Sonat Vox sorgte in Pappenheim für eine vorzeitige Bescherung

2.12.2019, 11:55 Uhr
Sonat Vox sorgte in Pappenheim für eine vorzeitige Bescherung

© Foto: Uwe Mühling

Aber noch weit mehr: Der junge Männerchor um seinen erst 23 Jahre alten Dirigenten Justus Merkel sorgte zugleich für eine vorzeitige Bescherung, denn Vokalmusik in dieser außergewöhnlichen Qualität und Klangfülle bekommt man höchst selten zu hören.

Das 2015 aus ehemaligen Windsbacher Sängerknaben hervorgegangene A-cappella-Ensemble war zum vierten Mal in der Altmühlstadt zu Gast. Einmal zu einem sommerlichen Konzert im ehemaligen Augustinerkloster und nun bereits zum dritten Mal zum Adventsbeginn in der Stadtkirche. Deren Hausherr und Dekan Wolfgang Popp versprach eingangs ein "wunderbares Konzert mit wunderbaren Stimmen" – Vorschusslorbeeren, denen Sonat Vox auf ganzer Linie gerecht wurde.

In Pappenheim boten Merkel und Co. eine Mischung aus geistlichen Werken und Weihnachtsliedern. Letztere entstammen der brandneuen CD, die Sonat Vox gemeinsam mit dem Bläserensemble Motley Brass eingespielt hat. In der Stadtkirche hatte das Ensemble freilich einen anderen Begleiter: Kirchenmusikdirektor Raimund Schächer aus Treuchtlingen bereicherte das Konzert mit Orgelwerken und Choralbearbeitungen, die sich bestens einfügten, den Sängern zwischendrin die nötigen Verschnaufpausen verschafften und die einmal mehr Schächers virtuose Orgelkunst bestätigten.

Er absolvierte seine Konzertparts zugleich ganz unaufdringlich, denn im Mittelpunkt stand eindeutig Sonat Vox – wenn man so will der "Deutsche Meister" der Männerchöre, denn in dieser Kategorie hat die junge Formation im vergangenen Jahr den Deutschen Chorwettbewerb gewonnen. Warum das so ist, wurde den rund 200 Besuchern in der Stadtkirche ganz schnell klar: Die Mitglieder von Sonat Vox singen mit leidenschaftlicher Hingabe und unglaublicher Präzision, mit herausragender Harmonie und sensationeller Klangvielfalt.

Letztere rührt nicht zuletzt von der Stimmkonstellation her, denn neben der klassischen Besetzung mit Tenören und Bässen sind auch Altus-Stimmen ein Teil des Kammerchores. Besonders eindrucksvoll kommt dies zum Beispiel bei dem Weihnachtslied "Lasst uns lauschen" zur Geltung, dem Jonathan Mayenschein mit seinem Altus-Solo eine geradezu himmlische Note gibt. "Lasst uns lauschen" ist zugleich der Titel der CD und bildete in Pappenheim den Schlusspunkt des offiziellen Programms, dem mit "Still, still, still" noch eine Zugabe folgte.

Nicht nur diese beiden Lieder, sondern auch alles, was zuvor zu hören war, bot Sonat Vox in bravouröser und ergreifender Weise dar. Musik, die unter die Haut geht. Seien es nun zeitgenössische Kompositionen wie "Lux Aurumque" von Eric Whitacre oder "Ubi caritas et amor" von Ola Gjeilo, das berühmte "Sanctus" (Heilig, heilig, heilig) von Franz Schubert oder beliebte Weihnachtslieder wie "Herbei, o ihr Gläubigen, "Maria durch ein Dornwald ging", "Zu Bethlehem geboren" oder "In the Bleak Midwinter" – die 16 Sänger brillierten auf ganzer Linie mit ihrer Intensität und ihrem Nuancenreichtum.

Man tut sich schwer, einzelne Höhepunkte herauszuheben, wenn ein Highlight das andere jagt. Maßgeblichen Anteil daran hat Dirigent Justus Merkel. Er studiert derzeit in Dresden Chorleitung und hat inzwischen seinen eigenen Stil entwickelt. Manchmal hat man bei ihm das Gefühl, dass er die gewünschten Klangbilder förmlich mit seinen Händen vorzeichnet.

Merkel holt das Ensemble für rund 20 Konzerte (samt Proben) im Jahr zusammen. Das ist nicht immer ganz einfach, denn alle gehen den unterschiedlichsten Ausbildungen, Studien und Berufen nach. Vereint sind die Sänger allerdings in ihrer musikalischen Begeisterung.

Begeisterung ist auch das passende Stichwort für die Besucher: Am Ende eines Konzerts mit reichlich Gänsehaut-Effekt gab es stehende Ovationen und die Erkenntnis: Der "Deutsche Meister" der Männerchöre hat auf jeden Fall "Champions-League"-Format.

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