehr oft stellte sich bei Inseraten heraus, dass der entsprechende Hund längst vergeben ist. In Corona-Zeiten, sagten die Züchter ihnen, seien die meisten Würfe innerhalb weniger Stunden vermittelt. Dass sie auf Bruno gestoßen sind, war hingegen blanker Zufall.

Als sie einen schwäbischen Züchter kontaktierten, hatte sich bei diesem einige Wut aufgestaut: Der kleine Welpe sei einfach nicht abgeholt worden. Keine Absage, kein Anruf – die Familie aus Österreich tauchte einfach nicht auf. Die Ewalds setzten sich deshalb sofort ins Auto und holten Bruno zu sich nach Hause.

Markt in Aufruhr

Der Markt nach Hunden und insbesondere Welpen scheint seit einiger Zeit in Aufruhr zu sein: Viele wollen jetzt sofort einen Hund und sind bereit, viel Geld dafür zu bezahlen. Denn die Flexibilität vieler ist durch die Corona-Pandemie gestiegen, durch Homeoffice und Kurzarbeit gibt es plötzlich mehr Zeit, um einen jungen Hund in die Familie einzugewöhnen.

Schulkinder, die sonst viel zu tun haben, hatten in den vergangenen Monaten viel Freizeit und die Eltern wollen, dass sie diese zumindest teilweise auch draußen verbringen. Für Familien, die schon zuvor mit dem Gedanken gespielt haben, war die aktuelle Situation perfekt, um sich endlich einen Hund zuzulegen.

Das beobachtete zumindest Jörg Rieder-Sandel vom Hundezentrum Pleinfeld. Er bietet normalerweise individuelles Training für Hunde an, in der Hochphase des Lockdowns war das allerdings nicht erlaubt.

Das Erziehungs-Zeitfenster

Er hat also damals ausschließlich telefonisch beraten, um die frischgebackenen Hundebesitzer aus der Ferne zu unterstützen. "Aber für Welpen gibt es bestimmte Zeitfenster", weiß er. Wenn diese geschlossen sind, sei es sehr mühsam, die Tiere umzuerziehen.

Ein Blick auf den digitalen Marktplatz zeigt: Es wird nicht jeder Hundefreund fündig – und manch einer sucht monatelang nach einem tierischen Begleiter. Die Züchter in Weißenburg und Umgebung haben keine Kapazitäten, den aktuellen Wünschen nach Hundewelpen gerecht zu werden.


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Züchterin Ivonne Amler aus Pleinfeld musste feststellen, dass sich die Art der Anfragen sehr verändert hat. "Früher sagte man noch ‚Grüß Gott‘ und die Leute haben von sich selber erzählt und von ihren Lebensumständen", erinnert sie sich. Heute gebe es oft kein Danke und kein Bitte. "Haben Sie Welpen?", so lauten die Anfragen, die sie direkt aussortiert.

Eine lange Warteliste

Amler führt bei ihren "Lakeland Aussies" eine Warteliste, die auf maximal zehn Interessenten beschränkt ist. Diese war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie voll und beinhaltet Menschen, die sie persönlich kennengelernt hat und die zum Teil seit dem letzten Jahr auf einen Wurf warten.

Insgesamt gibt es in jedem Jahr nur ein bis zwei Würfe, daher sagt die Züchterin derzeit allen Anfragenden ab. Hätte sie ihre Warteliste weitergeführt, wäre sie "sonst schon bei etwa 150 Personen", die auf rund fünf Australian-Shepherd-Welpen warten.

Bei dem Bullterrier-Züchter Hans Schmidt rufen seit gut sechs Monaten täglich vier bis fünf Interessenten an. Der Wettelsheimer hat sich bewusst gegen eine Warteliste entschieden, denn er hat damit schlechte Erfahrungen gemacht: "Die Leute wollen gleich einen Hund haben und springen dann ab, wenn sie an der Reihe sind. Es ist ganz selten, dass jemand wartet."

Ein Familienmitglied für etliche Jahre

Einige Züchter äußern außerdem Zweifel daran, ob sich alle aktuell Suchenden bewusst sind, dass sie sich ein Familienmitglied mit einer Lebenserwartung von 15 bis 16 Jahren zulegen. Man müsse den Tieren auch auf lange Sicht gerecht werden können. Vereinzelt berichten sie davon, dass Hundewelpen aus beruflichen Gründen nach zwei Wochen zurückgegeben worden sind.

Auch im Tierschutzverein Treuchtlingen-Weißenburg malt man sich solche Szenarien aus: Schon nächstes Jahr könnten die Hundewelpen von heute ins Tierheim gebracht werden. Aktuell sei das "Gott sei Dank noch nicht der Fall", erklärt Schatzmeisterin Sandra Löffler.

Die Käufer kennenlernen

Eine wichtige Vorsorge leisten Tierheime und Züchter schon vor der Abgabe eines Tieres. In einem persönlichen Gespräch versuche man immer festzustellen, ob es sich bei der Adoption nur "um eine fixe Idee handelt", so Löffler. Auch Ivonne Amler von "Lakeland Aussies" ist darum bemüht, die Absichten und den Charakter ihrer Käufer im Vorfeld abzuschätzen.

Es sei beispielsweise vorgekommen, dass ihr jemand mehrere Tausend Euro für einen Welpen bot, um auf die Warteliste zu gelangen. "Den habe ich sofort abgelehnt", erklärt sie empört. Mit einem Rückkaufrecht im Kaufvertrag hat sie zudem die Garantie, dass Hunde an sie zurückgegeben werden. Sie möchte nicht erleben, dass ihre Hunde zu einem Wanderpokal werden.

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