Was macht die Kultur in Weißenburg im Winter?

8.9.2020, 12:04 Uhr
Was macht die Kultur in Weißenburg im Winter?

© Foto: Thomas Lother

Weil draußen die Ansteckungsgefahr mit dem vermaledeiten Virus viel geringer ist, aber auch, weil es draußen Platz gibt. Und der ist nötig, um die Abstandsregelungen einzuhalten. Deshalb schaut man nun aber mit Sorge in den aufziehenden Corona-Herbst/Winter.

Wo sollen alle die Konzerte, die Kabarettveranstaltungen, die Lesungen, die Ausstellungen stattfinden, wo Bands, Chöre, Ensembles oder Autoren auftreten? Der größte Weißenburger Veranstaltungsraum – das Kulturzentrum Karmeliterkirche – dürfte bei den geltenden Bestimmungen vermutlich auf Platzzahlen von 100 bis maximal 200 Besuchern zusammenschnurren. Bei nahezu gleichem Aufwand und wohl auch Kosten für die Durchführenden.

Die Weißenburger Luna Bühne hat vor Wochenfrist ein Zeichen der Hoffnung gesetzt, und ihre Rückkehr angekündigt (wir berichteten). 40 Zuschauer dürfen in die Vorstellungen. Auch das weniger als die Hälfte des regulären Fassungsvermögens. Für die ehrenamtlich betriebene Bühne lässt sich das machen, für professionelle Veranstalter lässt sich unter solchen Bedingungen kaum arbeiten. Auf Dauer auch nicht für die Künstler, die weniger Gage bekommen, weil weniger Publikum Eintritt zahlt.

Die Zurückhaltung ist groß

Wenn dieses Publikum überhaupt kommt. Denn – das war schon bei den Open-Air-Veranstaltungen zu spüren – die Zurückhaltung der Menschen ist groß. Einkaufen muss man, aber auf ein Konzert, eine Lesung kann man verzichten, ohne sich in existenzielle Nöte zu begeben. Gehen die Menschen also den Umzug der Kultur nach drinnen mit, wenn es in ein paar Wochen witterungsbedingt nicht mehr anders möglich ist? Oder wird es ein dunkler Winter in Altmühlfranken? Die Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber im Moment sieht es nicht allzu rosig aus.

An diesem Donnerstag gibt es nun zunächst noch mal eine der letzten Möglichkeiten, sich an Draußen-Kultur zu erfreuen. Um 19.30 Uhr lädt die Buchhandlung Meyer zu einer Open-Air-Lesung in die Napo-Bar in der Gunzenhausener Straße ein. Der BR-Kulturjournalist, Krimi-Autor und Vorsitzende des Literaturhauses Nürnberg, Dirk Kruse, kommt zu einer Lesung. Er präsentiert den Krimi-Kurzgeschichtenband "Tod in der Gustavstraße".

Die Gäste nehmen dabei auf dem Hof vor der Terrasse der Napo-Bar Platz. "Da ist genügend Platz, um alle Corona-gerecht unterzubringen und mal wieder Literatur live zu erleben", wirbt Mathias Meyer, der Inhaber der Buchhandlung. "Auch wenn man sich dann wohl schon in eine der bereitliegenden Decken mummeln muss." Die Open-Air-Lesung ist auch für ihn eine der letzten sicheren Möglichkeiten, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Bücherschau steht

"Die klassischen Veranstaltungen der Buchhandlung Meyer, in unserem kleinen Barockzimmer im ersten Stock, wird es in diesem Winter eher nicht geben", stellt Meyer fest. "Die leben davon, dass man ganz eng sitzt und nah beim Künstler ist." Immerhin die Weißenburger Bücherschau vom 10. bis 17. November soll stattfinden. Die begleitenden Lesungen sollen ins Kulturzentrum verlegt werden und die Bücherausstellung im Wildbadsaal bleiben.


30 Jahre Weißenburger Bücherschau


Im Übrigen wird das Ende des Sommers auch der Wiederbeginn der Sorgen für die Gastronomie. Denn auch die konnten bislang die Corona-Auflagen vor allem draußen relativ leicht erfüllen. Auch hier wird es spannend zu sehen sein, wie der Re-Start drinnen auf Dauer funktioniert.

Die Buchhandlung Meyer bittet um Voranmeldungen für die Lesung von Dirk Kruse. Entweder per Telefon unter 09141/97 42 00, per Mail an info@buchhandlung-meyer.de oder über die Facebook-Seite der Buchhandlung. Auch an der Abendkasse gibt es noch Karten.

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