Wachenhof will kein Trennsystem

20.9.2019, 05:42 Uhr
Wachenhof will kein Trennsystem

© Foto: Deborah Weber

Denn wenn die Entsorgung von Regen- und Schmutzwasser in Zukunft über getrennte Kanäle läuft, zieht das aufwendige Grabungsarbeiten quer durch den Ort und durch sämtliche Privatgrundstücke mit sich. "Wir reden hier nicht nur über 5000 Euro, das geht eher in den fünfstelligen Bereich", befürchten die kritischen Bewohner.

Angesichts der drohenden Kosten und des allgemeinen Unmuts startete der Ortsteil eine Unterschriftenaktion und kam immerhin auf rund 75 Prozent Ablehnung: Von insgesamt 26 Gebäuden Wachenhofens sprechen sich 19 gegen das Trennsystem aus, 28 Unterschriften der jeweiligen Grundstückseigentümer prangen auf der Liste.

Die Besonderheit: Von emotionaler Bürgerwut ist keine Spur, die Dorfbewohner wollen mit ihrem Protest ausdrücklich auf sachlich-neutraler Ebene bleiben. "Uns geht es nicht um eine Privatfehde mit dem Bürgermeister", erklären einige Wachenhofener, die ihre Namen dennoch nicht in der Zeitung lesen. Es herrscht durchaus Verständnis, dass in Sachen Kläranlage etwas passieren muss. Zwar würde auch die Beibehaltung des alten Mischsystems Ausgaben verursachen, jedoch in einem deutlich humaneren Bereich.

Erstmals von der Maßnahme erfahren haben die Bewohner bei einer Infoveranstaltung im vergangenen Juni. Doch statt konkreter Aussagen gab es nur vage Kostenschätzungen, die das Wissensbedürfnis der Bürger nicht stillen konnten: "Die Infos waren wirklich dürftig, das war uns allen zu wenig Aufklärung." Immerhin geht es bei der Debatte nicht nur ums eigene Grundstück, sondern auch um den Geldbeutel.

Das Hauptargument fürs Trennsystem: Die großen Regenwassermengen müssen nicht von der Kläranlage verarbeitet werden, diese wird somit entlastet, und Fäkalien landen in einem separaten Abwasserkanal. Alesheims Bürgermeister Manfred Schuster hält dieses System daher genau wie das Planungsbüro Klos aus Spalt mit Abstand für die beste Lösung: "Wir haben jetzt im Zuge der Dorferneuerung die einzigartige Gelegenheit, alles in einem Rutsch zu erneuern."

Ökologisch und ökonomisch zugleich: Daher erhalten die meisten Neubausiedlungen mittlerweile von vorneherein das Trennsystem. Zwar hat Schuster durchaus Verständnis für den Widerstand aus Wachenhofen, zugleich sieht er sich jedoch in der Pflicht, über den eigenen Geldbeutel hinauszublicken: "Die Abwasserkanäle müssen nun mal alle 50 Jahre erneuert werden – damit ist das Trennsystem eine einmalige Chance für die kommenden Generationen!"

Die eher ältere Bevölkerung Wachenhofens überzeugt dieses Argument der Zukunftsinvestition nicht. Besonders für alleinstehende Grundstückseigentümer bedeutet der neue Kanal eine enorme finanzielle Hürde – und das eben jetzt.

Seinen Höhepunkt erreicht das kollektive Unverständnis schließlich im Direktvergleich zu einem anderen Alesheimer Ortsteil: Auch die Trommetsheimer Lindenstraße kriegt einen neuen Kanal, hier bleibt es jedoch beim alten Mischsystem. Für Wachenhofen ein klares Signal der Ungleichbehandlung: "Wenn doch dieses neue Trennsystem das Nonplusultra sein soll, wieso kommen dann nur wir in den Genuss?", fragen sich zwei Drittel des Alesheimer Ortsteils sarkastisch.

Für den Alesheimer Bürgermeister sind das "zwei Paar Stiefel": Da der Rest des Ortsteils Trommetsheim komplett über ein Mischsystem verfügt, wäre ein Trennsystem in einem einzigen Straßenzug vergeudete Mühe. In Wachenhofen gehe es dagegen nicht nur um eine Straße, sondern um das komplette Klärsystem: "Eine ganz andere Situation", so Schuster.

Die Lage ist verzwickt: Ökonomische Zukunftsinvestition versus persönliche Unkosten, Wirtschaft gegen Widerstand. Nun ist es am Alesheimer Gemeinderat, einen Weg aus dem misslichen Dilemma zu finden: Am heutigen Freitag, 20. September, steht die problematische Abwasserentsorgung auf der Tagesordnung. Dann wird sich zeigen, inwieweit die Wachenhofener mit ihrer Unterschriftenaktion die Gemeinderäte überzeugen konnten. Beginn der Sitzung ist um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Alesheim.

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